Nach Verhaftung Haben israelische Sicherheitskräfte Greta Thunberg misshandelt?

Nach ihrer Teilnahme an der Gaza-Flottille hat Greta Thunberg über Misshandlungen in israelischer Haft berichtet. Israel dementiert die Vorwürfe vehement.
Die Aktivistin Greta Thunberg soll nach ihrer Festnahme durch israelische Sicherheitskräfte bei der Teilnahme an einer Hilfsflottille Richtung Gaza harten Haftbedingungen ausgesetzt gewesen sein. Das berichtet der britische "Guardian" unter Berufung auf E-Mails des schwedischen Außenministeriums.
Demnach schilderte Thunberg bei einem Besuch durch Botschaftsmitarbeiter, sie sei dehydriert gewesen und habe unzureichend Wasser und Nahrung erhalten. Zudem habe sie über Hautausschläge geklagt, die mutmaßlich durch Bettwanzen in ihrer Zelle verursacht worden seien. Sie sei über längere Zeit auf harten Oberflächen sitzen gelassen worden.
Journalist: Thunberg wurde "wie eine Trophäe" behandelt
Laut der schwedischen Botschaft habe Thunberg außerdem erklärt, sie sei aufgefordert worden, ein Dokument zu unterschreiben, dessen Inhalt sie nicht verstanden habe. Aus dem Schreiben gehe hervor, dass sie dies ablehnte. Rechtlichen Beistand habe sie erst spät im Verlauf ihrer Haft bekommen.
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Weitere Vorwürfe erheben Mitreisende der "Global Sumud Flottilla". Der türkische Aktivist Ersin Çelik sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, Thunberg sei von israelischen Beamten "an den Haaren gezogen und gezwungen worden, die israelische Flagge zu küssen". Zudem habe er gesehen, wie ein israelischer Sicherheitsbeamter die Aktivistin geschlagen habe. Der Journalist Lorenzo D'Agostino, berichtet, sie sei "in eine Flagge gehüllt und wie eine Trophäe vorgeführt" worden. Die Angaben sind bislang nicht unabhängig verifiziert.
Das israelische Außenministerium wies die Anschuldigungen entschieden zurück: "Die Behauptungen über Misshandlungen von Greta Thunberg und anderen Teilnehmern der "Hamas–Sumud"-Flottille sind frei erfunden", heißt es in einem Post auf dem Kurznachrichtendienst X. Alle Inhaftierten hätten Zugang zu medizinischer Versorgung, rechtlichem Beistand sowie zu Nahrung und Wasser gehabt. Man habe im Einklang mit internationalem Recht gehandelt.
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Israelische NGO kritisiert Haftbedingungen
Nach israelischen Angaben wurden alle Boote der Flottille zwischen Donnerstag und Freitag abgefangen und 437 Personen festgenommen, als sie die seit 16 Jahren bestehende Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen wollten. Die meisten Festgenommenen befinden sich derzeit im Gefängnis Ketziot im Süden Israels. Laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Adalah seien dort grundlegende Rechte verletzt worden, darunter der Zugang zu Anwälten, medizinischer Versorgung und sanitären Einrichtungen.
Die schwedische Botschaft in Tel Aviv bestätigte den Besuch bei insgesamt neun schwedischen Staatsbürgern in israelischem Gewahrsam. Man habe gegenüber den Behörden "die Notwendigkeit medizinischer Versorgung, ausreichender Verpflegung sowie rechtlicher Betreuung betont".
- theguardian.com: "Israel accused of detaining Greta Thunberg in infested cell and making her hold flags" (Englisch)
