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Mord an Boris Nemzow in Moskau - Pressestimmen


Pressestimmen zum Mord an Nemzow
"Auf dem Weg in eine mögliche totalitäre Schreckensherrschaft"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 02.03.2015Lesedauer: 4 Min.
Mord an Putin-Kritiker Boris Nemzow: Die nationale und internationale Presse reagiert entsetzt.Vergrößern des BildesMord an Putin-Kritiker Boris Nemzow: Die nationale und internationale Presse reagiert entsetzt. (Quelle: dpa-bilder)
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Nach dem Mord an dem russischen Oppositionspolitiker und Putin-Kritiker Boris Nemzow in Moskau steht die Welt unter Schock. Entsprechend wütend fallen die Kommentare der Presse aus.

"Wladimir Putin wird nicht die öffentliche Beseitigung eines Oppositionellen angeordnet haben, von dem keine akute Bedrohung ausgegangen war", heißt es beispielsweise in der "Schwäbischen Zeitung". "Doch Russlands Präsident trägt die politische Verantwortung dafür. Die gegen die liberalen 'Verräter' gerichtete Propaganda macht die Systemkritiker zu Angriffszielen der nationalistischen 'Patrioten'. Der militante Hass gegen Andersdenkende zerfrisst das Land. Dumpfe Intoleranz treibt Extremisten zu Taten an. Wir erleben einen Schritt in der Entwicklung des russischen Autoritarismus auf dem Weg in eine mögliche totalitäre Schreckensherrschaft." Die Pressestimmen im Überblick:

"Independent": "Der Trauermarsch Zehntausender Menschen in Moskau zeigt, dass selbst in einem Umfeld der Unterdrückung ein anderes, kritisches Russland existiert, das nicht blind dem von Kreml-Medien vorgegebenen nationalen Interesse folgen will. Wir sollten jedoch nicht die politische Bedeutung ihres Protestes falsch interpretieren. Demonstrationen in Russland wurden oft als Vorboten des Niedergangs des Putin-Systems gepriesen. Die unliebsame Wahrheit ist jedoch, dass die meisten Russen die Unterstützung des Kreml für die prorussischen Separatisten in der Ostukraine als fast heiligen Kampf gegen 'ukrainische Faschisten' und ihre bösartigen westlichen Förderer betrachten".

"Le Figaro": "Europa hat kein Interesse daran, Wladimir Putin wie einen Feind zu behandeln. Europa und Russland sind miteinander verbunden durch eine gemeinsame Geographie, durch enge Wirtschaftsbeziehungen und durch wichtige geostrategische Herausforderungen. Doch zwischen den Wertvorstellungen vertieft sich ein Graben, der dringend zugeschüttet werden sollte. Das ist es, was die russischen Demonstranten am Sonntag verlangt haben. Würde der Kreml sie als respektable Bürger und nicht als Verräter betrachten, könnten ihre Warnungen einen gesamten Kontinent davor bewahren, in nationalistische Verblendung und politische Gewalt abzugleiten."

"NZZ am Sonntag": "Ohne Zweifel trägt auch in diesem Fall Staatspräsident Wladimir Putin zumindest eine Mitverantwortung für die Tat. Klar ist, dass der 55-Jährige (Boris Nemzow) Opfer des Hasses geworden ist, den Putin immer erbitterter gegen Regierungskritiker schürt. Gegner des Staatschefs, der immer mehr diktatorisches Gehabe an den Tag legt, werden schon lange drangsaliert. Doch seit der russischen Besetzung und Einverleibung der Halbinsel Krim und seit dem verdeckten Krieg des Kremls in der Ostukraine gelten sie von Amtes wegen als Volksfeinde. Putin ist es eben recht, wenn in Russland bald niemand mehr gegen Krieg, Willkür und Korruption zu protestieren wagt, wie es Nemzow tat."

"Observer"/"The Guardian": "Es ist eine offene Frage, ob Nemzow vom Staat oder von verkappten Nationalisten mit Beziehungen zum Staat ermordet wurde. Wir werden es wahrscheinlich niemals erfahren. In den letzten Jahren hat (Präsident Wladimir) Putin eine Stimmung der Hysterie und des Hasses gefördert, die durch unablässige imperiale Propaganda verschärft wurde. Das staatliche Fernsehen hat die wenigen mutigen Liberalen, die den Ukraine-Krieg des Kremls verurteilt haben, als amerikanische Spione und Staatsfeinde dargestellt. Was sollte der Westen tun, wenn er etwas tun wollte? Die USA und die EU sollten persönliche Sanktionen gegen die russische Elite verhängen und Kreml-Vertreter und ihre Familien aus Europa verbannen."

Deutschland

"Neue Osnabrücker Zeitung": "Wer die russische Regierung mit Vorwürfen überzieht, muss dafür mit Haft oder sogar mit seinem Leben bezahlen. Das ist die bittere Botschaft, die vom Mord am Kremlkritiker Boris Nemzow ausgeht. Nemzow ist ein Opfer des Hasses, den Wladimir Putin geschürt hat. Wo bleibt nun der Aufschrei im Westen bei all denen, die immer Verständnis für Putins Vorgehen äußern? Es ist ja nicht der erste politisch motivierte Mord, der in jüngster Zeit in Russland passiert ist. Und es ist zu befürchten, dass auch dieses Mal die Mörder straffrei bleiben werden. So bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Menschen in Russland allen gewaltsamen Einschüchterungen zum Trotz nicht länger diese Einschränkung der Meinungsfreiheit gefallen lassen. Dass sie in Massen demonstrieren - für ein modernes, freiheitliches und demokratisches Russland."

"Frankfurter Rundschau": "Boris Nemzow war der ewig junge, ewig vorwärtsstürmende Hoffnungsträger der russischen Opposition. Sein gewaltsamer Tod bedeutet einen viel stärkeren Einschnitt als die politischen Morde, die diesem Attentat vorausgingen. (...) Es bedarf keiner Appelle, den Mord an Boris Nemzow nicht im aktuellen Ost-West-Konflikt zu instrumentalisieren. Es sind nicht die politisch Verantwortlichen in Russland, die vor ihren Gegnern geschützt werden müssen. Es sind die Opfer, die Schutz verdienen. Der beginnt mit der Aufklärung von Verbrechen, nicht mit deren Verschleierung

"Süddeutsche Zeitung": Wo sind die Beweise dafür, dass der Kreml für die Ermordung verantwortlich ist? Beweise, ja, die wären schön. Doch woher sollen sie kommen in einem Land, in dem Opposition offensichtlich nicht erwünscht ist? In dem die Massenmedien schon vor Jahren gleichgeschaltet wurden. In dem Behörden kremlkritische Medien drangsalieren. In dem die Polizei Demonstranten verhaftet und einsperrt. In dem Putin-Gegner in umstrittenen Prozessen verurteilt, weggesperrt werden. In dem Journalisten, Menschenrechtler, Anwälte, Politiker ihr Leben für ihre Überzeugung lassen. So wie die Reporterin Anna Politikowskaja, wie der Anwalt Stanislaw Markelow, die NGO-Mitarbeiterin Natalja Estemirowa und nun eben Boris Nemzow."

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