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Midterms | Gouverneur Ron DeSantis: Was "Trump 2.0" so gefährlich macht


Floridas Gouverneur Ron DeSantis
Was "Trump 2.0" so gefährlich macht

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Orlando

Aktualisiert am 09.11.2022Lesedauer: 5 Min.
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USA: So zeigte sich der wiedergewählte Gouverneur Ron DeSantis, der potenzielle Rivale Trumps, im US-Bundesstaat Florida. (Quelle: Reuters)

Die US-Präsidentschaftswahl ist erst 2024. Doch bei den Republikanern gibt es längst einen Favoriten: Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Er gilt als besonders reaktionär.

Ein republikanischer Kandidat sticht bei den US-Zwischenwahlen besonders heraus: der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Der 44-Jährige fährt nicht nur ein starkes Ergebnis für seine Wiederwahl ein. Er triumphiert ausgerechnet an jenem Wahlabend, der seinem größten innerparteilichen Konkurrenten Donald Trump einen nachhaltigen Dämpfer verpasst.

Mehrere Republikaner, die Trump offensiv im Wahlkampf vor den Midterms unterstützt hatte, scheitern bei der Abstimmung. Das Bild des Ex-Präsidenten als Zugpferd der Republikanischen Partei ist angekratzt. Das könnte DeSantis darin bestärken, seinen Parteikollegen beim internen Rennen für die Präsidentschaftswahl 2024 herauszufordern.

DeSantis guckte sich viel von seinem Vorbild ab

Der Mann, der so gerne Amerikas nächster Präsident werden möchte, hat sich viel von seinem großen Vorbild Donald Trump abgeguckt. Zum Beispiel lernte Ron DeSantis von ihm, wie man von der eigenen Verantwortung möglichst dreist ablenkt.

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Es war Anfang August 2021, die Corona-Zahlen in Florida explodierten längst, da machte Gouverneur DeSantis einfach den aktuellen US-Präsidenten dafür verantwortlich: Statt das Virus zu stoppen, habe Joe Biden "noch mehr Viren aus der ganzen Welt importiert, weil er die Grenze im Süden sperrangelweit offen lässt." Jeden Monat strömten Hunderttausende Menschen herüber.

Die Welt als Republikaner kann so schön einfach sein: Illegale Einwanderer bringen das Virus in die USA. Und der böse US-Präsident in Washington sieht einfach dabei zu.

Kurzum: Die Demokraten sind schuld. Und die Ausländer. Den politischen Gegner niedermachen und Fremdenfeindlichkeit schüren – damit war schon Trump erfolgreich.

Heißer Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur

Auch DeSantis profitiert von seinem Kurs. Der Schüler hat seinen Mentor sogar überholt. Die Beliebtheitswerte des Gouverneurs aus Florida lagen laut einer Umfrage unter Republikanern bei 74 Prozent. Trump kam nur auf 71 Prozent. Auch deshalb gilt DeSantis längst als einer der Favoriten für die Kandidatur bei der nächsten Präsidentschaftswahl.

Aber wer ist der Mann aus dem Sunshine-State Florida, dessen Kritiker behaupten, er sei noch gefährlicher als Donald Trump?

Geboren in Jacksonville als Ronald Dion DeSantis wurde er 2018 mit gerade mal 40 Jahren Gouverneur. Der Vater von drei Kindern ist mit einer ehemaligen Fernsehjournalistin verheiratet. Sein Markenzeichen: Er wirkt wie der bodenständige Typ von nebenan, der es nicht durch einen reichen Vater, sondern durch Fleiß, Ausdauer und Klugheit nach oben geschafft hat.

Das wiederum unterscheidet ihn von Trump: Der spricht die Menschen zwar auch direkt an, wirkt aber immer etwas abgehoben. An DeSantis dagegen schillert nichts außer der Pomade in den diszipliniert gescheitelten Haaren.

Baseball, Harvard, Yale und Militär

DeSantis diente in der US-Army, war im Irak und in Guantanamo stationiert. Schon zu Schulzeiten war er ein hochtalentierter Baseballspieler. Ein damaliger Freund sagte der Lokalzeitung "Tampa Bay Times": "Sein Ziel war es, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Ob das abwegig klang? Viele Dinge, über die wir (…) damals gesprochen haben, waren abwegig. Und vieles davon ist eingetreten."

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Dass seine Gegner warnen, DeSantis sei nur die höflichere Version des Teufels Trump, hat einen Grund: Der Gouverneur gilt als intelligenter als sein Lehrmeister. Und das macht ihn eben gefährlicher.

Tatsächlich hat DeSantis Abschlüsse der US-Eliteuniversitäten Harvard und Yale. Und er versteht es, aufzufallen, ohne ausfällig zu werden. Anders als Trump, dessen wütende Tweets legendär sind. Weil DeSantis kultiviert bleibt, schätzen ihn selbst liberale Medien.

Da geht es dann auch schon mal unter, dass seine Slogans durchaus den Trump-Sound haben. Mit "Don't Fauci my Florida" etwa verkauft DeSantis T-Shirts, mit denen er Stimmung gegen Joe Biden und dessen Gesundheitsberater Anthony Fauci macht.

