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Friedensnobelpreis 2025: Warum Donald Trump leer ausgegangen ist


Friedensnobelpreis geht nicht an Trump
Ein Preis für Demokraten, nicht für Demagogen

  • Bastian Brauns
MeinungEin Kommentar von Bastian Brauns

Aktualisiert am 10.10.2025Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump im Weißen Haus: Kein Friedensnobelpreis für den US-Präsidenten.Vergrößern des Bildes
Donald Trump im Weißen Haus: Kein Friedensnobelpreis für den US-Präsidenten. (Quelle: Nathan Howard)
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Der Friedensnobelpreis geht an María Corina Machado. Das ist eine gute Wahl. Auch, weil dies ein klares Signal an Donald Trump sendet.

Die Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees, die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado für ihren gewaltlosen Kampf gegen das autoritäre Maduro-Regime zu ehren, ist eine bewusste Rückkehr zu den Grundlagen des Preises. Und das ist gut so. Denn es ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiges Signal an die Welt und an Donald Trump.

Alfred Nobel sprach in seinem Testament von der "Verbrüderung der Nationen" und von der "Förderung des Friedensgedankens". Frieden, so das Komitee nun erneut, ist mehr als das Schweigen der Waffen, es ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Er lebt von Institutionen, Rechtsstaatlichkeit – und von Demokratie.

Unter anderem mit diesem Satz begründet das Nobelkomitee die Auszeichnung für Machado: "Die Demokratie ist eine Grundvoraussetzung für einen dauerhaften Frieden." Ein Satz, der weit mehr bedeutet, als er auf den ersten Blick verrät. Denn er erklärt indirekt auch, warum Donald Trump den Friedensnobelpreis nicht bekommen kann – selbst dann nicht, wenn er tatsächlich dabei hilft, einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten zu erreichen.

Trumps selbst inszenierte Friedensbilanz

Der amerikanische Präsident mag sich für den größten Friedensstifter seit Jahrzehnten halten. Schon während seiner ersten Amtszeit prahlte er damit, mehr für den Frieden getan zu haben als jeder Präsident vor ihm. Aktuell will er allein dafür verantwortlich sein, in den ersten rund zehn Monaten seiner zweiten Amtszeit acht Kriege auf der Welt beendet zu haben, inklusive den Israels gegen die Hamas.

Das ist eine infame Übertreibung, über die sich sogar die Beteiligten schon lustig machen. Aber tatsächlich: Donald Trump macht vieles anders. Manche nennen es unkonventionell. Auf den ersten Blick kann sein disruptives Verhalten auch festgefahrene Konflikte in Bewegung bringen.

Sollte es ihm damit wirklich gelingen, die sehr komplexen Auseinandersetzungen im Nahen Osten in eine langfristige, stabile Ordnung zu überführen, wäre das zweifellos eine historische Großleistung. Das aber muss sich jetzt erst zeigen.

Antidemokratisches Verhalten

Frieden im Sinne des Nobelkomitees ist offenkundig mehr als das Ergebnis eines Deals im Trump'schen Sinne. Es ist vielmehr eine moralische Grundhaltung, die eine Kultur des Vertrauens und von Verlässlichkeit schafft. Trump steht gewissermaßen für das Gegenteil: Seine Machtpolitik basiert auf der Perfektion von Polarisierung und dem Recht des Stärkeren.

Trump, sein Team und zuletzt auch viele Kommentatoren in deutschen Medien hätten ihm den Friedensnobelpreis am liebsten schon jetzt verliehen. Sie scheinen zu vergessen, wofür Trump steht und wofür er gerade zu Hause scharf kritisiert wird:

Er bombardiert seit Wochen ohne Mandat und gegen das Völkerrecht Schiffe in internationalen Gewässern, die mutmaßliche Drogenschmuggler genutzt haben sollen. Er bedroht die staatliche Integrität von Grönland, Kanada und Panama. Er benennt das Verteidigungsministerium um in Kriegsministerium. Er schickt das Militär in amerikanische Großstädte, um Proteste gegen das inhumane Vorgehen seiner Abschiebebehörde ICE zum Schweigen zu bringen. Das alles gegen den Willen der demokratisch gewählten Gouverneure in den Bundesstaaten. Er lässt politische Gegner von seinem Justizministerium verfolgen.

Das ist eine nur sehr unvollständige Aufzählung von Trumps zahlreichen verstörenden, politischen Entscheidungen der vergangenen Monate. Darum werfen ihm seine Kritiker auch vor, die USA in eine Autokratie umbauen zu wollen. Der Friedensnobelpreis ist aber gedacht für Demokraten, nicht für Demagogen.

Ego statt universelle Werte

Selbst seine außenpolitischen Erfolge, wenn man sie so nennen will, sind stets dominiert von seinem Ego, nicht von universellen Werten. Schon die Abraham-Abkommen, durch die sich Israel und mehrere arabische Staaten in seiner ersten Amtszeit annäherten, waren ohne Zweifel bedeutsam. Aber auch sie entstanden eher in einer Atmosphäre von Drohung, von Geschäftsinteressen und nicht vor dem Hintergrund von Aussöhnung.

Man mag Trumps Vorgehen als notwendigen Pragmatismus loben. Der US-Präsident hält sich eben nicht lange auf mit den vermeintlich schwülstigen, multilateralen Friedensheucheleien. In Wahrheit aber steht Trump für die Rückkehr einer knallharten Machtpolitik der USA, die er als "Frieden durch Stärke" zu kaschieren versucht.

Dass Trump seit Jahren offen um den Friedensnobelpreis wirbt und sich sogar selbst dafür lobend ins Spiel bringt, ist an sich schon fast ein Gegenargument. Das Nobelkomitee hat wiederholt betont, wie sehr es Versuche ablehnt, den Preis zu instrumentalisieren. Es geht nicht um Schlagzeilen, sondern um Substanz. Und Substanz misst sich eben nicht daran, wer den lautesten Tweet sendet, sondern wer das Fundament für eine gerechtere Welt legt.

Ein Gegenentwurf zu Trump

Auch der Charakter eines Kandidaten spielt eine Rolle für den Preis. Trumps Missachtung demokratischer und internationaler Institutionen, seine fortgesetzten Angriffe auf die Pressefreiheit im eigenen Land und seine Weigerung, Wahlergebnisse anzuerkennen, die gegen ihn ausfallen, untergraben das, was das Komitee als "Grundvoraussetzung für Frieden" bezeichnet. Demokratie und Frieden sind eben nicht voneinander zu trennen.

Die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado steht gewissermaßen für das genaue Gegenteil dessen, was Trump verkörpert. Sie riskiert ihre Freiheit und ihr Leben für die demokratische Zukunft ihres Landes – ohne Waffen, ohne populistische Inszenierung, ohne Machtschauspiel. Machado und Trump haben ironischerweise den gleichen Feind: Venezuelas Diktator Nicolás Maduro.

Dass das Komitee Machado wählte, ist eine stille, aber klare Botschaft: Frieden beginnt dort, wo Menschen sich gegen Willkür und Lüge stellen. Frieden beginnt dort, wo Menschen ihre Macht nicht missbrauchen. Will der US-Präsident eine realistische Chance auf den Friedensnobelpreis haben, bleiben ihm noch mehr als drei Jahre Zeit, das zu erkennen. Doch das ist wohl eher unwahrscheinlich.

Verwendete Quellen
  • Eigene Überlegungen
  • Livetream der Verleihung des Friedensnobelpreises

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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