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Trump-Tonbänder von Bob Woodward: 18 Gespräche mit reichlich Sprengstoff


Ertappt!


Aktualisiert am 10.09.2020Lesedauer: 3 Min.
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Donald Trump im Weißen Haus: Auch seine Berater waren von Gesprächen mit Bob Woodward überrascht.Vergrößern des Bildes
Donald Trump im Weißen Haus: Auch seine Berater waren von Gesprächen mit Bob Woodward überrascht. (Quelle: Jonathan Ernst/reuters)

Star-Journalist Bob Woodward beschädigt Donald Trump mit einem neuen Buch. Im Unterschied zu anderen Enthüllungsautoren hat er den Präsidenten auf Band – die achtzehn Gespräche bieten reichlich Sprengstoff.

In den Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl kommt alle paar Tage ein Enthüllungsbuch über Donald Trump auf den Markt. Die wenigsten davon liefern wirklich überraschende und belastbare Informationen. Viele der Behauptungen lassen sich von Trump und seinen Verbündeten leicht dementieren.

Beim Werk der Investigativ-Reporterlegende Bob Woodward ist das anders. Der Journalist, der in den Siebzigerjahren den Watergate-Skandal mit aufgeklärt hat, führte achtzehn Interviews mit dem Präsidenten und zeichnete sie auf. Er hat Trump auf Band, unter anderem dabei, wie er am Telefon Einschätzungen zur Corona-Krise gibt, die im krassen Widerspruch dazu stehen, wie er das Virus in der Öffentlichkeit zunächst wochenlang verharmloste.

Woodwards Gespräche schlagen dementsprechend hohe Wellen in Washington – nicht nur bei den üblichen Trump-Gegnern, sondern auch im Weißen Haus. Die Mitarbeiter in der Regierungszentrale wurden kalt erwischt vom Umstand, dass der Boss über Monate spätabends mit dem Reporter telefonierte. Trump hoffte wohl auf ein positives Buch, wollte die Reporterlegende mit exklusivem Zugang zum Weißen Haus umschmeicheln – doch der Plan ging laut den Vorab-Enthüllungen nicht auf.

"Gefährlich", "ungeeignet", wie "Alice im Wunderland"

Das Werk mit dem Titel "Rage" (Wut) erscheint am 15. September in den USA. Es gibt darin – wie in anderen Büchern – vernichtende Äußerungen über Trumps Charakter: Sein Verteidigungsminister Jim Mattis nennt ihn "gefährlich" und "ungeeignet". Der frühere Geheimdienstdirektor Dan Coats unkt, der russische Präsident Wladimir Putin müsse etwas "gegen Trump in der Hand" haben. Selbst der sonst so schweigsame, aber mächtige Schwiegersohn Jared Kushner sprach ausführlich mit Woodward und empfahl das Buch "Alice im Wunderland", um den Trump-Kosmos zu verstehen.

Doch am stärksten belastend ist das, was Trump Woodward selbst über das Coronavirus verriet. Die Episoden verdeutlichen, dass der US-Präsident wohl viele Leben hätte retten können, hätte er öffentlich vor dem Virus gewarnt. Die USA überschritten am Mittwoch die Schwelle von 190.000 Covid-Toten.

Trump sagte zu einem sehr frühen Zeitpunkt, am 7. Februar 2020, zu dem Reporter, dass sich das Virus einfach über die Atemluft verbreite. "Es ist tödlicher als eine heftige Grippe (…) Das ist tödliches Zeug." Trump schien also früh zu wissen, wie gefährlich das Virus ist. Doch öffentlich setzte er es eben doch noch wochenlang mit einer herkömmlichen Grippe gleich oder behauptete gar wie hier im März, das Virus sei ungefährlicher.

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Ende Februar sagte er, die Fallzahlen würden bald wieder auf null zurückgehen – mittlerweile sind mehr als sechs Millionen Covid-Fälle in Amerika nachgewiesen.

Eine frühe Warnung

Woodward berichtete, der nationale Sicherheitsberater Robert O'Brien habe Trump bereits am 28. Januar eindringlich vor dem Virus gewarnt: "Dies wird die größte Bedrohung nationaler Sicherheit sein, der du in deiner Präsidentschaft ausgesetzt bist."

In einem Gespräch mit Woodward am 19. März räumte Trump ein, dass er die Gefahr durch Corona verharmlose: "Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es gern weiter runter, weil ich keine Panik heraufbeschwören will." Diese Zitate sind nicht die ersten, aber wohl die bislang eindrücklichsten Belege dafür, wie Trump wider besseres Wissen das Coronavirus in der Öffentlichkeit herunterspielte.

Politisch gefährlich

Die Aussagen sind politisch gefährlich, weil eine Mehrheit der Bevölkerung ohnehin unzufrieden mit seinem Management in der Corona-Krise ist – und sein Kontrahent Joe Biden das Thema Corona ins Zentrum seines Wahlkampfs stellt. Am Mittwoch sagte der Demokrat, Trumps Vorgehen habe "Zehntausenden Amerikanern das Leben gekostet".

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Das Weiße Haus, das am Mittwoch hektisch eine Antwort auf die Enthüllungen suchte, fand sie in der Sprachregelung, dass der Präsident die Nation vor allem beruhigen wollte. Trump selbst dementierte bei einem kurzfristig anberaumten Auftritt im Weißen Haus nicht, dass er das Virus heruntergespielt habe. Er sagte, er wolle nun einmal nicht, "dass sich die Menschen ängstigen".

Die Ausschnitte der Tonaufzeichnungen liefen am Mittwoch in den US-Fernsehsendern rauf und runter, auch beim Trump-freundlichen Sender "Fox News". Der Präsident steht seit Tagen ohnehin in der Defensive. Laut einem Artikel des Magazins "Atlantic" hat Trump verwundete und gefallene US-Soldaten als "Verlierer" und "Trottel" verspottet. Auch das ist gefährlich, weil fehlender Respekt vor dem Militär bei Trumps Wählern nicht gut ankommt. Doch die Vorwürfe waren anonym vorgebracht. Die Aufzeichnungen Woodwards sind da von anderer Qualität.

Dem Weißen Haus bleibt die nicht unbegründete Hoffnung, dass sich die allermeisten Wähler längst ihre Meinung über Trump gebildet haben – unabhängig davon, was der einem Enthüllungsjournalisten preisgibt.

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