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Golf von Oman: US-Militär veröffentlicht Video zu mutmaßlichem Tanker-Angriff


Außenminister beschuldigt Iran
US-Militär veröffentlicht Video zu Tanker-Angriff

Von afp, dpa, pdi, aj, js

Aktualisiert am 14.06.2019Lesedauer: 6 Min.
Angebliche Mine am Rumpf des Schiffs "Kokuka Courageous": Mit diesem Bild versucht das US-Militär zu belegen, dass am Tanker einer japanischen Firma eine Haftmine angebracht wurde.Vergrößern des BildesAngebliche Mine am Rumpf des Schiffs "Kokuka Courageous": Mit diesem Bild versucht das US-Militär zu belegen, dass am Tanker einer japanischen Firma eine Haftmine angebracht wurde. (Quelle: US-Militär)
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Die USA werfen dem Iran Angriffe auf zwei Tanker vor. Ein Video soll das belegen – der Iran weist die Anschuldigungen zurück.

Nach dem mutmaßlichen Angriff auf zwei Tankschiffe im Golf von Oman wächst weltweit die Sorge vor einer Eskalation im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigte am Donnerstag den Iran, hinter den Attacken zu stecken. "Es ist die Einschätzung der US-Regierung, dass die Islamische Republik Iran verantwortlich für die Angriffe ist, zu denen es heute im Golf von Oman kam", sagte Pompeo in Washington. Es handele sich um eine nicht hinnehmbare Eskalation der Spannung durch den Iran.

Das US-Militär veröffentlichte ein Video, das die iranischen Revolutionsgarden belasten soll. Das US-Zentralkommando Centcom, das die amerikanischen Truppen im Nahen Osten führt, teilte am Donnerstag mit, das Video zeige, wie ein Boot der Revolutionsgarden auf den Tanker "Kokuka Courageous" zufahre. Die Menschen an Bord des iranischen Schnellbootes vom Typ "Gaschti" seien dabei "beobachtet und aufgenommen" worden, wie sie eine nicht explodierte Haftmine wieder vom Schiffskörper entfernten.

Auf dem Video ist zu erkennen, wie sich Menschen an Bord eines Schnellbootes an der Wand eines Öltankers zu schaffen machen und von dort etwas zu entfernen scheinen. Das Boot fährt danach wieder weg von dem Tanker. Centcom sprach von einem "Haftminenangriff" im Golf von Oman. Außerdem veröffentlichten die USA zwei Fotos, die angeblich eine Mine am Rumpf des Schiffes zeigen sollen.

Pompeo sagte zuvor, die US-Einschätzung basiere unter anderem auf Geheimdienstinformationen, auf den eingesetzten Waffen und auf ähnlichen Angriffen in jüngster Vergangenheit. Betroffen waren am Donnerstag ein von einem deutschen Unternehmen gemanagter Frachter, der einer japanischen Firma gehört, sowie ein Schiff einer norwegischen Reederei. Beide Tanker wurden beschädigt, die Besatzungen wurden in Sicherheit gebracht.

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Pompeo: Iran will Aufhebung von Sanktionen erzwingen

Der Iran wies die "haltlose Behauptung" der USA kategorisch zurück. In einer Mitteilung der Vertretung Irans bei den Vereinten Nationen hieß es: "Der ökonomische Krieg und Terrorismus der USA gegen das iranische Volk sowie ihre massive Militärpräsenz in der Region sind weiterhin die Hauptursachen für Unsicherheit und Instabilität in der weiteren Persischen Golfregion."

Der Iran forderte: "Die USA und ihre regionalen Verbündeten müssen die Kriegshetze stoppen und die schädlichen Verschwörungen sowie die Operationen unter falscher Flagge in der Region beenden." Damit schien der Iran andeuten zu wollen, dass die USA und ihre Alliierten selbst für die Angriffe verantwortlich sein könnten. Mit "Operationen unter falscher Flagge" (false flag operations) sind Angriffe gemeint, die einem Gegner in die Schuhe geschoben werden sollen, um damit etwa einen Anlass für einen militärischen Konflikt zu schaffen.

Besatzung des Tankers sah angeblich fliegendes Objekt

Die Besatzung des von einem mutmaßlichen Angriff im Golf von Oman getroffenen japanischen Tankers hat vor einer Explosion an Bord ein "fliegendes Objekt" gesehen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. "Die Besatzungsmitglieder sagen, dass sie von einem fliegenden Objekt getroffen wurden", sagte demnach der Chef der Schifffahrtsgesellschaft Kokuka Sangyo, Yutaka Katada, vor Journalisten. "Sie sagen, sie haben es mit eigenen Augen gesehen", fügte er hinzu. Das könnte auf einen Angriff durch eine Rakete hinweisen und der Darstellung des US-Militärs widersprechen.

Pompeo sagte, dem Iran gehe es darum, die Aufhebung der US-Sanktionen zu erzwingen. Seine Regierung setzte aber weiter auf wirtschaftliche und diplomatische Bemühungen, "um den Iran zur richtigen Zeit zurück an den Verhandlungstisch zu bringen". Die Vereinigten Staaten würden aber zugleich ihre Truppen und ihre Interessen schützen und ihren Verbündeten zur Seite stehen.

Auch Großbritannien geht zunächst davon aus, dass der Iran für die Angriffe auf die beiden Tankschiffe im Golf von Oman verantwortlich ist. Sein Land werde zwar eine eigene Überprüfung der Vorfälle vornehmen, erklärte Außenminister Jeremy Hunt am frühen Freitagmorgen. Zunächst glaube man aber den Erklärungen des Verbündeten USA. Die Vorfälle seien "sehr besorgniserregend und kommen zu einer Zeit von ohnehin schon großen Anspannungen", erklärte Hunt. "Wir nehmen das sehr ernst und meine Botschaft an den Iran ist, dass, wenn sie darin verwickelt sind, es eine äußerst unkluge Eskalation ist, die eine ernste Gefahr für die Aussicht auf Frieden und Stabilität in der Region darstellt."

