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Krieg in Nahost: Bringt Trumps Gaza-Friedensplan ihm den Nobelpreis?


20-Punkte-Plan für Nahost
Trump will ihn haben, den verdammten Preis

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

06.10.2025Lesedauer: 4 Min.
USA-TRUMP/Vergrößern des Bildes
Donald Trump spricht bei der Ankunft am Weißen Haus mit seiner Frau Melania: In Ägypten verhandeln Israel und die Hamas über den Friedensplan des US-Präsidenten. (Quelle: Aaron Schwartz/reuters)
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Nicht zufällig entdeckt der US-Präsident seinen Wunsch nach Kriegsende in Gaza kurz vor der Verkündung des Friedensnobelpreises. Beugt sich das Osloer Komitee seinem dringenden Wunsch?

Was immer wir auch von seiner Kunstfertigkeit halten mögen, hat doch der unnachahmliche Donald Trump mit seinem pompösen 20-Punkte-Plan einiges in Bewegung gesetzt. Die USA sind immer noch die einzige Macht, die den Stillstand im Nahen Osten überwinden können.

Natürlich müssen wir uns bei Trumps Manövern immer die Frage stellen, was für ihn dabei herausspringt. Er tut ja gar nicht so, als hätte er kein Eigeninteresse an seinen Aktionen. Da helfen zwei Termine, die in den nächsten Tagen anstehen, um uns auf die richtige Spur zu setzen.

Morgen, am 7. Oktober, jährt sich der mörderische Überfall der Hamas-Terroristen auf Israelis, die ein Festival besuchten, und auf 21 Ortschaften im Grenzgebiet um Gaza. 6.000 Hamas-Kämpfer brachten 1.159 Menschen um; 240 entführten sie. An jenem Tag vor zwei Jahren nahm der Wahnsinn von heute seinen Anfang mit einem Massaker, das sogar in der blutigen Geschichte des Nahen Ostens seinesgleichen sucht.

Der zweite Termin steht Ende der Woche an

Dass sich die Menschen in Gaza nach Frieden sehnen, liegt auf der Hand. Die wichtigen Länder der Region, angefangen bei Saudi-Arabien über Katar und Jordanien bis zu Ägypten, sind über die überraschende US-Initiative erleichtert. Wahrscheinlich beten sie darum, dass der US-Präsident wirklich meint, was er sagt, und dass seine Aufmerksamkeitsspanne diesmal länger reicht als sonst immer.

Gerhad Spörl

Zur Person

Gerhard Spörl interessiert sich seit jeher für weltpolitische Ereignisse und Veränderungen, die natürlich auch Deutschlands Rolle im internationalen Gefüge berühren. Er arbeitete in leitenden Positionen bei der "Zeit" und im "Spiegel", war zwischendurch Korrespondent in den USA und schreibt heute Bücher, am liebsten über historische Themen.

Mit einer gewissen Sicherheit lässt sich vermuten, dass sich bis Mitte der Woche abzeichnen wird, wie groß die Chancen sind, dass der schwierigste Teil des Plans erfüllt wird – dass die Hamas nicht nur die Geiseln übergibt, sondern auch ihre Waffen abgibt. Nicht zufällig kommentiert Donald Trump die Vorgänge im Stundentakt. Denn, und das ist der zweite Termin, am kommenden Freitag, dem 10. Oktober, gibt das norwegische Komitee bekannt, wer den Friedensnobelpreis bekommt.

Geht Trumps Plan auf, hätte er sich verdient gemacht

Donald Trump will ihn haben. Er glaubt, er stehe ihm zu. Vermutlich hat er jedem Besucher im Weißen Haus so intensiv von seinem innigen Wunsch erzählt, dass dieser sich bemüßigt fühlte, ihn dafür vorzuschlagen. Israels Premier Benjamin Netanjahu, der großes Geschick im Umgang mit dem eitelsten Präsidenten der US-Geschichte beweist, überreichte ihm sogar mit warmen Worten das Schreiben, das er nach Oslo entsandte.

