Comeback von Jimmy Kimmel Diese Worte dürften Trump richtig wehtun

Sechs Tage lang musste er schweigen, dann meldete er sich lauter zurück als je zuvor: Jimmy Kimmel nutzte seine Rückkehr ins Fernsehen für ein Plädoyer für Meinungsfreiheit – und eine scharfe Abrechnung mit Trump.
Bastian Brauns berichtet aus New York
"Wo war ich stehen geblieben, als ich unterbrochen wurde?" Mit dieser Frage begann Jimmy Kimmel seine Sendung. Das klingt banal, war aber verdammt witzig. Denn nachdem er unter dem öffentlichen Druck der US-Regierung buchstäblich von der Bildfläche verschwunden war, durfte Jimmy Kimmel nach nur sechs Tagen am Dienstagabend mit seiner Late-Night-Show zurückkehren. Auch wenn noch immer 20 Prozent der lokalen Sendestationen die Show des Senders ABC nicht ausstrahlen wollten.
Nach massivem und weltweitem Protest war Kimmels Rückkehr mehr als das Comeback eines Komikers. Die Sendung war eine deutliche Erinnerung daran, warum Satire und das manchmal unbequeme Geschäft der freien Rede, Grundpfeiler der amerikanischen Demokratie sind.
Kimmel meisterte seine Rückkehr mit einer bemerkenswerten Balance: trotzig, witzig, aber zugleich sehr ernst, wenn es darauf ankam. Er kam sofort auf den Elefanten im Raum zu sprechen: "Ich war nicht glücklich, als sie mich aus dem Programm genommen haben. Ich war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden."
Donald Trump griff er direkt an. "Der Präsident der Vereinigten Staaten hat sehr deutlich gemacht, dass er will, dass ich und Hunderte von Menschen, die hier arbeiten, unsere Jobs verlieren", so Kimmel. Das war keine Comedy, das war eine ernüchternde Wahrheit über die unverhohlene staatliche Einschüchterung von Presse und Unterhaltungsmedien.
Doch auch dabei blieb er witzig. Ein Jobangebot, das ihm während seiner Zwangspause von Stefan Raab unterbreitet worden war, kommentierte er mit den Worten: "Dieses Land ist so autokratisch geworden, dass schon die Deutschen sagen: Komm zu uns!"
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Ehrlich statt unterwürfig: Kimmels Entschuldigung
Beeindruckend war vor allem, wie Kimmel sich weigerte, einfach angekrochen zu kommen. Er entschuldigte sich dafür, dass seine Worte zur Ermordung von Charlie Kirk manche Menschen verletzt hatten. Erneut drückte er sein Mitgefühl für die Hinterbliebenen aus. Er lobte Kirks Witwe Erika für ihren Auftritt in Phoenix, bei dem sie dem Mörder ihres Mannes vergeben hatte.
Das war menschlich, ehrlich und nicht unterwürfig. "Es war nie meine Absicht, irgendeiner bestimmten Gruppe die Schuld zu geben", sagte Kimmel. Er glaube nicht, dass der Mörder, der Charlie Kirk erschossen hat, überhaupt jemanden repräsentiere. Im Grunde wiederholte Kimmel hier das, was er schon in seiner letzten, scharf kritisierten Show verdeutlichen wollte: dass Trumps MAGA-Bewegung vor allem damit beschäftigt ist, den Mörder einer Gruppe zuzuordnen – nur nicht der eigenen.
Kimmel sagte jetzt deutlich: "Das war ein kranker Mensch, der glaubte, Gewalt sei eine Lösung – und das ist sie niemals." Das klang nicht nach Herumdrucksen oder nach einem PR-Skript. Nur nach einem Mann, der seinen Kritikern offen gegenübertritt.
Eine deutliche Warnung vor Einschüchterung
Dann tat Jimmy Kimmel etwas, wofür ihm die Amerikaner dankbar sein dürften: Er löste die Diskussion von seiner eigenen Person. Er warnte vor Angriffen "nicht nur auf einen Komiker", sondern auf die Presse insgesamt. "Es ist so wichtig, eine freie Presse zu haben, und es ist verrückt, dass wir dem nicht mehr Aufmerksamkeit schenken", sagte er. Er bezog sich dabei auf eine Forderung des Pentagon, Journalisten dürften nur noch Informationen veröffentlichen, die offiziell freigegeben sind – selbst wenn diese nicht geheim sind.
Für einen Late-Night-Host war das mehr als der übliche Monolog. Es war eine Lektion in Staatsbürgerkunde, frei von Belehrung, dafür klar und deutlich: Wenn die Satire fällt, ist der Journalismus als Nächstes dran. "Sie wollen entscheiden, worüber berichtet wird", warnte Kimmel mit Blick auf die Trump-Regierung.