UN warnen vor Eskalation

Der kuwaitische UN-Botschafter Mansur al-Otaibi sagte nach dem Treffen des Gremiums, Beweise für die Anschuldigungen der USA seien nicht diskutiert worden. Auch habe der Sicherheitsrat zunächst keine Maßnahmen angesichts der steigenden Spannungen beschlossen. Es müsse seiner Meinung nach eine unabhängige und gründliche Untersuchung geben. Kuwait steht dem Sicherheitsrat momentan vor.

UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer Eskalation. "Ich nehme den Vorfall in der Straße von Hormus mit tiefer Besorgnis zur Kenntnis. Ich verurteile jeden Angriff auf zivile Schiffe scharf", sagte Guterres. "Und wenn es etwas gibt, was die Welt sich nicht leisten kann, ist es eine große Konfrontation in der Golfregion." Es müsse festgestellt werden, wer für die Vorfälle verantwortlich sei.

Explosionen und Brand an Bord

Die betroffene Meerenge, die Straße von Hormus, ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt, sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über sie läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Die Rohölpreise stiegen deutlich.

Betroffen waren am Donnerstag ein von einem deutschen Unternehmen gemanagter Frachter sowie ein Schiff einer norwegischen Reederei. Die norwegische Seefahrtsbehörde bestätigte einen Angriff auf den Öltanker "Front Altair". Das norwegische Unternehmen Frontline meldete eine Explosion und einen Brand an Bord.

Die deutsche Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) teilte mit, auch der mit Methanol beladene Tanker "Kokuka Courageous" sei im hinteren Teil beschädigt und ein Besatzungsmitglied sei leicht verletzt worden. Die 21 Seeleute an Bord wurden von einem US-Marineschiff aufgenommen, wie ein Londoner Sprecher des in Singapur ansässigen Schiffsmanagement-Unternehmens sagte. Die Ladung sei intakt, der Frachter drohe nicht zu sinken. Auch die japanische Firma Kokuka Sangyo erklärte, ihr Tanker "Kokuka Courageous" sei betroffen.

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Nach den neuen Zwischenfällen meldete die norwegische Seefahrtsbehörde, es sei von drei Explosionen auf der "Front Altair" berichtet worden. Die Reederei Frontline wies zugleich Berichte zurück, das Schiff sei gesunken. Sie bestätigte auch nicht die Angaben der norwegischen Seefahrtsbehörde, die von einem Angriff gesprochen hatte. Das Schiff sei vermutlich von einem Torpedo getroffen worden, erklärte die Raffineriegesellschaft CPC aus Taiwan, die das Schiff gechartert hat.

Die US-Marine erklärte, sie habe zwei Notrufe erhalten. US-Schiffe in der Region leisteten Hilfe, teilte die 5. Flotte der US-Marine in Bahrain mit. Es gebe Berichte, dass dort zwei Tanker angegriffen worden seien.

Der Zwischenfall ereignete sich diesen Angaben zufolge in etwa 70 Seemeilen Entfernung vom arabischen Emirat Fudschairah und etwa 14 Seemeilen vor der iranischen Küste. Weiterer Anrainer der dortigen Meerenge ist das arabische Sultanat Oman.

Erst vor vier Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe in derselben Region gemeldet. Nach saudischen Angaben wurden damals zwei Tanker des Landes schwer beschädigt. Die genauen Umstände blieben jedoch unklar. US-Sicherheitsberater John Bolton sprach später von Angriffen mit Seeminen, für die "fast sicher" der Iran verantwortlich sei. Beweise für seine Anschuldigung legte er nicht vor. Die Regierung in Teheran wies den Vorwurf zurück und sprach von "lächerlichen Behauptungen".

Spannungen zwischen USA und Iran nehmen zu

Seit Wochen wachsen in der Region die Spannungen zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und seinen Verbündeten einerseits sowie dem schiitischen Iran andererseits. Das mit der Trump-Regierung eng verbündete Königshaus in Riad wirft der Führung in Teheran vor, sich in die inneren Angelegenheiten arabischer Staaten einzumischen und die Region zu destabilisieren.

Auch die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Monaten zu. Das US-Militär verlegte zuletzt unter anderem einen Flugzeugträgerverband und eine Bomberstaffel in die Region, was Sorgen vor einem militärischen Konflikt aufkommen ließ.

Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch der oberste Führer der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, erteilten Verhandlungen aber eine Absage. Trump schrieb auf Twitter, er wisse Abes Bemühungen zu schätzen. Er denke aber, "dass es zu früh ist, auch nur darüber nachzudenken, einen Deal zu machen". Mit Blick auf die Iraner fügte Trump hinzu: "Sie sind nicht bereit, und wir sind es auch nicht."


Chamenei schloss Verhandlungen mit den USA im Atomstreit kategorisch aus. "Der Iran vertraut den USA nicht", sagte er bei einem Treffen mit Abe in Teheran. "Wir haben mit den Amerikanern bereits die bittere Erfahrung beim Atomabkommen gemacht und wollen diese Erfahrung nicht wiederholen." Trump hatte das Atomabkommen mit dem Iran im vergangenen Jahr einseitig aufgekündigt. Danach traten wieder harte US-Wirtschaftssanktionen gegen den Iran in Kraft.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP, dpa, Reuters (Centcom) mit Fotos und dem Video
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