Bunte Akzente in der Drohnen-Abwehr Warum die ukrainische Armee jetzt auf die Farbe Rosa setzt

Die ukrainische Armee entdeckt die Farbe Pink. Auf die rosafarbene Rakete Flamingo folgt eine Sting-Drohne in der gleichen Farbe.
Im Anti-Drohnenkampf der Ukraine wird es jetzt bunt. Der ukrainische Hersteller Wild Hornets lieferte erste Exemplare seiner Sting-Abfangdrohne in der Farbe Rosa aus. Zuvor hatte die ukrainische Armee schon die pinkfarbene Abwehrrakete Flamingo in Betrieb genommen. Hintergrund der Aktion: mehr Wertschätzung für die Frauen in der ukrainischen Armee.
Die ukrainische Armee verfügt derzeit nach eigenen Angaben über eine Stärke von knapp einer Million Menschen. Darunter sind rund 70.000 Frauen, in vorderster Front sind rund 5.500 Soldatinnen aktiv.
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"In jeder Frau steckt eine Soldatin", sagte die Poetin Jaryna Tschornohus, 30, Anfang des Monats der Zeitung "Kyiv Independent".
Tschornohus stammt aus einer Literatenfamilie. Sie war der ukrainischen Armee bereits 2020 beigetreten, nachdem ihr Lebensgefährte Mykola Sorotschuk im Donbass in Kämpfen gegen von Russland unterstützten Freischärlern ums Leben gekommen war.
In ukrainischen Medien werden rein weibliche Einheiten zuletzt besonders gefeiert. So die sogenannten Hexen von Butscha, eine Luftabwehr-Einheit, die aus Freiwilligen besteht. Benannt ist die Truppe nach dem Ort Butscha, nahe Kiew, wo russische Truppen kurz nach Ausbruch des Angriffskriegs Kriegsverbrechen begangen haben sollen.
Seit April gibt es auch eine eigene weibliche Drohnenabwehr-Einheit, genannt "Harpies" nach einer kräftigen Greifvogelart.

Die Zustimmung zur Gleichberechtigung von Mann und Frau ist in der Ukraine in den vergangenen drei Jahren kräftig gestiegen. Sprachen sich 2022 noch 56 Prozent für die Idee der Geschlechtergerechtigkeit aus, stimmen dem Ziel nun 80 Prozent zu.
Doch verbergen sich hinter der Aktion rosafarbenen Sting-Drohne auch ernsthafte Personalprobleme. "Da die Ukraine weiterhin mit einem kritischen Mangel an Personal für den Kampf gegen Russland zu kämpfen hat, benötigt das Militär jede Hilfe, die es bekommen kann, um neue Rekruten zu gewinnen", notierte die Zeitung "Kyiv Independent" bereits im Juni.
Häufig sind Frauen dabei sogar doppelt gefordert. In der Nacht als Soldatin in Einheiten der Raketenabwehr und tagsüber in einem zivilen Beruf, etwa als Lehrerin. Soldatin Alina Andreiewa erklärte es im "Kyiv Independent" so: "Motivierte Frauen sind in jedem Job besser als unmotivierte Männer."
- kyivindepenedent.com: "In every woman, there is a soldier". (Englisch)
- kyivindepenedent.com: Facing manpower shortage, Ukrainian brigade turns to women in first-ever female recruitment drive (Englisch)
- forbes.com: Pink Missiles: How Ukraine’s Female Warriors Are Trolling Russia (Englisch)
