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Trump in Epstein-Angst: Bedrohung für die zweite Amtszeit?


Immer neue Details
Epstein-Verbindungen werden für Trump zum Problem


22.07.2025 - 13:28 UhrLesedauer: 6 Min.
US-Präsident Donald Trump: Ein Sommer mit schlechten Nachrichten für ihn (Archivbild).Vergrößern des Bildes
US-Präsident Donald Trump: Ein Sommer mit schlechten Nachrichten für ihn (Archivbild). (Quelle: Annabelle Gordon)
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Donald Trump gerät durch neue Enthüllungen über seine Verbindungen zu Jeffrey Epstein unter enormen Druck. Der Präsident wirkt angreifbarer als je zuvor. Mit jedem neuen Detail zieht sich die Schlinge enger zu.

Die Pressesprecherin des US-Präsidenten bemühte sich gar nicht mehr darum, die Beweggründe des Weißen Hauses zu verschleiern. Als Karoline Leavitt von Reportern gefragt wird, warum das "Wall Street Journal" (WSJ) plötzlich von Donald Trumps anstehender Reise nach Schottland ausgeschlossen werde, sagt sie: "Aufgrund des falschen und diffamierenden Verhaltens des 'Wall Street Journal' wird es nicht zu den dreizehn Medien gehören."

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Dieser Vorgang in Washington ist ein weiterer eklatanter Angriff auf die Pressefreiheit. Die US-Regierung vollzieht diesen Schritt nur wenige Tage, nachdem das "WSJ" eine aufsehenerregende Recherche über eine sexuell anzügliche Geburtstagsnachricht veröffentlicht hatte, die Trump 2003 an Jeffrey Epstein geschickt haben soll. Eine Geschichte, die der Präsident vehement bestreitet. Er verklagt die Zeitung sogar auf 10 Milliarden Dollar. Hier lesen Sie mehr dazu.

Nervosität im Weißen Haus

Die Zeitung für ihre Arbeit derart abzustrafen, zeigt allerdings auch die wachsende Nervosität im Weißen Haus. Donald Trump steht wegen seiner langjährigen, offenkundig engen Beziehung zu Jeffrey Epstein unter Druck wie nie seit Amtsantritt, und jeden Tag zieht sich die Schlinge mit neuen Details immer enger zu. Der Präsident und sein Team schlagen um sich – gegen die Medien, gegen seine eigenen Anhänger und gegen eine Erzählung, die seine zweite Amtszeit bedroht wie kein anderes Thema.

Zwar fehlen bislang konkrete, strafrechtlich relevante Beweise gegen Trump. Aber seit Tagen und Wochen befassen sich die renommiertesten amerikanischen Medien mit den Hintergründen der Geschichte um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und um Donald Trump. Ein Grund dafür ist, dass ausgerechnet Trumps Justizministerin die Epstein-Akten entgegen eigenen Versprechungen zurückhält. Nach dem Motto: Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

Medien gehen in die Offensive

Nicht nur das "Wall Street Journal" veröffentlichte kürzlich brisante Details über Trumps angebliche Zeichnung einer nackten Frau und ein rätselhaftes gemeinsames "Geheimnis" der beiden Männer.

Auch die "New York Times" untersuchte akribisch die jahrelange Freundschaft zwischen Trump und Epstein und veröffentlichte einen detailreichen Artikel. Darin: gemeinsame Abendessen und Flüge in Epsteins Privatjet. Partys in Trumps Domizil Mar-a-Lago, bei denen Epstein der einzige männliche Gast war. Garniert sind die Artikel immer wieder mit Trumps eigenen belegten Zitaten. Wie etwa: "Es macht viel Spaß, mit ihm zusammen zu sein ... er mag schöne Frauen so sehr wie ich, und viele von ihnen sind jünger." Alles widerspricht Trumps Darstellung, Epstein sei im Grunde lediglich ein flüchtiger Bekannter aus der früheren New Yorker Promiwelt gewesen.

Hinzu kam kürzlich ein Video aus dem Jahr 1991, in dem Trump als Juror an einem Teenager-Model-Wettbewerb teilnimmt und die minderjährigen Mädchen bewertet. Inzwischen wurde das Video millionenfach aufgerufen. Es war eine andere Zeit. Trump galt als Playboy unter vielen. Solches Verhalten wurde damals kaum problematisiert. Doch im Lichte der aktuellen Entwicklungen wirkt das Video für viele wie eine weitere Bestätigung von sexuellen Neigungen, die Trump mit Epstein geteilt haben könnte.

