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Lesbos: Flüchtlingscamp Moria nach Großbrand fast völlig zerstört


Brandstiftung im Flüchtlingscamp
Moria nach Feuer offenbar fast vollständig zerstört

Von dpa, aj, lw

Aktualisiert am 09.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Das abgebrannte Flüchtlingscamp: Hier lebten 13.000 Menschen.Vergrößern des BildesDas abgebrannte Flüchtlingscamp: Hier lebten 13.000 Menschen. (Quelle: Alkis Konstantinidis/reuters)
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In Moria kommen die Schäden des verheerenden Feuers zutage. Das Flüchtlingscamp soll nahezu abgebrannt sein. Knapp 13.000 Menschen stehen ohne Unterkunft da.

Ein verheerender Großbrand hat das Flüchtlingscamp von Moria auf der griechischen Insel Lesbos fast vollständig zerstört. Das sagten zwei Offiziere der Feuerwehr am Mittwoch im staatlichen Fernsehen (ERT). Das Staatsfernsehen, das mit einer Sondererlaubnis aus dem Lager berichten durfte, zeigte Bilder von verkohlten Containerwohnungen und verbrannten Zelten rund um das Camp. Der griechische Innenminister sowie die Verantwortlichen des Corona-Krisenstabes wollten sich ein Bild von der Lage vor Ort machen und am Abend bekanntgeben, wie es weitergehen solle, teilte Regierungssprecher Stelios Petsas mit.

Brand ist unter Kontrolle

Der Großbrand ist nach Regierungsangaben seit dem frühen Mittwochmorgen weitgehend unter Kontrolle. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis habe für den Vormittag ein Krisentreffen in Athen einberufen, sagte Regierungssprecher Petsas weiter. Neben dem Migrations- und dem Bürgerschutzminister sollen daran auch der Chef des griechischen Nachrichtendienstes (EYP) und der Generalstabschef teilnehmen. Man vermute organisierte Brandstiftung, so Petsas.

Der Sprecher bestätigte außerdem, dass Migranten versucht hätten, die Feuerwehr an den Löscharbeiten zu hindern. Verletzte oder gar Tote gab es Stand Mittwochmorgen nicht, wie griechische Medien übereinstimmend berichteten. Athen hat zusätzliche Bereitschaftspolizisten zur Insel entsandt.

Feuer von Winden angefacht

Das Flüchtlingslager stand nach dem Ausbruch mehrerer Brände in der Nacht zum Mittwoch fast vollständig in Flammen. In den frühen Morgenstunden wütete das Feuer weiter, angefacht von Winden mit bis zu 70 Stundenkilometern. Schon in der Nacht begannen die Behörden laut griechischen Medienberichten mit der Evakuierung des Lagers, nachdem Wohncontainer zu brennen angefangen hatten.

Bilder des Feuers waren in der Nacht zu Mittwoch auf Twitter zu sehen. In den sozialen Netzwerken wurde von einer "Katastrophe" gesprochen. Freiwillige Helfer vor Ort berichteten von Menschen, denen Rauch und Flammen die Fluchtwege abgeschnitten hätten. Die Hilfsorganisation "Mission Lifeline" sprach in einem Tweet von einem "Aufstand" in dem Lager. "Die gefangenen Flüchtlinge wehren sich gegen die Abriegelung", hieß es in dem Tweet.

Die Hintergründe sind noch unklar

Vorangegangen waren Unruhen unter den Migranten, weil das Lager seit voriger Woche nach einem ersten Coronavirus-Fall unter Quarantäne gestellt worden war. Am Dienstag wurde dann bekannt, dass die Zahl der Infizierten bei 35 liege. Manche Migranten hätten daraufhin das Lager verlassen wollen, um sich nicht mit dem Virus anzustecken, berichtete die halbstaatliche griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA. Einige Infizierte und ihre Kontaktpersonen, die isoliert werden sollten, hätten sich hingegen geweigert, das Lager zu verlassen und in Isolation gebracht zu werden.

Ob die Brände von Migranten oder Inselbewohnern gelegt wurden, blieb vorerst unklar – die Angaben dazu gingen zunächst auseinander. Nach Ausbruch des Feuers hätten Lagerbewohner die Feuerwehrleute mit Steinen beworfen und versucht, sie an den Löscharbeiten zu hindern, berichtete der Einsatzleiter im Fernsehen. Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Einsatz. Videos in sozialen Netzwerken zeigten herumirrende, verängstigte Menschen und auch solche, die "Bye bye, Moria!" sangen. Sehen Sie die dramatischen Szenen hier im Video.

Knapp 13.000 Menschen leben in dem überfüllten Lager

Viele der Migranten und Flüchtlinge, die zuletzt im Lager lebten, flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini, wie griechische Medien berichteten. Stellenweise sollen sich ihnen Inselbewohner entgegengestellt und ihnen den Weg versperrt haben.

Spannungen habe es in Moria immer gegeben, wegen der Corona-Problematik sei die Situation nun regelrecht explodiert, sagte Mytilinis Bürgermeister Stratos Kytelis dem griechischen Staatssender ERT. Man wisse nicht, wo die Menschen nun untergebracht werden sollten, Tausende seien obdachlos. Auch für die Einheimischen sei die Situation eine enorme Belastung.

Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt, zuletzt lebten dort nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums rund 12.600 Flüchtlinge und Migranten – bei einer Kapazität von gerade mal 2.800 Plätzen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagentur dpa
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