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Joe Biden kandidiert 2020: Dieser Mann kann Donald Trump gefährlich werden


Joe Biden kandidiert
Dieser Mann kann Donald Trump gefährlich werden

Eine Analyse von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 25.04.2019Lesedauer: 4 Min.
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Joe Biden bei Auftritt im März: Nach langem Zögern Kandidatur erklärtVergrößern des Bildes
Joe Biden bei Auftritt im März: Nach langem Zögern Kandidatur erklärt (Quelle: Jonathan Ernst/reuters)

Joe Biden will Donald Trump ablösen. Er ist aus dem Stand Favorit. Präsident kann er – doch der Vertraute von Ex-Präsident Obama hat trotzdem mit vielen Problemen zu kämpfen.

Er hat lange gezögert, immer wieder seine selbst verkündeten Fristen verstreichen lassen. Kamen Joe Biden doch gehörige Zweifel?

Am Donnerstag, als er sich nun doch vorwagt, ist davon natürlich nichts zu spüren. In einem dreieinhalbminütigen Video macht der Demokrat seine Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten öffentlich. Der Clip ist düster und bombastisch gehalten. Die Botschaft: Es geht ums Ganze.

Acht Jahre Trump würden den "Charakter dieser Nation für immer grundlegend verändern", warnt der 76-Jährige, "da kann ich nicht am Rande stehen und zugucken." Und: "Alles, was Amerika einst zu Amerika machte, steht auf dem Spiel."

Joe Biden tritt also doch an – und ist augenblicklich Favorit im historischen innerparteilichen Rennen der Demokraten: Nunmehr 20 Kandidaten treten an, um Donald Trump aus dem Amt zu vertreiben, so viele wie noch nie. Unter ihnen lag Biden schon vor seiner Ankündigung in allen Umfragen ein paar Prozentpunkte vorn. Der frühere Vizepräsident Barack Obamas ist allseits bekannt – und er bedient die Sehnsucht nach der Zeit vor Trump.

Im Unterschied zu vielen Konkurrenten stellt sich beim erfahrenen Politprofi nicht die Frage: Kann er Präsident? Dafür stellt sich eine andere Frage umso mehr: Ist er der Kandidat, den die Demokraten wirklich wollen?

Biden kann bei Trump-Wählern punkten

Auf den ersten Blick spricht durchaus viel für Biden: Nach knapp 50 Jahren in der US-Politik und den acht Jahren an der Seite Obamas kennt ihn die Nation gut. In dem vollen Feld, das sich um Aufmerksamkeit und Gelder fetzt, ist seine Bekanntheit ein großes Plus. Er ist in der Partei exzellent vernetzt, hat aber die Gabe, auch Menschen zu erreichen, die sich nicht sonderlich für Politik interessieren – wie Trump.

Die Demokraten können davon ausgehen, dass Biden, der seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen betont, bei den weißen Wähler in Mittelschicht und Arbeiterschaft in den alten Industriestaaten punkten kann, denen Trump seinen Überraschungssieg 2016 verdankt.

Und im parteiinternen Wettstreit kommt ihm zugute, dass er dank seiner Zeit an Obamas Seite auch bei der Wählergruppe der Schwarzen punkten kann – deutlich besser als etwa Konkurrent Bernie Sanders.

Doch während Biden abwartete, haben sich bei den Demokraten andere nach vorn gespielt: Sanders, die afroamerikanische Senatorin Kamala Harris, der Senkrechtstarter Pete Buttigieg – mit 37 Jahren nicht einmal halb so alt wie Biden.

Das "alter weißer Mann"-Problem

Schon Bidens vorige zwei Anläufe zum Einzug ins Weiße Haus scheiterten rasch: 1987 musste er nach Plagiatsvorwürfen aufgeben, 2008 nach der ersten Vorwahl in Iowa, wo er gerade einmal auf ein Prozent kam. 2016 verzichtete er nach dem Tod seines Sohns auf eine Kandidatur – viele Beobachter denken, Biden hätte gegen Trump gewonnen.

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Doch die Partei hat sich zuletzt nach links verschoben, sie will mehr Politik für Minderheiten, Schwarze, Frauen und durch Minderheiten, Frauen und Schwarze machen. Werden die neuen Demokraten am Ende wirklich einen alten weißen Mann aufstellen?

Biden plagen zahlreiche Probleme. Eines davon: Er startet ohne Kriegskasse in den Wahlkampf, während etwa Konkurrent Sanders, in den Umfragen knapp hinter ihm, bereits 26 Millionen Dollar eingesammelt hat. Biden war in der Vergangenheit nicht der beste Spendensammler und müsste, um konkurrenzfähig zu bleiben, wohl vor allem auf Großspender setzen. Ein Spagat für den Mann, der seine einfache Herkunft betont, und ein Angriffspunkt für jene Konkurrenten, die auf Großspenden verzichten.

Entscheidungen aus seinem knappen halben Jahrhundert in der US-Politik bieten auch zahlreiche Angriffspunkte. Seit seiner Wahl in den Senat im Jahr 1973 stimmte er immer wieder für Vorhaben, die an der Basis heute gar nicht gut gelitten sind: schärfere Strafen, die vor allem schwarze Drogenkonsumenten trafen etwa.

Bidens Tätschelproblem

Dann ist da sein Tätschelproblem. Es gibt zahlreiche Aufnahmen, wie er Frauen auf merkwürdige Art anfasst, streichelt, auf den Kopf küsst. Auch wenn ihn andere verteidigen: In der #MeToo-Ära wird darüber nicht länger hinweggesehen. Anfang April haben sich bereits vier Frauen zu Wort gemeldet, die sich dadurch belästigt gefühlt haben.


Biden veröffentlichte ein Video, in dem er sich nicht entschuldigte, aber gelobte, sein Verhalten zu ändern. Im Wahlkampf dürften noch weitere Fälle auftauchen.

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Und schließlich ist da Bidens Alter. Bei Amtsantritt wäre er 78 Jahre alt – so alt wie kein Präsident vor ihm. Wie er selbst die Altersfrage angehen will, verriet neulich ein Auftritt in Washington, nur fünf Blocks vom Weißen Haus entfernt. Im Mayflower Hotel sprach Biden auf einer Konferenz von Verwaltungswissenschaftlern, eher trockenes Ambiente.

Biden wäre der älteste Präsident aller Zeiten

Zum Anfang scherzte er, als er ein paar Kinder in der ersten Reihe entdeckte: "Ihr habt Euch ein Eis verdient, ich werde Euch vertreten, ich habe vor etwa 200 Jahren mal Jura praktiziert." Zugleich leitet Biden aus seinem Alter eine Verantwortung ab, der jungen Generation zu helfen. "Es ist unsere Aufgabe, sie zu inspirieren", sagte er in Bezug auf das schwindende Vertrauen in den Staat.

Biden will auch etwas wiederherstellen, darin ist er dem "Make America Great Again"-Trump nicht unähnlich. Seine Botschaft ist allerdings eine andere: Wir sind besser als das. Wir müssen in Zeiten von Trumps Lügen wieder Anstand und Ehrlichkeit vorleben.

Wie ein gutmütiger Großvater und Versöhner wirkt Biden in diesen Momenten – doch die Stimmung an der Basis könnte eher nach klarer Konfrontation verlangen statt nach Versöhnung.


Seine Rede in Washingtoner Hotel beendete er im Mitte März mit diesem Satz: "Ich habe noch Vertrauen in das amerikanische Volk, ich habe noch Vertrauen."

Die große Frage ist, ob das noch auf Gegenseitigkeit beruht.

Verwendete Quellen
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