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Zuletzt meldete sich der ehemalige Boss von einem Trump-Casino in Atlantic City, Jack O'Donnell, zu Wort. Beim Fernsehsender CNN erzählte er, dass Trump und Epstein einmal dabei erwischt worden seien, wie sie minderjährige Mädchen in das Casino mitgenommen haben sollen. Umgehend musste das Weiße Haus reagieren und wies seine Darstellung abermals als frei "erfunden" zurück. Derzeit vergeht in den USA kein Tag ohne neue pikante Details zu Trump und Epstein. Dem US-Präsidenten gelingt es kaum noch, mit seiner typischen Ablenkungsstrategie durchzudringen.

Brisante Details aus jahrelanger Freundschaft

Doch die Zeiten haben sich in doppelter Weise geändert. Während die Sexualisierung von Frauen und erst von Minderjährigen heute viel stärker als Problem anerkannt wird, scheint Trump bislang trotzdem noch erstaunlich stabil zu bleiben – trotz der Schwere der Vorwürfe. Dabei sind Parallelen zu Bill Clintons einstigem Skandal kaum zu übersehen. Während Trump als Juror unbescholten das Aussehen von Teenagern bewerten konnte, kostete den damaligen US-Präsidenten Clinton die Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky im Jahr 1995 beinahe das Amt.

Trotz Untreue und Machtgefälle war die Clinton-Lewinsky-Affäre unter dem Strich eine einvernehmliche Beziehung zwischen zwei Erwachsenen. Epsteins Sexualverbrechen stellen eine ganz andere Dimension dar. Trump aber droht bisher keine direkte rechtliche Gefahr: Es gibt bislang keine stichhaltigen Beweise, die ihn mit Epsteins Sexualverbrechen in eine direkte Verbindung bringen. Viele der fraglichen Vorfälle liegen zudem Jahrzehnte zurück.

Doch mit jeder neuen Enthüllung über die Tiefe seiner Epstein-Verbindungen zieht sich die Schlinge enger um den Präsidenten zu. Entscheidend ist dabei, dass der Druck auf ihn nicht nur von den Demokraten oder den sogenannten Mainstream-Medien ausgeht. Die könnte Trump nach wie vor leicht abtun als voreingenommen, unfair und politisch motiviert. Aber ausgerechnet die eigene MAGA-Basis rebelliert.

Jahrelang haben Trump und sein rechtsextremes Netzwerk mit Verschwörungstheorien gehandelt, in denen die demokratischen Eliten als pädophiles Netzwerk dargestellt werden, das mit Epstein verbündet gewesen sein und angeblich auch noch hinter seinem Tod stecken soll. Ausgerechnet Trumps eigener Sohn, Donald Trump Jr., forderte besonders lautstark die Veröffentlichung einer angeblichen "Kundenliste" von Epstein. Die derart aufgepeitschte MAGA-Basis giert bis heute nach Antworten und gefährdet damit inzwischen ihr größtes Idol.

Ghislaine Maxwell: Der Schlüssel zu allen Geheimnissen?

Die Person, die für Trump derzeit die größte Gefahr darstellen könnte, ist Jeffrey Epsteins langjährige Partnerin und Komplizin. Ghislaine Maxwell wurde 2021 wegen Sexhandels verurteilt und sitzt seither in einem Gefängnis in Florida. Ihr Anwalt Alan Dershowitz drückte es einst so aus: "Sie weiß alles" und sei sozusagen der "Stein von Rosetta", also letztlich der Schlüssel zu allen Geheimnissen. Maxwell arrangierte Epsteins soziales Leben, überwachte seine Reisetagebücher und verwaltete sein Beziehungsgeflecht mit den Mächtigen und Berühmten – einschließlich des mit Donald Trump.

