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Brexit-Deal: Macron bleibt bei Johnson-Besuch stur


Boris Johnson: "Ich will ein Abkommen"

Von afp, dpa, rtr, pdi

Aktualisiert am 22.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Boris Johnson und Emmanuel Macron treffen sich vor dem G7-Gipfel in Paris.Vergrößern des BildesBoris Johnson und Emmanuel Macron treffen sich vor dem G7-Gipfel in Paris. (Quelle: Reuters-bilder)
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Nach seinem Antrittsbesuch bei Kanzlerin Merkel reiste Boris Johnson zu Macron nach Frankreich. Auch das Treffen in Paris steht im Zeichen des Brexits. Der Premierminister stellte gleich zu Beginn eine Sache klar.

Bei seinem Antrittsbesuch in Paris hat Großbritanniens neuer Premierminister Boris Johnson versichert, dass er eine Vereinbarung mit der EU zum Brexit anstrebe. Bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron am Donnerstag im Élysée-Palast in Paris betonte Johnson: "Ich will ein Abkommen." Macron stellte dagegen klar, dass die Zeit nicht ausreiche, um ein vollkommen neues Abkommen zu verhandeln. "Ich möchte das sehr deutlich sagen: Im kommenden Monat werden wir kein neues Austrittsabkommen finden, das groß vom Original abweicht", sagte Macron.

Johnson spricht von "Freundschaft und Partnerschaft"

Boris Johnson bekannte, das Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch habe ihn "stark ermutigt". Er wolle "eindeutig klarstellen", dass er ein Abkommen mit der EU schließen wolle, sagte Johnson. "Ich denke, wir können zu einem Abkommen gelangen, und zwar zu einem guten." Die EU lehnt bisher ein Aufschnüren des bereits mit Großbritannien ausgehandelten Brexit-Abkommens ab. Emmanuel Macron reichte seinem Staatsgast nun aber symbolisch die Hand: Niemand werde bis zum vereinbarten Austrittstermin Ende Oktober warten, ohne zu versuchen, eine "gute Lösung" zu finden, sagte er zu Johnson.

Der britische Premier sprach seinerseits von der "Freundschaft und Partnerschaft", die er vertiefen wolle. An den Finanzmärkten keimte die Hoffnung auf, dass es im zuletzt festgefahrenen Streit um das Brexit-Paket doch noch eine Lösung geben könnte. Das britische Pfund stieg im Wert.

Merkel signalisiert Gesprächsbereitschaft

Merkel und Johnson signalisierten am Mittwoch in Berlin beide Gesprächsbereitschaft, blieben aber in der Sache hart. Merkel verbreitete dennoch die Hoffnung, dass innerhalb der nächsten 30 Tage auch im zentralen Streitpunkt Irland eine Lösung gefunden werden könnte. Johnson stimmte dem zu.


Emmanuel Macron erwartete Johnson in Paris zu einem Mittagessen. Neben dem britischen EU-Austritt sollen der G7-Gipfel, der am Samstag im französischen Badeort Biarritz beginnt, die Iran-Krise und der Syrien-Konflikt auf der Agenda stehen.

Johnson hat sich verpflichtet, Großbritannien am 31. Oktober aus der EU zu führen – mit oder ohne Abkommen. In einem Brief an EU-Ratschef Donald Tusk hatte Johnson offiziell die Streichung der von der EU verlangten Garantieklausel für eine offene Grenze in Irland gefordert. Anstelle dieses sogenannten Backstops stellte er andere "Verpflichtungen" Großbritanniens in Aussicht. Was damit gemeint ist, ließ er offen.

Johnson: "Wir schaffen das"

Frankreich sieht einen ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union – also einen Brexit ohne Abkommen – inzwischen als sehr wahrscheinlich an. "Heute ist das zentrale Szenario des Brexits das eines No-Deals", hieß es nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vom Pariser Präsidialamt.

Johnson betonte in Berlin erneut: "Der Backstop weist große, große Mängel auf für ein souveränes, demokratisches Land wie das Vereinigte Königreich. Er muss einfach gestrichen werden." Auch Großbritannien wolle einen "verhandelten Austritt" aus der EU und keinen ungeregelten Brexit. "Wir schaffen das", fügte er auf Deutsch in Anspielung auf einen Satz Merkels in der Flüchtlingskrise hinzu.

Merkel ihrerseits wies darauf hin, dass der Backstop nur als Übergangsregel für die nicht endgültig gelöste Irland-Frage gedacht sei. Man sei bislang davon ausgegangen, eine endgültige Lösung in den nächsten zwei Jahren zu finden. "Aber man kann sie vielleicht ja auch in den nächsten 30 Tagen finden. Warum nicht? Dann sind wir ein ganzes Stück weiter", sagte sie.

Merkel deutete weiter an, dass die Grenzkontrollen zwischen Nordirland und Irland überflüssig würden und die Integrität des Binnenmarktes gewahrt werden könne, wenn klar sei, wie die künftige Beziehung zwischen Großbritannien und der EU aussehe.

Macron gilt als Brexit-Hardliner

Doch das ist nur denkbar, wenn London sich für eine enge Partnerschaft mit Brüssel in der Zukunft entscheidet. Genau das will Johnson aber unbedingt verhindern. Deshalb besteht er darauf, dass der Backstop weg muss. Ihm schwebt ein Freihandelsabkommen mit der EU nach dem Vorbild Kanadas vor. Damit wären Grenzkontrollen an der irisch-irischen Grenze aus Brüsseler Sicht unvermeidbar.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gilt im Poker um den britischen EU-Austritt als Hardliner. Er sprach sich mehrfach gegen einen langen Aufschub des Brexits aus. Macron hätte schon die letzte Fristverlängerung fast blockiert. Die Europäische Union könne nicht dauerhaft "Geisel" einer politischen Krisenlösung in Großbritannien sein, hatte er im Frühjahr erklärt. Er ließ damals bei den Verhandlungen in Brüssel die Option des Chaos-Brexits bis zuletzt auf dem Tisch.

Damit hatte der französische Staatschef die Runde in Brüssel ziemlich verärgert. Vor allem Bundeskanzlerin Merkel hatte sich damals auf die Fahne geschrieben, dem Ziel eines geordneten Brexits alle anderen Interessen unterzuordnen. Letztlich hatte Macron die Fristverlängerung zwar zähneknirschend akzeptiert – er will aber keine Veränderungen am vereinbarten Austrittsvertrag hinnehmen.

Auswirkungen des harten Brexits

Dabei hätte ein No-Deal-Brexit auch für Frankreich heftige Auswirkungen. Die französische Hafenstadt Calais ist der wichtigste Zugang zum Vereinten Königreich. Der keine 40 Kilometer breite Ärmelkanal zwischen Dover und Calais ist mit seinen Fähren und dem nahe gelegenen Eurotunnel Verkehrsknotenpunkt.


Kommt es zu einem Brexit ohne Abkommen, dann liegt die Außengrenze der EU auch im Hafen von Calais. Es wären von einem Tag auf den anderen Zollkontrollen nötig. Die Region würde sich zu einem Nadelöhr entwickeln. Gerechnet wird mit Megastaus. Frankreich hat bereits mehrere Millionen Euro in die Infrastruktur des wichtigen Hafens investiert, um ihn für einen No-Deal-Brexit zu rüsten. Neue Zollbeamte wurden eingestellt und riesige Parkplätze für Lkw ohne Papiere gebaut.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa, Reuters
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