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Krieg der USA gegen Venezuela? Jetzt gibt Donald Trump der CIA grünes Licht


Zieht Trump in den Krieg?
Die Lage spitzt sich zu

Eine Analyse von Patrick Diekmann

Aktualisiert am 19.10.2025Lesedauer: 5 Min.
Nicolás Maduro (l.) und Donald Trump (Montage): Die USA erhöhen den militärischen Druck auf Venezuela.Vergrößern des Bildes
Nicolás Maduro (l.) und Donald Trump (Montage): Die USA erhöhen den militärischen Druck auf Venezuela. (Quelle: IMAGO/APAimages / Alex Brandon/AP/dpa)
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US-Präsident Trump ließ Kriegsschiffe, Kampfflugzeuge und Spezialeinheiten vor der Küste Venezuelas zusammenziehen. Eine Drohgebärde, die zu einem Krieg führen könnte. Schon jetzt kommt es immer wieder zu Scharmützeln.

Frieden durch Stärke: Dieser außenpolitischen Leitlinie will die US-Regierung laut eigenen Darstellungen folgen. US-Präsident Donald Trump sieht sich als Friedensstifter, will schon zahlreiche Kriege beendet haben. Das stimmt zwar faktisch nicht, weil die Konflikte in Nahost oder zwischen Pakistan und Indien keinesfalls gelöst sind. Trotzdem inszeniert sich Trump regelmäßig als Herrscher, der Kriege beendet und nicht welche beginnt.

Die aktuellen Geschehnisse vor der Küste Venezuelas sprechen jedoch eine andere Sprache. Trump ließ in den vergangenen Wochen einen Zerstörer, amphibische Landungsboote, F-35-Kampfflugzeuge, B‑52 Langstreckenbomber und ein Angriffs-U-Boot in die Karibik verlegen. Insgesamt sollen sich schätzungsweise mehr als 10.000 US-Soldaten in der Region befinden.

Und die Lage spitzt sich weiter zu. Schon jetzt greift die US-Marine venezolanische Schiffe an, deren Mannschaften vorgeworfen wird, Drogen zu transportieren. Darüber hinaus genehmigte Trump vergangene Woche dem US-Geheimdienst CIA Einsätze in Venezuela.

Wäre da nicht das große militärische Ungleichgewicht zwischen den USA und Venezuela, hätte die autoritäre Führung um den sozialistischen Machthaber Nicolás Maduro dies schon als Kriegserklärung werten können.

Zieht Trump nun wirklich in einen Krieg oder bleibt es bei den Drohgebärden der USA? Fest steht nur: Es geht dem US-Präsidenten um mehr als um einen Kampf gegen Drogen – und das macht die Lage durchaus gefährlich.

Streit um Drogenhandel

Auch aus Venezuela führen fraglos Drogenrouten, auf denen Kokain transportiert wird – es gilt als wichtiges Transitland für den Drogenhandel. Trump wirft Maduro vor, die Drogenbanden gewähren zu lassen, ja, gar zu steuern. Der venezolanische Staatschef weist dies zurück und prangert den US-Militäreinsatz in der Karibik als Bedrohung für Frieden und Stabilität der Region an.

Bislang legten die USA keine Beweise für die Verstrickung Maduros in Drogengeschäfte vor. Im Fokus stehen eigentlich Gruppen, die enge Beziehungen zu kolumbianischen Drogenhändlern haben – die staatliche Kontrolle gilt eher als schwach. Es gibt vor allem Indizien: So sind Kontakte von venezolanischen Militäroffizieren und Parteifunktionären zu Drogenhändlern nachweisbar.

Auch der ehemalige Präsident Hugo Chávez soll Beziehungen zur kolumbianischen FARC-Guerilla unterhalten haben. Aus Maduros Umfeld ist lediglich bekannt, dass zwei Neffen der venezolanischen First Lady zu 18 Jahren Haft verurteilt wurden, weil sie 800 Kilogramm Kokain in die USA geschmuggelt hatten.

Nun droht die US-Regierung aber nicht Kolumbien, der Herzkammer des Kokainhandels. Auch gibt es keine Angriffe auf Mexiko, obwohl mexikanische Drogenkartelle für den Schmuggel des Opioids Fentanyl verantwortlich sind. Und mit Blick auf die Drogenproblematik in den Vereinigten Staaten gilt dieses starke Schmerzmittel aktuell als die größte Geißel vieler amerikanischer Städte.

Dementsprechend geht es der US-Regierung im Umgang mit Maduro um mehr als um Kokain.

