Selenskyj über Treffen mit Putin "Er hasst mich"
Der ukrainische Präsident Selenskyj will mit Putin verhandeln, wenn die Waffen ruhen. US-Präsident Trump deutet derweil an, Russland erobertes Gebiet zuzusprechen.
Der ukrainische Präsident hat nach eigenen Aussagen mit Präsident Donald Trump über den Einsatz von Langstreckenwaffen gesprochen, will aber keine Details nennen. Man habe verschiedene Themen angesprochen, so Selenskyj. Und weiter: Es sei kein Geheimnis, dass die Ukraine gerne Tomahawk-Raketen möchte. Trump hat allerdings keine Zusage gegeben.
Der US-Sender CNN berichtete, dass der ukrainische Staatschef vorerst nicht die von ihm gewünschten Langstreckenraketen erhalten wird. Ein amerikanischer Regierungsbeamter sagte, Trump habe den Eindruck, dass die Ukraine eine Eskalation und Verlängerung des Konflikts anstrebe, und sei besorgt über mögliche Verluste während des bevorstehenden harten Winters.
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Noch hofft Selenskyj aber auf Tomahawk-Marschflugkörper. "Unsere Teams arbeiten daran", sagte Selenskyj im NBC-Format "Meet the Press with Kristen Welker". "Es ist gut, dass Präsident Trump nicht 'Nein' gesagt hat, aber heute auch nicht 'Ja gesagt hat." Er könne keine weiteren Details nennen.
Trump hatte vor wenigen Tagen noch eine Lieferung angedeutet, ist davon aber offenbar wieder abgerückt, weil er zunächst ein Treffen mit Kreml-Machthaber Wladimir Putin vorzieht. Angesprochen darauf, dass der russische Präsident sich zwar mit Trump treffen wolle, nicht aber mit ihm, sagte Selenskyj: "Ich glaube, er hat es gesagt. Er (Putin, Anm. d. Redaktion) hasst mich".
Selenskyj: "Wir müssen dort aufhören, wo wir gerade sind"
Selenskyj fordert weiterhin Moskau zu Friedensgesprächen auf. Auf die Frage von Reportern, was er zu Trumps Meinung sage, dass die Ukraine wohl nicht alle von Russland besetzten Gebiete zurückbekommen könnte, sagte Selenskyj: "Das ist natürlich ein sensitives Thema. Ich habe meine Position und ich weiß, dass Russland eine andere Position hat. Die wollen wirklich alles besetzen."
Jetzt wolle Russland vor einem Waffenstillstand über Gebiete sprechen, "einen Deal über unser Land machen", so Selenskyj. "Wir müssen dort aufhören, wo wir gerade sind, und danach werden wir reden", sagte der ukrainische Präsident. Er fügte hinzu: "Beide Seiten müssen stoppen, doch das ist eine Frage an Putin, denn wir haben den Krieg nicht begonnen."
Das sei der erste wichtige Schritt. Selenskyj sagte, dass Trump dies auch verstehe. "Die wichtigste Frage in allen Verhandlungen, einem jedem Format, wird die Frage nach den Gebieten der Ukraine sein", sagte Selenskyj. Derzeit gebe es aber keine Treffen zur Frage von Gebietsabtretungen.
Trump: Sie sollten dort aufhören, wo sie sind
Zur selben Zeit äußerte sich Donald Trump auf seinem Netzwerk Truth Social. Er habe Selenskyj als auch Putin gesagt, dass das Töten ein Ende haben müsse – ein Aussage, die Trump wiederholt gemacht hat. "Es ist Zeit für einen Deal", schrieb Trump, "sie sollten dort aufhören, wo sie sind", fügte er an. Offen ist, ob Trump damit meinte, dass es einen Waffenstillstand und dann Verhandlungen geben solle oder ob er Russland die bislang besetzten Gebiete zugestehe. Für letzteres spricht, dass er anfügte: "Lass beide den Sieg für sich beanspruchen, lass die Geschichte entscheiden."
Selenskyj hat immer wieder deutlich gemacht, dass er schon aus verfassungsrechtlichen Gründen keine Gebiete der Ukraine abtreten könne. Russland hat einen großen Teil des Donbass erobert und scheint diese Gebiete derzeit auch militärisch halten zu können.
Selenskyj betonte aber, dass er sowohl die europäischen Verbündeten als auch die USA schätze und auf eine gemeinsame Haltung setze. Man brauche Trump, weil er derzeit derjenige sei, der mit Russland spreche. "Das ist wichtig", sagte Selenskyj. Er setzte auch darauf, dass es im Falle eines Friedens Sicherheitsgarantien von den USA gebe.
Merz-Sprecher: Selenskyj informiert Verbündete
Selenskyj hatte die europäischen Partner noch am Abend über seinen Besuch bei US-Präsident Trump im Weißen Haus informiert. Es habe sich um ein "konstruktives Treffen" gehandelt, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius nach einem Telefonat Selenskyjs mit europäischen Staats- und Regierungschefs mit, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz.
Der CDU-Politiker und die europäischen Partner begrüßten demnach die "enge transatlantische Zusammenarbeit und unterstrichen, wie dringlich die Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine seien." Kanzler Merz sagte nach dem Telefonat: "Jetzt braucht die Ukraine einen Friedensplan."
Die europäischen Partner hätten Selenskyj zugesagt, ihre Unterstützung auszubauen, "um Russland zu ernsthaften Verhandlungen zu bewegen", hieß es in der Mitteilung weiter. So wolle man etwa den Druck durch Sanktionen erhöhen und eingefrorenes russisches Staatsvermögen nutzen.
- Pressekonferenz Selenskyj
- Mitteilung Kanzleramt




