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Ukraine-Krieg: In Russland kritisieren die Kreml-Propagandisten den Krieg


Russische Kritik an Kriegsführung
"Gleichbedeutend mit einer Niederlage"

Von t-online, tos

Aktualisiert am 01.10.2025Lesedauer: 2 Min.
Ein russischer Soldat feuert eine Artilleriekanone ab: In der Propagandamaschine des Kreml mehren sich die Zweifel an einem russischen Sieg in der Ukraine.Vergrößern des Bildes
Ein russischer Soldat feuert eine Artilleriekanone ab: In der Propagandamaschine des Kremls mehren sich die Zweifel an einem russischen Sieg in der Ukraine. (Quelle: IMAGO/Stanislav Krasilnikov)
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Die Frontlage in der Ukraine ist angespannt, Russland macht kaum noch Fortschritte. Im Umfeld des Kremls wird die Kritik ungewöhnlich laut.

Monatelang war die Einschätzung zum Verlauf des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Westen und auf russischer Seite deutlich unterschiedlich. Nun mehren sich allerdings auch im Umfeld des Kremls kritische Stimmen – und zeichnen ein überraschend düsteres Bild der militärischen Lage in der Ukraine. Mehrere prominente kremlnahe Stimmen äußerten sich zuletzt ungewöhnlich offen zur angespannten Lage an der Front.

So warnte die russlandfreundliche ukrainische Bloggerin Tatyana Montyan am 22. September, dass es Russland an Personal für Offensiven mangele. Sollte es in der laufenden Offensive keinen entscheidenden Durchbruch geben, könne Präsident Wladimir Putin zu einer neuen Mobilisierungswelle gezwungen sein. "In der ersten Septemberhälfte hat sich das Tempo der Offensive deutlich verlangsamt. Möglicherweise sind die letzten Reserven aufgebraucht", sagte sie in einem Interview mit dem regierungsnahen Journalisten Pawel Iwanow.

Russischer Proxy: "Verluste sind unvergleichlich hoch"

Noch deutlicher äußerte sich Dmitri Rogosin, russischer Senator für die besetzte ukrainische Region Saporischschja. Auf seinem Telegramkanal erklärte er am 21. September: "Es ist unmöglich, voranzukommen. An der Front gibt es eine Pattsituation."

Der frühere Anführer der pro-russischen Separatisten in der Ostukraine, Pawel Gubarew, ging noch weiter. Die russischen Verluste seien "unvergleichlich hoch", schrieb er auf Telegram. Grund dafür sei, dass Russland immer weiter ukrainische Stellungen angreife, obwohl die Verteidiger gute Positionen hielten und die Angriffe häufig abwehren könnten.

Des Weiteren erzeugten die stetigen ukrainischen Angriffe auf die russische Ölinfrastruktur einen strategischen Vorteil für Kiew, urteilt Gubarew. Währenddessen zeichne die russische Staatspropaganda das Bild einer Ukraine, die kurz vor dem Zusammenbruch stehe, zitiert die "Kyiv Independent" Gubarews Telegramkanal. "In Wahrheit ist die Situation für uns bereits gleichbedeutend mit einer Niederlage", schreibt Gubarew. "Russland ist nicht in der Lage, die militärische Spezialoperation […] mit einem Sieg abzuschließen."

Kritik auch in staatlicher Talkshow

Nach Angaben der ukrainischen Analyseplattform "Deep State" eroberte Russland in den Monaten Juni bis August 2025 insgesamt rund 1.548 Quadratkilometer neues Gebiet. Im selben Zeitraum soll die russische Seite rund 94.810 Soldaten verloren haben – durchschnittlich etwa 1.030 pro Tag. Obwohl dies mehr Gelände sei als im gleichen Zeitraum 2024, entspreche es lediglich 0,3 Prozent der Gesamtfläche der Ukraine.

In einer Polit-Talkshow des staatlichen russischen Senders NTV wurde zudem offen an den offiziellen Angaben über ukrainische Verluste gezweifelt, berichtet der "Kyiv Independent". Ein Gast widersprach der Darstellung, Kiew habe bereits bis zu zwei Millionen Soldaten verloren. Angesichts der Truppenstärke sei dies unmöglich – die ukrainische Armee existiere schließlich weiterhin. Auf Nachfrage des Moderators, ob damit das russische Verteidigungsministerium lüge, antwortete der Gast: "Nicht nur unseres."

Für den ehemaligen ukrainischen Geheimdienstoffizier und heutigen Militärexperten Iwan Stupak sind solche Aussagen bemerkenswert. "Propagandisten reden nur so lange, wie man sie reden lässt. Wenn die Wahrheit Schaden anrichtet, werden wir sehen, wie die Behörden reagieren", sagte er dem "Kyiv Independent". Die zunehmenden kritischen Töne zeigten, dass auch in Russland die Bereitschaft schwinde, einen endlosen Krieg zu führen.

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