Konservatismus für die Basis, Liberalismus für den Rest

Dass DeSantis über Parteigrenzen hinweg beliebt ist, ist im politisch tief gespaltenen Florida eine beachtliche Leistung. Demokraten zittern, dass ihm das auch auf Bundesebene gelingen könnte. Die Angst vor einer reaktionären Wende geht um.

Denn viel deutlicher als Trump steht DeSantis für eine erzkonservative Agenda. Seit er Gouverneur ist, dürfen etwa Transgender-Kinder nicht mehr am Mädchensport teilnehmen. Mädchen sollten Mädchensport machen und Jungen eben Jungensport, so sein Argument.

Wie Trump führt DeSantis einen Kulturkampf gegen eine von ihm ausgemachte "ausufernde politische Korrektheit". Neuerdings müssen Studenten und Professoren an Unis unter anderem ihre politischen Präferenzen angeben. Das Ziel: Angeblich unterschwelligen linken Ideologien in der Lehre soll der Boden entzogen werden.

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Mit so etwas hält man die republikanische Basis bei Laune. Aber DeSantis schafft es eben auch, moderate Wähler an sich zu binden.

Wird sich Ron DeSantis verzocken?

Derzeit lockt er sie vor allem mit Freiheitsversprechen in Sachen Corona. Der "Free State of Florida" solle unabhängig von unsinnigen Restriktionen aus Washington bleiben, sagt DeSantis. Jeder solle frei entscheiden können, was er für die eigene Gesundheit tun möchte. Als einer der ersten Bundesstaaten hob Florida im Mai deshalb fast alle Beschränkungen auf.

Inzwischen könnte DeSantis es mit den Freiheiten allerdings übertrieben haben. Kritiker nennen ihn nicht mehr nur "Trump 2.0", sondern "Serienmörder" und "Death Santis". Laut einer aktuellen Umfrage hat der Gouverneur deutlich an Zustimmung verloren, vor allem bei Wechselwählern.

Viele geben ihm die Schuld an den zahlreichen Corona-Kranken und -Toten in Florida. Tatsächlich verbietet DeSantis allen Schulen, eine Maskenpflicht zum Schutz der Kinder einzuführen. Wer sich nicht daran hält, dem werden staatliche Mittel entzogen.

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Zahlreiche Schulen ziehen deshalb bereits vor Floridas Gerichte. Eltern begehren auf und zanken sich mit jenen, die Masken für Schüler strikt ablehnen. Ein Gericht hat DeSantis nun vorerst wieder in die Schranken gewiesen. Der Rechtsstreit geht weiter.

Das erzeugt Unruhe und zerstört DeSantis' Image als Everybody's Darling. Zumal er selbst Unternehmen gegen sich aufbringt. Die müssen laut einem Gesetz mit hohen Geldbußen rechnen, wenn sie von ihren Kunden das Tragen von Masken oder Impfnachweise einfordern. Ausgerechnet der extrem einflussreiche Disney-Konzern zieht nun dagegen vor Gericht.

Am Ende könnte DeSantis siegen

Der Gouverneur pokert also sehr hoch. Je mehr Menschenleben auf dem Spiel stehen, desto gefährlicher wird es für ihn. Es klingt zynisch. Aber sollten die Krankheits- und Todeszahlen im Sunshine-State wieder sinken, könnte DeSantis von seinem konsequenten Freiheitskurs tatsächlich profitieren.

Ob dieser Kurs auch auf nationaler Ebene funktionieren kann? Das ist nicht unwahrscheinlich. Denn wie in den meisten Ländern herrscht auch in den USA allgemeine Corona-Müdigkeit.

DeSantis ist zwar kein Impfgegner, aber er will partout den Eindruck vermeiden, er schlage den bei vielen Bürgern verhassten Bevormundungskurs aus Washington ein. Menschen dazu zu zwingen, sich impfen zu lassen, bringe nichts, sagt er. Das Versprechen des US-Gesundheitschefs Fauci, eine Herdenimmunität durch Impfungen zu erreichen, sei schlicht falsch gewesen. Das würde man daran sehen, dass trotz einer Impfquote von über 50 Prozent noch immer Menschen erkranken würden.

DeSantis führt damit auch die republikanische Tradition der alternativen Fakten fort. "Make America Florida" – so könnte sein künftiger Wahlspruch lauten.

Bis es aber zu einer offenen Kandidatur für die nächste Präsidentschaftswahl kommt, wird DeSantis erst einmal abwarten. Zu groß ist die Gefahr, bei Trump in Ungnade zu fallen. Denn auch der lauert auf den richtigen Moment, seine Entscheidung über ein Comeback bekannt zu geben. Und wer nicht loyal ist, wird bekanntlich von ihm abgesägt.

Und da droht DeSantis Ungemach. Weil er beliebter ist als Trump. Ein Vertrauter des Ex-Präsidenten sagte der US-Zeitschrift "Vanity Fair" kürzlich: "Trump fucking hates DeSantis".

Bevor Floridas Gouverneur also tatsächlich gefährlicher als Trump werden kann, muss er sich zunächst noch selbst vor ihm in Acht nehmen.

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