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SPD-Politikerin Midyatli über Fremdenhass: Angst so groß wie nie


Politikerin fürchtet Abschiebung
"So groß wie die Angst jetzt ist, war sie noch nie"

Von dpa
Aktualisiert am 07.10.2025Lesedauer: 2 Min.
Serpil Midyatli: Die SPD-Politiker berichtet über ihre Erfahrungen mit Rassismus.Vergrößern des Bildes
Serpil Midyatli: Die SPD-Politikerin berichtet über ihre Erfahrungen mit Rassismus. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)
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Sie ist Anfeindungen und Angst gewohnt: Die SPD-Vizevorsitzende Midyatli hat türkische Wurzeln. Für ein Buch erzählt sie von ihren Erfahrungen – und von einem Anschlag.

Die SPD-Vizevorsitzende Serpil Midyatli spricht offen über einen Anschlag auf ihre Eltern. "Anfang der 90er Jahre hatte meine Familie einen Tante-Emma-Laden hier in der Nähe", sagte die gebürtige Kielerin im Interview mit dem Journalisten Kay Müller ("Flensburger Tageblatt") im Rahmen eines Buchprojekts. "Da haben uns Leute regelmäßig die Scheiben eingeworfen, bis die Versicherung gesagt hat, dass sie das nicht mehr zahlt."

"Der Wagen meines Vaters ist demoliert worden, weil die wussten, wem er gehört", berichtet die 50-Jährige. "Wir wissen, dass wir immer latent in Gefahr sind. Nicht zuletzt dadurch, dass jemand versucht hat, das Haus meiner Eltern anzuzünden." Die Brandstiftung sei zwar schon ein paar Jahre her, doch die Gefahr fühle sich nun wieder "greifbarer" für sie an: "So groß wie die Angst jetzt ist, war sie noch nie."

Die SPD-Landesvorsitzende ist Oppositionsführerin im Landtag und bewirbt sich um die Spitzenkandidatur ihrer Partei für die Landtagswahl 2027. Rassismus sei für sie nichts Neues, sagt die SPD-Politikerin: "Ich bin als Gastarbeiterkind häufig gefragt worden, wann ich wieder in die Türkei zurückgehe." Das sei bei ihren Kindern anders. Aber: "Meiner und der Lebensweg vieler anderer ist durch Ausgrenzung und Alltagsrassismus gelenkt worden."

"Lassen uns hier nicht vertreiben"

Sorgen bereiten Midyatli die hohen Umfragewerte für die AfD. Das treffe ihre Gemeinschaft: "Wir wissen, dass wir die Ersten sein werden, die verfolgt werden, wenn die Rechten an die Macht kommen." Doch sie glaubt, es würde schnell auch andere kritische Menschen treffen: "Dann heißt es: 'Da neben Frau Midyatli ist noch Platz bei der Abschiebung'". Schleswig-Holstein sei ihr Land, das werde sie verteidigen. "Wo soll ich denn sonst hin? Aber wir lassen uns hier nicht vertreiben."

Fünf Jahre lang begleitete Müller Midyatli und 14 weitere Persönlichkeiten aus Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Fotografen Sven Zimmermann mit Kamera und Stift für das Buch "Küstenkonturen". Dazu führte er mehrere Interviews mit den Protagonisten, darunter Ex-Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und der Handballer Juri Knorr.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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