Historische Wahlergebnisse Plötzlich gewinnen sie wieder

Glückseligkeit bei den Demokraten: In der Nacht zum Mittwoch fährt die Partei wichtige Siege ein. Endlich können sie wieder hoffen – wenn sie jetzt die richtigen Lehren daraus ziehen.
Vier Wahlen, vier Siege: Die nach der Wiederwahl Donald Trumps schwer traumatisierten US-Demokraten haben in New York die Bürgermeisterwahl sowie in Virginia und New Jersey die Gouverneurswahlen gewonnen. Außerdem dürfen sie in Kalifornien die Wahlbezirke neu einteilen und sichern sich damit wahrscheinlich fünf zusätzliche Sitze bei den Kongresswahlen 2026.
Große Erfolge also für die Gegner des amtierenden US-Präsidenten – für den sind besonders die Ergebnisse in New York und Kalifornien Nackenschläge. Die Demokraten dürfen hingegen wieder hoffen, allerdings nur, wenn sie die richtigen Lehren aus der historischen Wahlnacht ziehen.
Die Wähler belohnen Kämpfer
Zohran Mamdani und Gavin Newsom eint politisch wenig, doch eines haben sie gemeinsam: Beide stehen für einen entschiedenen, in Newsoms Fall auch polemischen Widerstand gegen Donald Trump – und wurden dafür belohnt. Trump attackierte Mamdani im Wahlkampf wiederholt und drohte, er werde im Falle seines Sieges New York "übernehmen". Der Sozialist nahm den Kampf an, sein Widersacher Andrew Cuomo dagegen übernahm Trumps Kritik an Mamdani – und verlor. Seine Partei kam Mamdani kaum zu Hilfe: Einige führende Köpfe unterstützten ihn erst öffentlich, als sein Sieg unausweichlich schien, andere tun es bis heute nicht.
Newsom setzte seinerseits in Kalifornien auf volles Risiko: Der Gouverneur ließ über Proposition 50 abstimmen, eine Maßnahme, mit der er die Wahlkreise zu seinem Vorteil neu aufteilt. Dass fast zwei Drittel der Wähler dafür stimmten, war keineswegs ausgemacht. Ähnlich wie Mamdani erhielt der Kalifornier die Unterstützung der Demokraten für diese Maßnahme, wenn überhaupt, nur zögerlich. Newsom, der eine Präsidentschaftskandidatur 2028 nicht ausschließt, setzte sein politisches Kapital auf die Volksabstimmung – und wurde belohnt. Jetzt darf er sich auch über Kalifornien hinaus als mutiger Vorreiter feiern lassen, der sich Trump widersetzt hat und Architekt eines möglichen Sieges der Demokraten bei den Kongresswahlen 2026 sein könnte.
Quo vadis, Demokraten?
Die Erfolge in New York und Kalifornien zeigen gleichzeitig, dass die Partei sich in einer Identitätskrise befindet: In welche Richtung soll man sich bewegen – und wer soll die Partei dabei führen?
Kann Mamdani also ein zweiter Obama sein, wie es einige Beobachter vermuten? Das Charisma hat er zweifellos, er ist wortgewaltig, risikofreudig, beliebt. Doch fehlt dem Sozialisten anders als Obama die Anschlussfähigkeit zur Mitte. Der Zentrist Obama konnte auch umkämpfte Staaten mit konservativeren Wählerschaften auf seine Seite ziehen. Mamdani feierte zwar einen rauschenden Sieg in New York – wird den Wechselwählern in der Mitte des Landes aber kaum zu vermitteln sein. Dafür steht er zu weit links. Außerdem ist Mamdani der Weg ins Weiße Haus ohnehin versperrt – er ist zwar Staatsbürger, aber nicht in den USA geboren.
Der Weg der Demokraten muss stattdessen über Newsom führen. Er hat inzwischen auch ein nationales Profil, ist rhetorisch ähnlich beschlagen wie Obama und Mamdani. Doch im Gegensatz zu beiden hat Newsom ein Talent für – und auch eine Lust an – Schlammschlachten.
Seine Kritik an Donald Trump ist beißend, er will dem US-Präsidenten anders als Mamdani auf Augenhöhe begegnen. Nach dem Erfolg von Proposition 50 teilte Newsom ein KI-Video, das zeigt, wie er gemeinsam mit Barack Obama Trump und dessen Vize JD Vance verprügelt.
Der Kalifornier vereint die Qualitäten Mamdanis und Obamas. Mit Mamdani teilt Newsom seine Verachtung für das aus ihrer Sicht zu schwache Establishment der Demokraten. Mit Obama teilt Newsom die politische Ausrichtung: Beide sind eher klassische, zentristische Demokraten und damit in den Swing States wählbar. Diese Qualitäten machen Newsom zum idealen Kandidaten – anders als linkere Demokraten wie Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez oder zahmere Zentristen wie Josh Shapiro, den Gouverneur von Pennsylvania.
Dass Newsom auch Trump-Wähler zurückholen kann, zeigen die Nachwahlbefragungen der gestrigen Abstimmung: Männer unter 30 Jahren waren wichtiger Bestandteil der Wählerschaft, die Trump ins Weiße Haus brachte. Genau diese Wählergruppe konnte Newsom bei seiner Volksabstimmung auf die Seite der Demokraten ziehen: 63 Prozent der Kalifornier stimmten für Newsoms Vorschlag. Unter jungen Männern lag der Anteil bei 74 Prozent.
- Eigene Beobachtungen





