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Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro: Donald Trumps neuer bester Freund


Bolsonaro in Washington
Donald Trump und der Traum von der "Nord-Süd-Achse"

Aus dem Weißen Haus berichtet Fabian Reinbold

Aktualisiert am 20.03.2019Lesedauer: 4 Min.
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Bolsonaro, Trump im Oval Office: Traum einer neuen Nord-Süd-AchseVergrößern des Bildes
Bolsonaro, Trump im Oval Office: Traum einer neuen Nord-Süd-Achse (Quelle: Kevin Lamarque/reuters)

"Ungeniert pro-amerikanisch": Brasiliens neuer Präsident Bolsonaro wird im Weißen Haus wie ein neuer bester Freund empfangen. Donald Trump macht seinem Nacheiferer überraschende Angebote.

Donald Trump will seinem neuen Freund etwas Gutes tun, da schert er sich nicht groß ums Protokoll oder die geografischen Gegebenheiten unseres Planeten.

Brasilien solle wie gewünscht den Status als wichtiger "Nicht-Nato-Verbündeter" erhalten, liest Trump im Weißen Haus zunächst von Papier ab – um dann spontan hinterher zu schieben: "Oder sogar als Nato-Verbündeter, wenn man einmal drüber nachdenkt."

Brasilien als neues Nato-Mitglied? Wenn man einmal drüber nachdenkt, könnte einem einfallen, dass die Nato für "Nordatlantikpakt" steht. Auch wenn die geografische Interpretation immer freier ausfällt, wird Brasilien gemeinhin weit weg auf der Südhalbkugel verortet.

Aber egal, solche Details zählen nicht, schließlich soll im Weißen Haus öffentlich eine neue Partnerschaft präsentiert werden.

Washington träumt von neuer Nord-Süd-Achse

Das erste Treffen von Donald Trump und Brasiliens neuem Präsidenten Jair Bolsonaro haben beide Seiten zu einem historischen Neubeginn erklärt. Im Weißen Haus inszenieren die beiden Staatschefs mit autoritärem Einschlag den Start einer Freundschaft, von der sich beide viel versprechen.

Washington will eine neue "Nord-Süd-Achse" auf der westlichen Halbkugel schmieden, auch Bolsonaro will sein Land ganz eng an die USA binden.

Es war kein offizieller Staatsbesuch, aber dennoch ließ Trump stattliches Programm auffahren. Dutzende Soldaten bildeten am Dienstagmittag ein Spalier von der Straße bis zum West Wing, wo der US-Präsident seinen Gast in Empfang nahm. Zum Vergleich: Als Angela Merkel zuletzt im vergangenen April denselben Weg nahm, stand dort: niemand.

"Ungeniert pro-amerikanisch"

Mit den traditionellen Verbündeten beharkt sich Trump, aus dem Handelskonflikt mit China sucht er einen Ausweg – da käme ein neuer Alliierter gerade recht. Wichtig aus Sicht Trumps: Anders als mit China oder der EU hat sein Land mit Brasilien kein Handelsdefizit, sondern einen satten Überschuss von 27 Milliarden US-Dollar im Jahr. Das ist aus Trumps Sicht eine gute Basis, die er ausbauen will. Denn: Zuletzt betrieb China viel mehr Handel mit Brasilien, als es sein Land tat.

Schon vorab hatten Trumps Berater den Besuch überhöht: Man plane eine "Nord-Süd-Achse der größten Volkswirtschaften der westlichen Hemisphäre", hatte ein Regierungsbeamter am Vortag des Besuchs getönt. Im Weißen Haus betont man, dass Bolsonaro einen "ungeniert pro-amerikanischen Wahlkampf" geführt hat – das soll ein Lob sein. Jahrzehnte komplizierter Beziehungen zwischen Washington und Brasilia könnten der Vergangenheit angehören, hieß es.

Trump hat zumindest einen neuen Verbündeten ganz nach seinem Geschmack: Er agiert populistisch und unter Missachtung der Regeln wie Trump. Dass Bolsonaro auch "Tropen-Trump" genannt wird, schmeichelt dem Mann im Weißen Haus sichtlich.

Gegen "Gender-Ideologie, politische Korrektheit, Fake News"

Vor Ort im Rosengarten des Weißen Hauses schmeichelt Bolsonaro persönlich kräftig weiter, auf eine Art, wie es noch kein Staatsgast zuvor dort öffentlich getan hat: Er habe die USA schon immer bewundert, sagt er an Trump gewandt, und diese "Bewunderung sei noch gestiegen, seit Sie ins Amt gekommen sind".

Laut Bolsonaro verbindet Brasilien und die USA eine Ablehnung von "Gender-Ideologie", "politische Korrektheit" und "Fake News" – die Verwendung von Trumps Kampfbegriff gegen Medien erfüllt diesen wiederum "mit Stolz". So geht es hin und her.

Die neue Freundschaft hätte durchaus internationale Folgen, wenn etwa Bolsonaro ernst machen würde mit seiner Energiepolitik oder etwa wie Trump auch aus dem Pariser Klimaschutzabkommen austreten würde.

Der Rechtsaußen-Präsident braucht Erfolgsmeldungen, etwa Vereinbarungen, die sein Land endlich wieder zu stabilem Wachstum führen.

Wichtige Zusagen für Bolsonaro

Mit dem Status als Nicht-Nato-Partner könnte man an Militärübungen teilnehmen, Zugang zu Militärtechnologie haben und Vorzugsrechte für den Kauf von US-Waffensystemen (was wiederum Trump freuen würde). Den dafür nötigen Segen Washingtons bekomme er, betont Trump – bevor er dann über die mögliche Nato-Mitgliedschaft spekuliert.

Bolsonaro erhält ebenfalls die formelle Unterstützung Washingtons für einen Beitritt zur OECD.

Vor seinem Besuch unterzeichnete er zudem ein Abkommen, wonach die USA Brasiliens Weltraumbahnhof Alcántara nutzen dürfen. Mit dem Deal will man den europäischen Weltraumbahnhof in Kourou im benachbarten Französisch-Guayana ausstechen.

Und beim Handel nähert man sich immerhin in kleinen Schritten an. Die Brasilianer prüfen eine Marktöffnung für US-Schweinefleisch, die Amerikaner Ähnliches für brasilianisches Rindfleisch.

Bolsonaro kann also mit konkreten Zusagen nach Hause reisen – und Trump kann den Besuch nutzen, um zu zeigen, dass er nicht nur Allianzen zerrütten, sondern womöglich auch neue schmieden kann.

Weil damit beide Seiten zufrieden sind, wird ein wesentlicher Streitpunkt beim Auftritt der beiden ganz schnell abgeräumt werden. Dabei geht es um die Krise in Venezuela. Während Trump gebetsmühlenartig wiederholt, dass "alle Optionen auf dem Tisch" lägen, also auch eine Intervention, lehnt Nachbar Brasilien die militärische Option eindeutig ab. Als Bolsonaro danach gefragt wird, sagt er knapp: Dies sei eine strategische Frage, die nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werde.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Nachrichtenagenturen AFP, Reuters
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