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Russische Nato-Provokationen: Das ist in den vergangenen Woche passiert


Russische Nato-Provokationen
Es nimmt kein Ende

Von t-online, jaf, sic

Aktualisiert am 24.10.2025Lesedauer: 6 Min.
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Russische MiG-31-Jets (Archivbild): Zuletzt ist Russland mehrfach in den Nato-Luftraum eingedrungen. (Quelle: IMAGO/Vitaliy Ankov/imago)
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Die Verletzungen des europäischen Nato-Luftraums durch Russland haben zuletzt auffällig zugenommen. Ein Überblick über die Vorfälle der vergangenen Wochen.

Seit Wochen nehmen die russischen Provokationen im Nato-Luftraum zu. Die Vorfälle reichen von Drohnenflügen weit im Nato-Gebiet bis zum Eindringen von Kampfjets, wie zuletzt in Litauen. Dazu kamen nun mehrere Vorfälle, bei denen der Aggressor zwar nicht eindeutig identifiziert werden konnte, der Verdacht auf russische Hinterleute aber schnell aufkam. Die Nato kam in der Folge mehrfach zu Beratungen zusammen, ringt aber noch um die richtige Antwort.

t-online gibt einen Überblick über die Vorfälle der vergangenen Wochen und was genau passiert ist.

Drohnen im polnischen Luftraum

Der erste Vorfall ereignete sich Anfang September, kurz vor Beginn des russisch-belarussischen "Sapad"-Manövers. Dabei flogen zahlreiche Drohnen in polnisches Staatsgebiet und drangen teilweise tief ins Landesinnere ein. Polen sprach insgesamt von 19 Luftraumverletzungen über einen Zeitraum von sieben Stunden. Mindestens drei Drohnen wurden abgeschossen.

Zwar war es bereits in der Vergangenheit zu Sichtungen russischer Drohnen über Polen gekommen, allerdings nie in diesem Ausmaß. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk betonte: "Dies ist das erste Mal in diesem Krieg, dass sie nicht aufgrund von Fehlern oder kleineren russischen Provokationen aus der Ukraine kamen. Zum ersten Mal kam ein erheblicher Teil der Drohnen direkt aus Belarus." Es war zudem das erste Mal, dass russische Drohnen über Nato-Gebiet abgeschossen wurden.

Daraufhin wandte sich Polen an die Nato und rief Beratungen nach Artikel 4 ein, der greift, wenn die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht ist.

Drohnensichtung über Rumänien

Nur kurze Zeit später wurde in der ostrumänischen Region Tulcea am Donaudelta nahe der ukrainischen Grenze eine Drohne durch die rumänische Armee gesichtet. Daraufhin stiegen zwei F-16-Kampfjets von der Luftwaffenbasis in Fetești auf, zudem wurden zwei deutsche Eurofighter alarmiert.

Nach Angaben des rumänischen Militärs flog das Objekt etwa 50 Minuten lang von Nordosten Richtung Südwesten, entlang des Donauarms Chilia, der die Grenze Rumäniens zur Ukraine bildet. Auf der Höhe der rumänischen Ortschaft Pardina sei die Drohne Richtung Ukraine geflogen und habe den rumänischen Luftraum verlassen. Dabei sei die Drohne die gesamte Zeit über unbewohntes Gebiet geflogen und habe keine Gefahr dargestellt.

Später stellte Rumänien eindeutig fest, dass es sich um eine russische Drohne gehandelt hat. Der Flugkörper vom Typ Geran wird von Russland auch bei Angriffen auf die Ukraine benutzt. "Solche Vorfälle zeigen den mangelnden Respekt der Russischen Föderation gegenüber den Normen des Völkerrechts und gefährden nicht nur die Sicherheit der rumänischen Bürger, sondern auch die kollektive Sicherheit der Nato", hieß es.

Russische Kampfjets über Estland

Nach Ende des "Sapad"-Manövers Mitte September drangen dann drei russische MiG-31-Kampfjets in den estnischen Luftraum ein. Dabei sollen sie zwölf Minuten lang über Nato-Gebiet geflogen sein, bevor sie von F-35-Kampfjets der italienischen Luftwaffe abgefangen wurden, die an der Nato-Luftraumüberwachung über Estland beteiligt sind.

Das russische Verteidigungsministerium bestritt, dass die Kampfflugzeuge illegal in den estnischen Luftraum eingedrungen seien. Die Jets hätten sich auf einem "planmäßigen Flug" unter "strikter Einhaltung der internationalen Luftraumvorschriften" befunden, erklärte das Ministerium. Estland widerlegte die Behauptung daraufhin.

Deutsche Eurofighter steigen wegen russischer Flieger über Ostsee auf

Wenige Tage später wurden zwei deutsche Eurofighter alarmiert, weil ein nicht zu identifizierendes Luftfahrzeug laut der Luftwaffe ohne Flugplan und Funkkontakt im internationalen Luftraum unterwegs war. Dabei handelte es sich laut der Luftwaffe um ein russisches Aufklärungsflugzeug vom Typ II-20M. Es sei schließlich mit einer Sichtidentifizierung aufgeklärt worden.

Russisches Militärflugzeug überfliegt deutsche Fregatte

Zu zwei Überflügen einer deutschen Fregatte ist es offenbar Ende September gekommen. Dabei handelte es sich wohl um die Fregatte "Hamburg", die derzeit an der laufenden Nato-Übung "Neptun Strike" beteiligt ist. Demnach ereigneten sich die Überflüge kurz vor und am Wochenende selbst.

Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte dazu: "Putin will uns, Putin will die Nato-Mitgliedstaaten, provozieren und er will vermeintliche Schwachstellen im Nato-Bündnis identifizieren, offenlegen und ausnutzen."