Gesetzt den Fall, dass bis zum 10. Oktober wirklich etliche der 20 Punkte erfüllt sein sollten und der schier endlose grausame Krieg vom Bombenstopp über einen Waffenstillstand in Frieden und den Wiederaufbau Gazas münden sollte, hätte sich Trump verdient gemacht. Die Frage ist nur, ob das Nobelpreis-Komitee von dem anderen Trump absehen kann.

Dem Lügenbold. Dem Märchenerzähler. Dem Geschäftsmann, der seine Präsidentschaft zur Bereicherung seines Familienkonzerns nutzt. Dem Mann, der Hass sät und Leute, die ihrem Job nachgekommen sind und so seine Wege kreuzten, hinter Gittern bringen will. Und vor allem von dem Präsidenten, der die Demokratie in seine persönliche Herrschaft überführen will.

Video | "Nicht nur arrogant, auch eine Provokation"
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Quelle: t-online

Der Friedensnobelpreis ist in diesem Jahr ein noch größeres Politikum als sonst

Da Amerika unentbehrlich ist, haben sich viele Staats- und Regierungschefs auf eine Gratwanderung zwischen Schmeichelei und Selbstbehauptung begeben. Und da die Obsession, dass Trump genau dasselbe haben will, was Barack Obama bekommen hat, hinreichend bekannt ist, ist die diesjährige Auszeichnung noch mehr ein Politikum als sonst.

Der 10. Oktober wird Folgen haben. Beugt sich das Komitee, wie sich honorige Politiker gebeugt haben, muss es sich Opportunismus vorhalten lassen. Auch wenn es schon öfter unverständliche Entscheidungen getroffen hat, wäre Trump doch ein besonderer Fall, der sich ins Gedächtnis brennen wird.

Beugt es sich allerdings nicht, wird es einen unflätigen Redeschwall aus dem Weißen Haus ertragen müssen. Aber damit ließe sich der Ruf dieser Institution sicherlich besser bewahren als im anderen Fall.

Trumps Nahost-Friedensplan kann nur eine Bewerbung sein

Der Friedensplan für den Nahen Osten ist der Bewerbungsplan für den Friedensnobelpreis. Für die Durchsetzung wird Amerika gebraucht. Ein beschwingter US-Präsident setzt sich für Frieden und Wiederaufbau vermutlich stärker ein als ein gekränkter, der die Ungerechtigkeit der Welt beklagt und um sich schlägt.

Nach aller Erfahrung ist im Nahen Osten alles möglich. Das Ende des Kriegs könnte mit einer Neuordnung der Region einhergehen, die Israels Existenz sichert. Die Garantiemacht im Hintergrund bleiben die USA. Saudi-Arabien, um mehr internationale Geltung und Reputation bemüht, scheint bereit zu sein, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen. Das wäre eine historische Zäsur.

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Was mich bei der Zeremonie zur Vorstellung des 20-Punkte-Plans in Washington irritierte, war die gute Laune, die Benjamin Netanjahu ausstrahlte. Seine Regierung, vor allem die nationalreligiösen Teile, hat ja eigentlich anderes im Sinn als den Rückzug der Armee. Sie strebt die Annexion Gazas an und die Vertreibung der Palästinenser, sodass israelische Siedler neben dem Westjordanland auch Gaza besiedeln können.

Bisher zog Netanjahu Krieg dem Frieden vor

Aber Donald Trump stellte den israelischen Premier vor vollendete Tatsachen mit seinen 20 Punkten. Und er bietet ihm eine Alternative: Gibt die Hamas die Waffen nicht ab und gehen ihre Anführer nicht ins Exil, bekommt Israel freie Hand, in Gaza zu machen, was immer es will. Netanjahu hat bisher den Krieg dem Frieden vorgezogen. Und jetzt?

Wie er es liebt und für weltgeschichtlich angemessen hält, hängt im Nahen Osten jetzt alles von Donald Trump ab. Mal schauen, in welche Verfassung und in welche Laune ihn die entscheidende Nachricht aus Oslo versetzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Überlegungen
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