Brief und Patrone Unbekannte bedrohen NSU-Zeugen und Ausschuss
Unbekannte bedrohen sowohl den NSU-Ausschuss des Stuttgarter Landtages als auch einen Zeugen. Die Polizei fahndet. Zwei Zeugen starben in Baden-Württemberg
Die Staatsanwaltschaft Gera hat Ermittlungen nach Drohungen gegen den NSU-Untersuchungsausschuss aufgenommen. Am Montag hatte ein Drohschreiben das Gremium im Stuttgarter Landtag erreicht – es richtete sich sowohl gegen den Ausschuss als auch gegen den Vorsitzenden SPD-Abgeordneten Wolfgang Drexler.
Nahezu zeitgleich ist laut Berichten der "Stuttgarter Zeitung" und der "Stuttgarter Nachrichten" auch eine Zeuge bedroht worden. Auf dem Briefkasten des früheren Anführers der Neonaziszene in Rudolstadt sei eine Patrone gefunden worden.
Zeuge meldete sich nach Bedrohung krank
Der Mann war für Montag in den Ausschuss geladen, hatte sich aber krank gemeldet. Er sollte Auskunft über mögliche Waffengeschäfte im Umfeld des NSU geben. Aufgrund der Drohung sei eine Anzeige gegen Unbekannt eingegangen, bestätigte die Staatsanwaltschaft.
Dem Nationalsozialistischen Untergrund werden von 2000 bis 2007 zehn Morde zugerechnet – an Kleinunternehmern ausländischer Herkunft und an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn. Der Ausschuss geht der Frage nach, welche Verbindungen des NSU nach Baden-Württemberg bestanden und ob es dort Unterstützer gab.
Bereits 2009 und 2013 starben mögliche NSU-Zeugen in Baden-Württemberg unter mysteriösen Umständen. Beide verbrannten in ihren Pkw. In beiden Fällen gehen Ermittler von Suizid aus. Insgesamt starben bundesweit bereits fünf mögliche Zeugen.
- taz: "Zeit für Antworten"
- Spiegel Online: "Tod am Tag der Vernehmung"