Kimmel macht wieder Witze über Trump
Bei allem Ernst tat Kimmel aber auch das, was er am besten kann: Er machte Witze über Donald Trump – und das nicht nur mit billigen Pointen, sondern mit präzisen und scharfen Beobachtungen. Über Trumps Auftritt bei den UN etwa spottete er: "Er hat die Rolltreppe kaputt gemacht. Wo war diese Rolltreppe vor zehn Jahren, als wir sie auf dem Weg nach unten gebraucht hätten?" Damit spielte er auf die goldene Rolltreppe im Trump Tower in New York an, mit der Trump einst heruntergefahren kam, um seine erste Präsidentschaftskandidatur zu verkünden.
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Kimmel zeichnete ein Bild der Absurdität: ein Mann, der Verehrung einfordert und zugleich über seine eigene Eitelkeit stolpert. "Er muss einem leidtun. Er hat versucht, mich zu canceln, und damit Millionen Menschen gezwungen, sich jetzt diese Show anzuschauen. Das ging maßlos nach hinten los", witzelte der Comedian und setzte nach: "Wir müssen jetzt vielleicht die Epstein-Akten veröffentlichen, um davon abzulenken."
Trump wütete schon vor der Show und entlarvte sich
Genau diese Mischung aus Humor und Ehrlichkeit macht Kimmel für Trump so gefährlich. Kein Wunder also, dass der Ex-Präsident kurz vor Ausstrahlung der Sendung eine wütende Tirade auf Truth Social schrieb – und sich dabei selbst verriet: Er könne nicht glauben, dass "ABC Fake News" Jimmy Kimmel seinen Job zurückgegeben habe, schrieb Trump. "Dem Weißen Haus wurde doch von ABC mitgeteilt, die Show sei gecancelt worden." Ein Beleg für die äußerst problematische Nähe zwischen dem Sender und der US-Regierung.
Und Trump zeigte noch deutlicher, dass die Kritiker der vergangenen Tage recht hatten: "Ich denke, wir werden ABC auf die Probe stellen. Mal sehen, wie wir das machen." Als er den Sender das letzte Mal verklagt habe, habe dieser ihm 16 Millionen Dollar zahlen müssen, prahlte Trump.
Kann der Fall Kimmel das Land einen?
Doch egal, wie sehr der Präsident die Pressefreiheit mit diesen Äußerungen erneut bedroht: Dieser Abend gehörte Jimmy Kimmel und nicht ihm. Die abschließenden Worte des Comedians – ein Appell an die Einheit des Landes – klangen dann auch fast präsidial. Zuerst zitierte er viele Menschen, die ihn eigentlich nicht leiden könnten, ihn aber trotzdem verteidigt hätten. Darunter auch der texanische Senator Ted Cruz.
"Auch wenn ich mit vielen dieser Leute bei den meisten Themen nicht übereinstimme … es erfordert Mut, sich gegen diese Regierung zu äußern, und sie verdienen Anerkennung dafür", sagte Kimmel. Die Regierung dürfe nicht kontrollieren, was im Fernsehen gesagt werden kann und was nicht. Kimmel betonte: "Das war weder links noch rechts – das war einfach unamerikanisch."
Dagegen kommt Trump bisher nicht an
Trump hat wieder einmal ausgetestet, wie weit er gehen kann. Im Fall Jimmy Kimmel ist er damit gescheitert, auch wenn er das niemals zugeben wird. Anstatt den Moderator zum Schweigen zu bringen, hat er ihn nur lauter gemacht. Kimmels Rückkehr ist nicht nur ein Sieg für die Late-Night-Comedy, sondern für jeden, der daran glaubt, dass Demokratie Platz für Unbequemes, für Spott und Satire haben muss.
Trumps radikaler Scharfmacher Stephen Miller brüllte noch am Sonntag hasserfüllt bei der Gedenkveranstaltung für den ermordeten Charlie Kirk in Phoenix: "Wir sind der Sturm!" Es war eine massive, inszenierte Drohung gegen Linke und Liberale im ganzen Land.
Die Rückkehr von "Jimmy Kimmel Live!" beweist nach Tagen des Protests: Miller und Trump mögen toben wie ein Sturm, doch ein wahrer Orkan bricht los, wenn sie versuchen, dem Land das vielleicht amerikanischste Gut überhaupt zu nehmen – die manchmal schwer auszuhaltende, aber unverzichtbare freie Rede. Das konnte zumindest dieses Mal verhindert werden. Doch es wird nicht der letzte Angriff auf die Presse bleiben.
- Livestream der Jimmy Kimmel Show (Englisch)
- Eigene Überlegungen





