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Türkische Offensive in Syrien: Es soll Hinrichtungen durch pro-türkische Milizen geben


Kriegsverbrechen bei türkischer Offensive?
Berichte über Hinrichtungen durch Erdogans Helfer


Aktualisiert am 13.10.2019Lesedauer: 3 Min.
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Mitglieder der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalarmee sitzen auf einem Auto: Kurdische Aktivisten werfen Verbündeten der Türkei im Norden Syriens Kriegsverbrechen vor.Vergrößern des Bildes
Mitglieder der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalarmee sitzen auf einem Auto: Kurdische Aktivisten werfen Verbündeten der Türkei im Norden Syriens Kriegsverbrechen vor. (Quelle: Anas Alkharboutli/dpa)

Trotz internationaler Kritik setzt die Türkei ihren Vormarsch in Nordsyrien unvermindert fort. Unterstützung erhält Ankara von syrisch-arabischen Milizen, die laut Aktivisten Kriegsverbrechen begehen.

Die türkische Armee dringt bei ihrer Militäroperation gegen die Kurdenmiliz YPG immer tiefer nach Nordsyrien vor. Am Sonntagmorgen gingen erneut Bomben über den Grenzstädten Ras al-Ain und Tal Abjad nieder. Heftige Kämpfe wurden auch aus der Ortschaft Suluk gemeldet. Während die Zahl der Getöteten weiter steigt und immer mehr Menschen die Flucht ergreifen, mehren sich Berichte über Kriegsverbrechen.

Milizen sollen kurdische Gefangene exekutiert haben

Kämpfer syrischer Milizen, die an der Seite der Türkei die Offensive unterstützen, sollen nach Angaben lokaler Aktivisten neun kurdische Gefangene exekutiert haben. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von neun getöteten Zivilisten. Zu den Vorfällen sei es demnach südlich von Tal Abjad gekommen.

In sozialen Netzwerken verbreiteten sich am Wochenende Videos der mutmaßlichen Exekutionen. Die Aufnahmen zeigen, wie Kämpfer der Milizen aus kurzer Distanz Gewehrsalven auf zwei Männer abfeuern, die mit verbundenen Händen auf dem Boden sitzen bzw. liegen. Einer der Gefangenen trug zivile, der andere militärische Kleidung.

Kurdische Politikerin soll unter den Opfern sein

Bestätigt ist der Tod der kurdischen Politikerin und Frauenrechtlerin Hevrin Khalaf. Die 35-Jährige sei am Samstag auf einer Landstraße in einen Hinterhalt geraten, aus ihrem Auto gezerrt und erschossen worden, teilten die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mit. Die SDF machte die Türkei und deren Verbündete für Khalafs Tod verantwortlich. "Dies zeigt, dass der türkische Einmarsch nicht zwischen einem Soldaten, einem Zivilisten oder einem Politiker unterscheidet", hieß es in einer Mitteilung der SDF. Neben Khalaf soll auch ihr Fahrer ermordet worden sein.

Die Vorfälle ereigneten sich den Angaben zufolge auf der wichtigsten Verbindungsroute in der Region, die die Grenzstädte Kamischli im Osten und Tal Abjad im Westen verbindet. Kämpfer der islamistischen Miliz Ahrar al-Sharqiyeh hatten die Straße nach Angaben eines Sprechers nach dem Beginn der türkischen Offensive unter ihre Kontrolle gebracht und mit der Durchsuchung vorbeikommender Fahrzeuge begonnen. Bei diesen Kontrollen seien "neun kurdische Kämpfer" neutralisiert worden, so der Sprecher.

Milizen unterstützen türkischen Vormarsch

Die Türkei hatte am Mittwoch eine Offensive gegen die kurdische YPG-Miliz in Nordsyrien begonnen. Kurz zuvor hatten sich Einheiten der US-Armee von ihren Posten in der Grenzregion zurückgezogen, was einem Freifahrtschein für den Vormarsch Ankaras gleichkam. Bei der Offensive wird die Türkei von Milizen syrisch-arabischer Rebellen unterstützt, die zuvor gegen das Regime von Machthaber Baschar al-Assad gekämpft hatten.

Nach Angaben der in London ansässigen Beobachtungsstelle wurden seit Beginn des Vormarschs der Türkei nunmehr 38 Zivilisten getötet. 81 kurdische Kämpfer seien ums Leben gekommen. Die Organisation stützt sich bei ihren Informationen auf ein breites Netzwerk von Aktivisten in Syrien. Die Türkei sprach von 480 getöteten YPG-Kämpfern.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass inzwischen mehr als 130.000 Menschen aus den ländlichen Gebieten rund um Ras al-Ain und Tal Abjad auf der Flucht sind. Bis zu 400.000 Menschen in den umkämpften Gebieten benötigten Hilfe und Schutz, teilte die UN-Behörde für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten am Sonntag mit.

Offenbar Hunderte IS-Angehörige geflohen

Unterdessen soll fast 800 Angehörigen von Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Flucht aus einem Lager in Nordsyrien gelungen sein. Die Frauen und Kinder seien nach Luftangriffen der türkischen Armee aus der Einrichtung in Ain Issa geflüchtet, teilten die kurdische Behörden in der Region mit.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte verließen die Wachen das Lager, in dessen Nähe sich die türkische Armee Gefechte mit kurdischen Kämpfern lieferte.

In den von Kurden kontrollierten Lagern sind insgesamt etwa 12.000 ausländische Angehörige von IS-Mitgliedern untergebracht – 4.000 Frauen und 8.000 Kinder. Insgesamt sind in den Lagern mehrere zehntausend Familien mit Kindern. In den kurdischen Gefängnissen in Nordsyrien sind außerdem rund 12.000 IS-Kämpfer inhaftiert, unter ihnen bis zu 3000 ausländische Dschihadisten aus insgesamt 54 Ländern.


Die Kurden hatten wie die EU davor gewarnt, dass die Offensive der Türkei den Kampf der YPG gegen den IS schwäche und tausenden Dschihadisten in kurdischer Haft eine Chance zur Flucht geben könnte. Am Freitag hieß es von den kurdischen Behörden, dass bereits fünf IS-Kämpfer aus einem Gefängnis entkommen seien, nachdem türkische Granatenangriffe die Gegend rund um die Lager getroffen hätten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa, Reuters
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