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"Late Night Berlin": Annalena Baerbock besteht Kinderreporter-Challenge


Kinderreporter befragen Baerbock
"Bist du schuld daran, dass die Grünen gerade verlieren?"

Eine TV-Kritik von Christian Bartels

Aktualisiert am 22.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Annalena Baerbock (Archivbild): Die Kanzlerkandidatin der Grünen machte bei der Kinderreporter-Challenge eine gute Figur.Vergrößern des Bildes
Annalena Baerbock (Archivbild): Die Kanzlerkandidatin der Grünen machte bei der Kinderreporter-Challenge eine gute Figur. (Quelle: Michele Tantussi/reuters)

Nach Armin Laschet und Olaf Scholz traf nun auch die Kanzlerkandidatin der Grünen auf die Kinderreporter Pauline und Romeo aus der ProSieben-Show "Late Night Berlin" – ohne große Fehler. Damit dürfte sich der unterhaltsame Wahlkampf-Gag verbraucht haben.

Wer Angela Merkel ernsthaft nachfolgen will, muss im Medien-Wahlkampf gerade viel mitmachen: Trielle und sonstige Duelle, "Wahlarenen" und "Bundestagswahl-Shows", Satzergänzungsspiele sowie Interviews aller Art. Darunter sind auch solche, die von Kinderreportern geführt werden. Neben denen der Kika-Sendung "logo", die sich an Kinder richtet (und den AfD-Spitzenkandidaten Tino Chrupalla mit der Nachfrage nach seinem deutschen Lieblingsgedicht in eine Bredouille brachte), sorgen die ProSieben-Kinderreporter Pauline und Romeo für Furore. Die beiden sind für die Show "Late Night Berlin" unterwegs, die sich, wie der Titel schon andeutet, weniger an Kinder richtet. Was zumindest Armin Laschet offenkundig nicht bewusst war.

Für den Kanzlerkandidaten der Union setzte sich mit den beiden Elfjährigen vergangene Woche die Reihe eher unglücklicher Medienauftritte fort – zumindest in der Wahrnehmung der ohnehin Laschet-kritischen sozialen Medien. Auch das aufgezeichnete Interview mit SPD-Kandidat Scholz wurde vergangene Woche ausgestrahlt. Am späten Dienstagabend folgte in Klaas Heufer-Umlaufs Show nun Annalena Baerbocks aufgezeichneter Auftritt. Hat die Grüne – die jüngste Kanzlerkandidatin und Mutter zweier Töchter – ein besseres Händchen für den Umgang mit den Kinderreportern?

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Nur kurz entgleisen Baerbock die Gesichtszüge

Ja, lässt sich knapp sagen. Weder die Ankündigung, dass die Grünen "Schulden nicht so schlimm finden", noch der Umstand, dass ausgerechnet Pauline in ihrer Einstiegsfrage ("Warum möchtest du Bundeskanzler werden?") nicht genderte, obwohl das Format doch "Kinder fragen Kanzler:innen" heißt, brachten sie aus der Routine. Kurz ließ sich aus ihren Gesichtszügen Überraschung ob des nicht immer kindlichen Tonfalls der Fragen herauslesen. Dann nutzte sie die Gelegenheit, ein paar der Ziele zu nennen, die sie bei jedem Auftritt formuliert: Um "vieles besser machen" zu können, will sie Kanzlerin werden, und um Kinderarmut zu bekämpfen.

Kinderreporter Romeo scheint eher nicht unter Armut zu leiden. Dafür sprechen zumindest die 75 Euro "Taschengeld", die er Baerbock in bar als "Geschenk" mitgebracht hatte. Den Fehler, es anzunehmen, beging die Grüne nicht. Der relativ längste Strang des neunminütigen Gesprächs kreiste dann um steigende Benzinpreise, die Frage, ob arme Menschen sich in Zukunft Autofahren noch leisten können, und die Vermögenssteuer. Die brachte Baerbock ins Spiel und versprach, dadurch Schulen besser auszustatten. Und auch, wenn ein leicht gelangweilter Tonfall zum Stil von ProSiebens Kinderreportern gehört, konnte man doch den Eindruck mitnehmen, dass diese Themen Pauline und Romeo wirklich nicht brennend interessierten.

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Mit Samthandschuhen fassten sie, so wie Laschet und Scholz, auch die Grüne nicht an. Doch Baerbock hat Fragen, die in ähnliche Richtungen zielen wie "Bist du schuld daran, dass die Grünen gerade verlieren?" und "Stimmt es, dass du deinen Lebenslauf cooler gemacht hast?" inzwischen oft genug gehört, um sie in jeweils passendem Tonfall souverän zu parieren. Am Ende fanden alle das Interview "cool". Allerdings lehnten Pauline und Romeo Baerbocks Angebot ab, noch länger zu reden.

Bringt dieses Wahlkampf-Forum neue Erkenntnisse?

Große Wellen in den Netzwerken dürfte dieses Interview eher nicht schlagen. Unterhaltsamer als das bemüht witzige, längliche Gespräch, das "Late Night Berlin"-Gastgeber Klaas Heufer-Umlauf zuvor mit seinem Studiogast, dem britischen Popstar Ed Sheeran, geführt hatte, war es aber doch.

Zumindest bringt es frische Farbe in den 2021 äußerst umfangreichen, aber auch redundanten Medien-Wahlkampf – zumal, wenn die Kinder Fragen stellen, die die zahlreichen erwachsenen Politiker-Interviewer so direkt nicht stellen würden, etwa an Armin Laschet gerichtet "Ist Maaßen ein Nazi?" oder an Olaf Scholz "Ist Putin ein Mörder?".

Die Reaktionen waren durchaus etwas aufschlussreich, zumindest bei den beiden Männern. Scholz demonstrierte seine Fähigkeit, um schwierigere Fragen so vertrauenerweckend drumherum zu reden, dass es zumindest im Vergleich mit seinen aktuellen Rivalen eher positiv auffiel. Laschet zeigte sich einmal mehr in unerwarteten Situationen fahrig oder zumindest nicht ideal vorbereitet. Dabei hätten er oder sein Team zumindest die "Kinder fragen Rapper"-Interviews, in denen Pauline und Romeo zuvor schon Zeitgenossen wie Sido befragten, ansehen können.

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Ein zunehmend offensichtliches Problem des überwiegend auf Unterhaltsamkeit getrimmten Bundestagswahlkampfs 2021 können die Kinderreporter natürlich nicht lösen: Fast überall geht es um dieselben Fragen, während ähnlich wichtige Themen wie die Außenpolitik oder konkrete Aspekte der Digitalisierung ausgeklammert bleiben.

Aber das ist ja auch nicht das Problem des lange Zeit unpolitischen Privatsenders ProSieben. Langfristig großes Potenzial dürften die Kinderreporter freilich nicht besitzen. Sobald das Prinzip bekannt ist und alle sich wappnen, hat es sich verbraucht. Das liegt in der Natur solcher Gags oder, wie es im ProSieben-Jargon heißt: "Pranks".

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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