Nicht identifizierbare Drohnen über Flughäfen in Oslo und Kopenhagen

Bislang unklar ist, wer hinter mutmaßlichen Drohnenangriffen auf die Flughäfen von Kopenhagen und Oslo in der Nacht vom 22. auf den 23. September steckt. Über der dänischen Hauptstadt wurden zwei bis drei größere Drohnen gesichtet. Daraufhin wurde der Flughafen für vier Stunden gesperrt, rund 100 Flüge fielen aus.

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Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach im Anschluss vom "bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur". Sie erklärte, der Vorfall stehe in einer Reihe mit den vorigen russischen Provokationen. Allerdings könne bisher nicht festgestellt werden, wer hinter dem Angriff stecke. Es wurden jedoch bereits Schiffe der russischen Schattenflotte identifiziert, von denen die Drohne gestartet sein könnte.

In derselben Nacht wurde offenbar ebenfalls eine Drohne über dem Flughafen in Oslo gesichtet. Auch dort wurde der Flugverkehr vorübergehend eingestellt. Außerdem erklärten die norwegischen Behörden, in Oslo seien zwei ausländische Staatsangehörige festgenommen worden, weil sie Drohnen über einer Verbotszone geflogen hätten. Dabei blieb zunächst unklar, ob es einen Zusammenhang zu den Vorfällen am Flughafen gab. Auch die Verbindung zwischen den Drohnen in Kopenhagen und Oslo wird noch untersucht.

Weitere Drohnen über dänischen Flughäfen

Am 24. September kam es erneut zu einer Sperrung des dänischen Luftraums wegen Drohnen. So seien mehrere Drohnen in der Nähe des Flughafens von Aalborg gesichtet worden, teilte die Polizei mit. Zudem wurden Drohnen in der Nähe der Flughäfen von Esbjerg, Sonderborg und Skrydstrup beobachtet.

In Aalborg war zunächst nicht klar, wie viele Drohnen genau über dem Flughafen flogen. Der Airport war für mehrere Stunden gesperrt. Dies betraf auch die dänischen Streitkräfte, da diese den Flughafen als Militärstützpunkt nutzen. In Skrydstrup sind darüber hinaus die dänischen F-16- und F-35-Kampfjets stationiert. Auch bei diesen Vorfällen ist bisher nicht eindeutig geklärt, wer hinter den Angriffen steckt. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen stufte den Vorfall aber als "Hybridangriff" ein.

Am 27. September wurden dann stundenlang Objekte über dem Militärflughafen Karup beobachtet, Dänemarks größter Militärbasis. In der darauffolgenden Nacht kam es schließlich erneut zu Drohnensichtungen über dänischen Militärstandorten. Aus Nordwegen wurde in der Zeit ebenfalls ein Drohnen-Verdachtsfall gemeldet, "mindestens zwei Drohnen" seien rund eine Stunde lang in einem Sperrgebiet nahe dem größten norwegischen Luftwaffenstützpunkt Örland unterwegs gewesen.

Drohnensichtungen am Flughafen München

In den vergangenen Monaten haben mehrere Drohnensichtungen den Betrieb am Münchener Flughafen gestört – Anfang Oktober gleich zweimal. Wer hinter den Drohnenflügen steckt, ist bisher offiziell nicht bekannt. Kanzler Friedrich Merz (CDU) und CSU-Chef Markus Söder vermuten Russland hinter den Aktionen. Der Kreml weist jegliche Beteiligungsvorwürfe zurück. Die bayerische Landesregierung brachte daraufhin ein Gesetz zum Abschuss von Drohnen durch die Polizei auf den Weg.

Russische Soldaten nahe estnischer Grenze

Mitte Oktober geriet erneut Estland in den Fokus. Wegen mutmaßlicher russischer Militäraktivitäten sperrten die estnischen Behörden eine wichtige Verbindungsstraße im Südosten des Landes. Grund dafür war das Auftauchen mehrerer bewaffneter russischer Soldaten im sogenannten Saatse-Stiefel, einem etwa einen Kilometer langen Abschnitt russischen Territoriums, der in estnisches Gebiet hineinragt. Laut der Polizei- und Grenzschutzbehörde (PPA) war dort "mehr Bewegung als üblich" zu beobachten.

Ein veröffentlichtes Video der Behörde zeigt sieben uniformierte Personen mit Waffen und verdeckten Gesichtern auf der Straße im Saatse-Stiefel. Laut Meelis Saarepuu, dem Leiter des Grenzschutzbüros der Südpräfektur, handelte es sich dabei "basierend auf ihren Uniformen" nicht um russische Grenzbeamte. Die Gruppe sei ab Freitagnachmittag "zunächst entlang der Straße und später in einer Linie quer über die Fahrbahn" unterwegs gewesen.

Russische Jets dringen in litauischen Luftraum ein

Am Donnerstagabend drangen dann nach Angaben der litauischen Armee zwei russische Militärflugzeuge in den Luftraum des baltischen EU- und Nato-Landes ein. Die Luftwaffe habe gegen 18 Uhr Ortszeit eine Verletzung der Staatsgrenze bei Kybartai durch einen russischen SU-30-Jet und ein Tankflugzeug vom Typ IL-78 festgestellt, teilte die Armee mit.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ging im Anschluss von einer bewusst gesetzten russischen Provokation aus. "Das ist eine weitere ernsthafte Luftraumverletzung, die nicht zufällig passiert, die auch nicht zufällig am heutigen Tag passiert", sagte Merz nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Russland provoziere damit die gesamte Europäische Union.

Die Staats- und Regierungschefs hatten bei dem Spitzentreffen über die weitere Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine beraten. Kurz zuvor war auch ein neues Paket mit Sanktionen gegen Moskau beschlossen worden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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