Trump findet Hinrichtungen in Gaza "okay" So weit sind wir gekommen

Ein bestürzendes Video macht die Runde. Es zeigt, wie Hamas-Kämpfer im Gazastreifen Menschen öffentlich brutal hinrichten. Der US-Präsident findet das "okay" – und disqualifiziert sich damit endgültig.
Sieben Männer knien auf der Erde. Hinter jedem steht ein Mitglied der terroristischen Hamas-Miliz, leicht zu erkennen am grünen Stirnband. Die Schlächter nehmen ihre Gewehre in Anschlag und schießen den vor ihnen kauernden Männern in den Kopf.
Die Hamas leugnet die Echtheit des Videos nicht einmal. Schließlich hat US-Präsident Donald Trump der Terrororganisation höchstselbst im Verlauf der Friedensverhandlungen übergangsweise "grünes Licht" erteilt, die "Ordnung im Gazastreifen" aufrechtzuerhalten.
So interpretiert sie diesen Blankoscheck also. Und sie liegt damit ganz offensichtlich nicht falsch: Donald Trump kommentierte das furchtbare Video mit den Worten: "Das kümmert mich nicht. Es ist okay". Es ist der letzte Beleg dafür, dass dieser US-Präsident den Friedensnobelpreis in diesem Jahr völlig zurecht nicht bekommen hat.
Natürlich: Realpolitik hat mit Pragmatismus zu tun. Wer jetzt Frieden im Nahen Osten und im Gazastreifen wünscht, kommt an der Hamas nicht völlig vorbei. Sie hat noch immer das Sagen im Gazastreifen.
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Vermutlich keine unbescholtenen Männer
Trump wischt das brutale Abschlachten von sieben Menschen lakonisch weg, indem er behauptet, die Erschossenen seien keine unbescholtenen Männer gewesen, sondern "sehr schlechte Bandenmitglieder". Bei den Exekutierten soll es sich um Mitglieder des "Dogmush"-Clans handeln. Dass diese Miliz erbittert mit der Hamas verfeindet ist, macht sie beileibe nicht zu Engeln.
Die Fraktion hat in der Vergangenheit gemeinsame Sache mit al-Qaida gemacht, mit der Fatah, mit der "Army of Islam" und zwischendurch mit der Hamas selbst. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass hier keine Pfadfinder getötet worden sind. Nur, um es in einer Sprache auszudrücken, die Donald Trump gefallen würde.
Aber: Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Dieses Hinrichtungsvideo ist ein Beleg dafür, mit welchen Mitteln die Hamas den Gazastreifen beherrscht. Wer ihr die Macht übergibt, so wie Donald Trump das zumindest zeitweise tun will, der liefert einen ganzen Landstrich und seine zwei Millionen Bewohner ans Messer einer brutalen Mörderbande. Der händigt dem Teufel den Schlüssel zur Hölle aus.
Genau so "dealt" Trump – und er ist stolz darauf
Genau so arbeitet und vermittelt, so "dealt" Donald Trump. Es ist ihm nicht einmal unangenehm. Er ist stolz darauf. Es hätte ihn nichts gekostet, die verwackelten Aufnahmen dieses Blutbades öffentlich "bestürzend" zu nennen oder "schrecklich" oder "very bad" oder "sad" oder mit irgendeinem anderen Wort zu betiteln, das er in seiner simplen Sprache so gern benutzt. Er hätte einen seiner PR-Lakaien vorschicken können, um die Hamas zumindest zu tadeln. Aber all das hat er nicht getan.
Trump hat beiden Kriegsparteien in den vergangenen Wochen bewiesen, wer der Boss im Nahen Osten ist. Er hat Israels Premier Netanjahu freie Hand gelassen, den Gazastreifen in Schutt und Asche zu legen, bis die Hamas sich fügte und die Geiseln freiließ. Dann hat er ihn zurückgepfiffen. Er hat im Gegenzug der Hamas einen Rest von Einfluss belassen, damit sie gesichtswahrend nachgeben kann. Und damit beiden Seiten deutlich gemacht: "Ich, Donald Trump, sitze am längsten Hebel."
Für Trump zählt allein das Recht des Stärkeren. Am Ende gefällt er sich in der Pose, im Zweifel von allen bösen Jungs der entschlossenste zu sein. Deshalb ist es für Trump tatsächlich "okay", wenn die Hamas im Gazastreifen Menschen hinrichtet. Es ist weniger wichtig als seine Außendarstellung.
Alles ist "okay", solange es Trump dient
Das gilt im Übrigen generell für sein Handeln, wie die Erfahrung aus seiner vollen Amtszeit und der angebrochenen zeigt: Diesem Mann ist nichts wichtig. Nicht der Frieden irgendwo auf der Welt, nicht die Zukunft des Nahen Ostens, nicht die Rechte von Menschen innerhalb der USA oder sonst wo auf der Welt. Alles ist "okay", solange es Trump dient. Seinen Umfragewerten, seinen Wahlergebnissen, seiner Propaganda und seinen Lügen.
Donald Trump wollte Präsident der Vereinigten Staaten werden. Und die Amerikaner haben ihn demokratisch in dieses Amt gewählt. Daran ist nichts zu deuteln. Dass der König der Opportunisten die Nation regiert, die sich selbst gern als "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" feiert, zeugt von einer gewissen Ironie.
Den Friedensnobelpreis allerdings bekommt man nicht dadurch, dass man die Wählerinnen und Wähler mithilfe willfähriger Social-Media-Magnaten mit den eigenen Erzählungen druckbetankt. Diesen vielleicht wichtigsten Preis der Menschheit bekommt, wer sich für nachhaltigen Frieden einsetzt, für bessere Lebensbedingungen für alle, für eine bessere Welt.
An Donald Trumps Frieden im Nahen Osten ist noch nichts nachhaltig. Es wird dort weiter getötet und gestorben. Alle Lunten glimmen. Donald Trump hat die Streitparteien mit der Macht des Stärkeren in ihre Ecken gezwungen. Die Hamas ist nicht entwaffnet, es gibt keine neutrale Schutzmacht, die für Recht und Ordnung sorgt. Israels hartes Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist nicht aufgearbeitet. Keine der beiden Parteien hat am Montag die symbolische Friedenserklärung unterzeichnet. Diese ist daher das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurde.
Ihm gebührt Dank und Respekt, aber kein Preis
Immerhin: Trump hat 20 israelische Geiseln aus der Hand der gewissenlosen Folterknechte und Mörder der Hamas freigepresst. Für diese Menschen und ihre Angehörigen, für ganz Israel ist das von unschätzbarem Wert. Dafür gebührt Trump Dank und Respekt. Trunken von der Freude über die Rettung dieser Menschen haben manche den Preis für ihn gefordert.
Aber der Preis gebührt ihm nicht. Nie und nimmer. Nicht in diesem Jahr, denn es herrscht kein Frieden im Nahen Osten, solange der Tod von sieben Menschen einfach "okay" ist. Und nicht in Zukunft, denn wem die Demokratie, wem die Menschenrechte so egal sind, der ist gänzlich ungeeignet, den Preis zu bekommen, der selbst dem indischen Friedensstifter Mahatma Gandhi immer verwehrt blieb.
- Eigene Beobachtungen


