Rätselhafte Bluttat in Dallas "Er war gar nicht in der Lage, so einen Schuss abzugeben"

Vor einer Einrichtung der US-Behörde ICE fallen Schüsse. Die Frage nach dem Motiv könnten gefundene Patronenhülsen klären. Für Trump ist bereits klar, wer Schuld trägt.
Mindestens ein Mensch ist durch Schüsse vor einem Gebäude der Behörde ICE, die für Abschiebungen zuständig ist, getötet worden. Das Heimatschutzministerium teilte mit, ein Schütze habe von einem benachbarten Dach das Feuer eröffnet und wahllos um sich geschossen, wie es von Ermittlern hieß.
Dabei habe er auch auf einen Transporter im Sicherheitsbereich geschossen. Drei Häftlinge seien dabei getroffen worden, einer von ihnen sei ums Leben gekommen. Bei den Häftlingen handelte es sich um Migranten, die von der Einwanderungsbehörde ICE festgenommen worden waren. Die US-Regierung rückte die Tat in die Nähe der "radikalen Linken".
Heimatschutzministerin Kristi Noem erklärte auf der Plattform X, der verdächtige Schütze sei ebenfalls nicht mehr am Leben. Er starb demnach infolge einer selbst zugefügten Schusswunde.
Bruder: "Er war ein miserabler Schütze"
Inzwischen soll die Identität des Schützen geklärt sein, den Namen des Mannes gaben die Behörden ebenfalls an. Demnach soll es sich um Joshua J. handeln. Laut Personen, die J. nahestanden, soll der Schütze keine Hinweise auf eine politische Radikalisierung gezeigt haben.
"Ich denke nicht, dass er sich für Politik interessiert hat", sagte der Bruder des Schützen im Sender NBC News. "Er war politisch nicht an irgendeinem Lager interessiert. Er hatte auch keine Vorbehalte gegen die ICE". Noah J. berichtete dem Sender davon, dass sein Bruder zwar ab und an die Schusswaffe ihrer Eltern benutzt habe, allerdings sei er ein miserabler Schütze gewesen: "Er ist beileibe kein Scharfschütze", sagte Noah J. NBC News. "Er war gar nicht in der Lage, einen solchen Schuss abzugeben".
FBI-Chef Patel will erste Hinweise gefunden haben
Die genauen Hintergründe der Schüsse und das Motiv des Schützen blieben zunächst unklar. Dennoch legte der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, nahe, dass es sich um eine politisch motivierte Tat gegen die Arbeit der Einwanderungsbehörde gehandelt haben könnte. Auf X veröffentlichte Patel ein Bild von Patronenhülsen, auf denen "ANTI ICE" zu lesen war.
Auch der Attentäter, der Charlie Kirk tötete, hatte seine Patronen mit Botschaften versehen. Allerdings hatte Tyler Robinson die Parolen zuvor mit einem Messer oder einem spitzen Gegenstand in die Hülsen geritzt. Der Schriftzug auf einer der Patronenhülsen, die in Dallas gefunden wurden, scheint hingegen mit einer Art Kugelschreiber oder Filzstift hinzugefügt worden zu sein.
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Beamte der Einwanderungsbehörde wurden Patels Angaben zufolge bei der Tat nicht verletzt. Bereits im Juli habe es einen Angriff auf ein anderes ICE-Gefängnis für Migranten im Bundesstaat Texas gegeben.
Für Donald Trump ist das Motiv schon klar
Der Vorfall im Süden der USA fällt in eine aufgewühlte Zeit. Razzien mit vermummten Beamten der Einwanderungsbehörde ICE infolge der strengeren Migrations- und Abschiebepolitik von US-Präsident Donald Trump haben vielerorts Proteste ausgelöst. Zum Teil werden Menschen an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und außer Landes gebracht, obwohl sie Einspruch gegen ihre Abschiebung eingelegt haben. In vielen US-Städten kommt es deshalb zu Protesten gegen das rigorose Vorgehen der Einwanderungsbehörden.
US-Präsident Donald Trump ordnete die Tat jedenfalls sofort einem politischen Lager zu, obwohl die Hintergründe noch nicht vollständig aufgeklärt sind. Er schrieb auf seinem Sprachrohr Truth Social, Drohungen, Gewalt und Angriffen durch "gestörte radikale Linke" nähmen zu – ohne dafür konkrete Belege zu liefern.
"Diese Gewalt ist das Ergebnis der radikalen linken Demokraten, die die Strafverfolgungsbehörden ständig verteufeln, die Abschaffung der ICE fordern und ICE-Beamte mit 'Nazis‘ vergleichen", fügte er hinzu.
Vize-Präsident JD Vance sprach von einem "gewalttätigen Linksextremisten", der die Tat verübt habe. Eindeutige Belege dafür legte er ebenfalls zunächst nicht vor. Er warf zudem den Demokraten und linksgerichteten Medien vor, negative Stimmung gegen ICE zu befeuern. Ministerin Noem schrieb: "Diese Schüsse müssen der extremen Linken ein Weckruf sein, dass ihre Rhetorik über ICE Konsequenzen hat." Die Ministerin fuhr fort: ICE tagein, tagaus unter anderem mit der "Nazi-Gestapo" zu vergleichen, habe Folgen.
Ted Cruz: "Das muss aufhören"
Seit Wochen sind die USA aufgewühlt durch den tödlichen Angriff auf den rechten Trump-Verbündeten und Aktivisten Charlie Kirk. Die US-Regierung hatte seither eine Rhetorik der "radikalen Linken" verantwortlich gemacht – und blendet damit nach Ansicht von Kritikern das breitere Problem einer zunehmenden Radikalisierung im Land aus.
Der republikanische Senator Ted Cruz aus Texas sagte nach dem Vorfall in Dallas: "Das muss aufhören." Sein Appell richtete sich konkret an Politiker, die ICE "verteufelten". "Wir müssen lernen, zusammenzuarbeiten, ohne den anderen zu dämonisieren, ohne Angriffe aufeinander."
- cnn.com: Dallas ICE facility shooting: 1 detainee killed and 2 more injured, officials say
- nypost.com: Shooter Joshua Jahn’s brother claims sniper ‘didn’t have strong feelings about ICE’: report
- Nachrichtenagentur dpa




