Umstrittener Beamter Belästigungsvorwürfe gegen Trump-Nominierten
Trump wollte ihn als Sonderermittler, doch selbst bei den Republikanern gibt es Zweifel an seiner Eignung. Nun wird Paul Ingrassia sexuelle Belästigung vorgeworfen.
Ein von Donald Trump für ein zentrales Kontrollamt der US-Regierung vorgeschlagener Mitarbeiter steht wegen Belästigungsvorwürfen in der Kritik. Wie "Politico" berichtet, soll Paul Ingrassia, der als Verbindungsmann des Weißen Hauses im Heimatschutzministerium (DHS) arbeitet, bei einer Dienstreise in Florida gezielt dafür gesorgt haben, dass eine niedriger gestellte Kollegin ohne eigenes Hotelzimmer blieb.
Nach Angaben mehrerer Regierungsbeamter habe Ingrassia zuvor veranlasst, dass die Buchung der Frau storniert wurde, sodass sie mit ihm ein Zimmer teilen musste. Die Betroffene habe zunächst protestiert, letztlich aber eingewilligt, um eine Szene vor Kollegen zu vermeiden.
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Laut den Quellen habe es sich um eine gemeinsame Reise zum Ritz-Carlton in Orlando Ende Juli gehandelt. Die beiden kannten sich demnach zuvor freundschaftlich, in dem geteilten Hotelzimmer hätten sie in getrennten Betten übernachtet. Ingrassias Anwalt wies die Darstellung zurück und erklärte, es habe keine kurzfristige Änderung der Reservierungen gegeben. Unstrittig ist, dass es zu einer internen Untersuchung kam, nachdem die beiden Mitarbeitenden das Zimmer gemeinsam genutzt hatten.
Trump hatte Ingrassia im Mai nominiert
Der Vorfall sorgt seither für Unruhe im Führungskreis des DHS. Ingrassia war im Mai von Trump für die Leitung des Office of Special Counsel (OSC) nominiert worden – einer unabhängigen Bundesbehörde, die unter anderem für den Schutz von Hinweisgebern und die Ahndung von Diskriminierung im öffentlichen Dienst zuständig ist. Seine Nominierung ist bereits zuvor auf Widerstand gestoßen, auch innerhalb von Trumps Republikanischer Partei. Kritisiert wurden seine mangelnde Berufserfahrung, umstrittene politische Positionen und mutmaßliche Verbindungen zu antisemitischen Gruppen – letzteres wies die Trump-Administration zurück.
Die Kollegin, ebenfalls von Trump ernannt, hatte laut dem Bericht zunächst eine Beschwerde bei der Personalabteilung eingereicht, diese jedoch nach wenigen Tagen zurückgezogen – offenbar aus Sorge vor beruflichen Konsequenzen. Fünf Regierungsbeamte erklärten "Politico", die Frau habe sich dennoch informell beklagt, Ingrassias Verhalten beeinträchtige ihre Arbeitsfähigkeit.
In einer später eingereichten, dann aber ebenfalls zurückgezogenen formellen Beschwerde habe sie zudem gefordert, dass Ingrassia ihr gegenüber professioneller auftreten solle. Öffentlich erklärte die Frau später, sie habe sich "nie unwohl gefühlt" und es habe "kein Fehlverhalten" gegeben. Die ursprüngliche Beschwerde sei ein Missverständnis gewesen.
Ingrassia verlor offenbar Zugang zu Arbeitsplatz
Ingrassia selbst äußerte sich nicht direkt zu den Vorwürfen. Sein Anwalt erklärte schriftlich: "Herr Ingrassia hat niemals Kollegen – weibliche oder andere, sexuell oder auf andere Weise – im Zusammenhang mit einer Beschäftigung belästigt." Auch ein Sprecher des DHS teilte mit, dass die interne Untersuchung durch das Personalwesen abgeschlossen sei und "kein Fehlverhalten" festgestellt worden sei.
Nach dem Vorfall in Florida hatte das Präsidialamt laut dem Bericht zunächst reagiert: Ingrassias Zugang zum DHS-Hauptquartier sei für rund eine Woche gesperrt worden. Ein ranghoher Personalverantwortlicher des Weißen Hauses habe mit ihm ein klärendes Gespräch geführt. Inzwischen habe er wieder uneingeschränkten Zugang zum Gebäude. Das Weiße Haus äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall.
Die Vorwürfe reihen sich ein in eine Serie von Kontroversen rund um Ingrassia. Der Jurist, der seinen Abschluss 2022 gemacht hat, fiel in der Vergangenheit durch politische Grenzüberschreitungen auf. Er äußerte sich in sozialen Medien positiv über den rechtsextremen Aktivisten Nick Fuentes, verbreitete Verschwörungserzählungen zu den Terroranschlägen vom 11. September und sprach sich in einem Podcast für eine militärische Notstandsregelung nach der Wahl 2020 aus.
Ingrassia sieht sich selbst als Sprachrohr Trumps; der frühere Präsident hat seine Beiträge Dutzende Male auf sozialen Plattformen geteilt. Seine für Juli angesetzte Senatsanhörung zur Nominierung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
- politico.com: "Key Trump nominee accused of sexual harassment" (englisch)




