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Israel: Warum die Rückführung der toten Geiseln so wichtig ist


Friedensdeal mit der Hamas
Warum ist Israel die Rückführung der toten Geiseln so wichtig?

Von t-online, mak

Aktualisiert am 10.10.2025Lesedauer: 2 Min.
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Feierlichkeiten auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv: Im Zuge des Gaza-Deals sollen alle Hamas-Geiseln freikommen. (Quelle: IMAGO/Doug Seeburg/imago)
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Im Gazastreifen sind laut Premier Netanjahu 20 der entführten Geiseln noch am Leben, 28 tot. Ihre Rückführung ist für Israel moralisch und religiös von größter Bedeutung.

Im Gazastreifen sind nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch 20 der aus Israel verschleppten Geiseln am Leben. 28 Geiseln seien tot, erklärte Netanjahu am Freitag in einer Fernsehansprache. Er äußerte die Hoffnung, dass Israel ab Montagabend "einen Tag der nationalen Freude" nach der Rückkehr aller lebenden und toten Geiseln aus dem Gazastreifen feiern könne.

Im Gegenzug für die Aushändigung der Verschleppten muss Israel laut dem Abkommen rund 250 wegen schwerer Straftaten zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge und etwa 1.700 weitere Palästinenser freilassen, die nach dem 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. Aber warum ist Israel die Rückführung der toten Geiseln so immens wichtig?

"Die Ehre des Toten"

Für viele Israelis ist die Rückkehr auch der Toten keine Frage politischer Opportunität, sondern eine zutiefst verankerte moralische und religiöse Verpflichtung. Im Judentum gilt der Grundsatz "Kavod ha-met" – "die Ehre des Toten". Er verlangt, jedem Verstorbenen Würde zu erweisen, ihn vor Entweihung zu schützen und so bald wie möglich zu bestatten. Diese Pflicht hat ihren Ursprung in der Tora und wird im jüdischen Religionsrecht, der Halacha, als Gebot verstanden, das unmittelbar aus der Achtung vor dem Leben folgt.

Die Beerdigung eines Toten gilt als "chesed shel emet" – ein "Akt wahrer Güte", weil sie ohne Erwartung einer Gegenleistung geschieht. Wer einen Toten bestattet, ehrt damit nicht nur den Einzelnen, sondern auch Gott, der nach jüdischem Verständnis jeden Menschen mit unveräußerlicher Würde geschaffen hat.

"Ich will ein Grab, an dem ich um Inbar weinen und sie für immer lieben kann", schrieb etwa Ifat Hayman, die Mutter von Inbar Hayman, der letzten weiblichen Hamas-Geisel. Die Studentin wurde am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt, später wurde ihr Tod bekannt gegeben.

Heimkehr der Toten als nationale Aufgabe

In Israel ist der religiöse Grundsatz längst auch staatliche Praxis. Die Armee (IDF) sieht es als unverrückbare Verpflichtung, gefallene Soldaten oder entführte Zivilisten heimzuholen, tot oder lebendig. Spezialisierte Einheiten suchen selbst in umkämpften Gebieten nach Überresten, um sie zu identifizieren und den Familien zu übergeben. Jede noch so kleine Spur wird untersucht, jede Übergabe mit größter Sorgfalt organisiert.

Für Angehörige bedeutet die Rückführung nicht nur einen Akt des Gedenkens, sondern auch das Ende einer quälenden Ungewissheit. Ohne einen Körper gibt es keine Beerdigung, oft nicht einmal einen rechtlichen Abschluss. In der israelischen Gesellschaft, die stark von kollektivem Gedenken geprägt ist, wird daher auch die Heimkehr der Toten als nationale Aufgabe verstanden.

Wenn Israel also auf die Rückgabe getöteter Geiseln drängt, dann aus religiöser Pflicht, aus humanitärer Verantwortung – und aus dem Bedürfnis, den Verstorbenen ihre Würde zurückzugeben.

Verwendete Quellen
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