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Maxwell, die nach wie vor Berufung gegen ihre 20-jährige Haftstrafe einlegt, hat zuletzt angedeutet, dass sie auch bereit sei, vor dem US-Kongress auszusagen, wenn ihr Straffreiheit gewährt würde. Trumps Gegner drängen nun auf ihre Aussage, während der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, das Vorhaben mit Verweis auf "laufende Bemühungen der Verwaltung" hinhält. Sollte sie schließlich wirklich als Zeugin vor die amerikanischen Abgeordneten geladen werden, könnte sie womöglich bestätigen, was Trump seit Langem zu verschleiern versucht.

Eine weitere unbequeme Zeugin

Hinzu kamen zuletzt die Enthüllungen von Maria Farmer, einer früheren Mitarbeiterin und späteren Hauptanklägerin Epsteins, die der New Yorker Polizei und dem FBI 1996 und 2006 berichtete, dass sie Zeugin eines beunruhigenden Verhaltens von Trump geworden sei. Sie beschrieb dabei eine Begegnung aus dem Jahr 1995 in Jeffrey Epsteins New Yorker Büro, die ihr Unbehagen bereitete. Epstein habe sie eines späten Abends unerwartet zu sich gerufen.

Sie habe dabei Laufshorts getragen, als Donald Trump in einem Anzug den Raum betrat. Nach ihren Angaben musterte Trump sie von Kopf bis Fuß und starrte auf ihre nackten Beine, sodass sie Angst bekam. Dann aber sei Epstein hereingekommen und habe zu Trump gesagt: "Nein, nein. Sie ist nicht deinetwegen hier." Sie erinnerte sich auch daran, dass Trump hinterher sagte, er habe sie für 16 Jahre alt gehalten. Farmer geht davon aus, dass Trumps Name unter anderem deswegen in noch immer versiegelten Epstein-Ermittlungsakten auftaucht.

Die selbst gestellte politische Falle

Selbst wenn diese Akten kein kriminelles Fehlverhalten Trumps nachweisen, könnte sich ihre Offenlegung noch als politisch verheerend erweisen. Für Trump sind die "Epstein-Akten" zu einer politischen Falle geworden, die er letztlich selbst aufgestellt hat. Er hatte im Wahlkampf damit geworben, das von seinen Anhängern verhasste, elitäre Epstein-Netzwerk zu entlarven, indem er eine angebliche "Klientenliste" endlich veröffentlichen werde. Nur um den Verdacht seiner Anhänger auf eine Vertuschung durch die Demokraten zu nähren. Es ist offen, ob eine solche Klientenliste überhaupt existiert.

Mit jedem Tag, an dem Trump nicht liefern kann, muss er das Feld jenen überlassen, die über ihn und seine Epstein-Vergangenheit auspacken wollen. Seine aktuelle Strategie lautet, die Epstein-Affäre mit den angeblichen Lügen zur Russland-Affäre in seiner ersten Amtszeit zu vergleichen. Damit verleiht Trump dem Thema selbst eine immens hohe Bedeutung.

Das damalige Amtsenthebungsverfahren wegen seiner möglichen Verstrickungen hätte ihn die Präsidentschaft kosten können, hätte es keine republikanische Mehrheit im Kongress gegeben. Seine Partei stellte sich hinter ihn und verhinderte so, dass er des Amtes enthoben wurde. Aber schon bei den kommenden Zwischenwahlen in gut einem Jahr könnte die ohnehin hauchdünne Mehrheit der Republikaner zumindest im Repräsentantenhaus dahin sein. Zwar werden die Demokraten auch dann keine für eine Amtsenthebung notwendige Zweidrittelmehrheit besitzen. Aber nicht zuletzt der Ausblick auf ein neuerliches, vom Repräsentantenhaus eröffnetes sogenanntes Impeachment-Verfahren motiviert sie derzeit, immer tiefer zu graben.

Das Sommerloch in den USA gleicht in der Tat einem Abgrund, gefüllt mit Verbrechen, deren wahre Opfer derzeit allerdings kaum Beachtung finden. Alles dreht sich um Trump. Jeder Tag bringt neue Schlagzeilen, neue Bilder, neue Bruchstücke aus Epsteins Schattenreich. Trump hat bisher jeden Skandal überstanden. Doch selten war die Aufmerksamkeit so groß und die Brisanz so hoch. Ein politischer Sturz scheint erstmals in seiner zweiten Amtszeit zumindest nicht mehr ausgeschlossen zu sein.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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