Video | USA versenken Drogen-Boot
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Quelle: reuters

Zahlreiche Gründe für den Konflikt

Venezuela ist aus Sicht der US-Regierung gleich aus mehreren Gründen ein lohnenswertes Ziel. Einerseits werfen die USA und die Europäische Union Maduro Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2024 vor. Eigentlich hat laut Sicht des Westens die rechte Oppositionskandidatin Edmundo González Urrutia die Wahl gewonnen, für den US-Präsidenten ist der Konflikt mit der venezolanischen Führung also auch ein ideologischer. Die USA erkennen Maduro nicht nur nicht an, sie schrieben ihn gar auf die Terrorliste.

Hinzu kommt, dass Trump und Maduro sich auch persönlich nicht mögen – im Gegenteil: Sie sind verfeindet. Maduro bezeichnete den US-Präsidenten in der Vergangenheit als "vulgären, erbärmlichen, rassistischen Cowboy". Trump wiederum nannte Maduro "Diktator" und "Drogendealer".

Und besonders für den Republikaner gilt: Seine persönlichen Beziehungen zu anderen Staats- und Regierungschefs haben konkrete Folgen für die US-Außenpolitik.

Doch für die Amerikaner ist Venezuela schon seit vielen Jahrzehnten eine schwelende Wunde. Washington sieht die Karibik als eigenen Einflussbereich; Venezuela ist das erdölreichste Land der Erde. Nachdem Venezuela im 20. Jahrhundert im Kalten Krieg im westlichen Block war, orientierte sich das Land seit der Jahrtausendwende in Richtung Russland und China.

Vom Rohstoffreichtum profitiert aktuell vor allem Peking. Es ist wahrscheinlich, dass Trump Chinas Einfluss in Südamerika zurückdrängen möchte. Fraglos möchte der US-Präsident einen Regimewechsel in Venezuela, doch es ist unklar, ob er bereit ist, dafür militärische Gewalt einzusetzen.

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Was will Trump?

Noch ist die erste Phase der amerikanischen Truppenverlegungen eher als Drohgebärde zu werten. Die USA möchten das Maduro-Regime in Angst versetzen und gleichzeitig der Opposition militärischen Rückhalt geben, sollte diese selbst gegen die venezolanische Führung aktiv werden wollen.

Doch Maduro sitzt innenpolitisch fest im Sattel. Die 10.000 US-Truppen würden nicht ausreichen, um eine Invasion mit Bodentruppen in Venezuela zu vollziehen. Dafür sind laut Militärexperten etwa 50.000 Soldaten nötig. Dementsprechend dienen die aktuellen militärischen Muskelspiele eher dazu, den Druck auf Maduro weiter zu erhöhen.

Und das ist durchaus erfolgreich. Venezuela hat etwa seine Militärpräsenz an der Grenze zu Kolumbien verstärkt. Im Bundesstaat Táchira wurden 17.000 Soldaten im Grenzgebiet stationiert, wie die Armee am Donnerstag mitteilte. Das venezolanische Militär entsandte Soldaten auch in den südlichen Bundesstaat Amazonas, der an Kolumbien und Brasilien grenzt. Insgesamt wurden bei den bisherigen US-Militäreinsätzen gegen angebliche Drogenboote den US-Behörden zufolge mindestens 27 Menschen getötet.

Das macht am Ende die Lage gefährlich: Selbst, wenn aktuell keine Seite einen größeren Krieg möchte, kann die gegenwärtige Situation eine Eigendynamik entwickeln. Eine falsche Entscheidung, ein Schuss, und die Lage könnte eskalieren.

Auch Maduro hat die Befürchtung, dass es am Ende um seine Macht und womöglich um seinen Kopf geht. "Nein zu Krieg in der Karibik. Nein zu Regimechange. Nein zu von der CIA inszenierten Putschen", erklärte er vergangene Woche. Die venezolanische Führung soll den USA sogar Kontrolle über Erdölfelder angeboten haben. Das bestätigte Trump bei seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag indirekt. "Er hat alles angeboten, denn er will sich nicht mit den Vereinigten Staaten anlegen", sagte er.

Unklar bleibt, welches Ziel die US-Regierung verfolgt. Denn bislang stehen nur die Vorwürfe des Drogenhandels im Raum. Es gibt keine Forderungen an Maduro. Denkbar wäre, dass die US-Administration verlangt, dass Venezuela seine eigenen Staatsbürger, die in die USA abgeschoben oder deportiert werden, wieder aufnimmt. Aber ob das für eine Deeskalation ausreichen würde, ist unklar. Über Krieg und Frieden wird mit Blick auf Venezuela jedenfalls ausschließlich in Washington entschieden.

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