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Corona: Wie geht es weiter? Vier Wege aus dem Schlamassel


Vier Wege aus dem Corona-Schlamassel

  • David Ruch
Von David Ruch

Aktualisiert am 16.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Skater auf dem Tempelhofer Feld in Berlin: Der Ausweg aus den Zwängen der Pandemie führt nicht nur übers Impfen.Vergrößern des Bildes
Skater auf dem Tempelhofer Feld in Berlin: Der Ausweg aus den Zwängen der Pandemie führt nicht nur übers Impfen. (Quelle: Emmanuele Contini/imago-images-bilder)

Das Impfen wird so schnell noch nicht die Wende in Deutschland bringen. Vorher gilt es, die dritte Welle zu meistern. Vier Wege, wie sich trotzdem Normalität zurückgewinnen ließe.

Die Erwartungen an das neue Jahr und den Start der Impfkampagne waren groß. Jetzt sollte alles anders und schon bald wieder ganz vor-Corona-normal werden. Doch was in Ländern wie Israel oder bald auch Großbritannien tatsächlich möglich scheint, wird sich bei uns so schnell nicht einstellen.

Klar ist, dass der nötige Impfschwung nicht kommen wird, mit dem sich die dritte Welle kleinhalten lassen wird. Was nicht heißt, dass wir ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind und nur warten können, bis sie wieder abebbt. Längst haben Länder, Städte, auch einzelne Schulen vorgemacht, wie man das Virus in Schach hält und damit Öffnungen möglich macht. Sie zeigen damit Wege auf, die uns aus dem Corona-Schlamassel führen können.

Testen ist das neue Impfen!

Was die Impfkampagne noch nicht bewerkstelligt, können wir durch eine maximal breite Teststrategie auszugleichen versuchen. Testen in der Schule, Testen am Arbeitsplatz, Testen beim Einkaufsbummel, vor dem Friseurbesuch oder dem Kinoabend. Die Kapazitäten sind da, sie müssen nur an den Menschen gebracht werden. Niedrigschwellig, bürgernah, flexibel. Die Devise muss heißen: Testen, als ob es kein Morgen gäbe!

Dabei gilt es, die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen: etwa mit Pool-Tests. Das Prinzip: Speichelproben einer Gruppe werden mit nur einem PCR-Test untersucht. Schlägt die Probe an, wird die Gruppe noch mal einzeln durchgetestet. Das spart Zeit, Aufwand und nicht zuletzt Geld. In der Schweiz kommt das Verfahren breiter zur Anwendung, in Deutschland bislang nur vereinzelt.

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Oder Untersuchungen des Abwassers. In den Niederlanden, in den USA oder in Frankreich setzt man bereits darauf. Auch in Deutschland arbeiten Forscher etwa aus Leipzig und Darmstadt an der Umsetzung. Doch nicht selten schlägt ihnen Skepsis entgegen, werden Angebote der Forscher mit Verweis auf das angebliche "Experimentierstadium" der Technologie abgelehnt.

Bürger, schaut auf diese Städte!

Man muss gar nicht ins Ausland blicken, um sich Anstöße für Erfolg bringende Strategien zu suchen. Da ist zum Beispiel Tübingen, das den Schutz seiner alten Bevölkerung zur obersten Prämisse machte, als andere noch über das Wie und Wo und Wer diskutierten. Gesonderte Öffnungszeiten in Geschäften, Taxi fahren für Menschen ab 60 zum Buspreis, dazu Schnelltests in den Heimen für Personal, Bewohner und Besucher. Das alles gab es in Tübingen, lange bevor andere folgten. Ergebnis: Die zweite Welle rollte an den Pflegeeinrichtungen der Stadt praktisch vorbei.

Überhaupt das Testen: Seit Januar kommen in Tübingen flächendeckend kostenlose Schnelltests zum Einsatz. Die Infektionszahlen blieben niedrig. Seit Dienstag dürfen Außengastronomie und Kultureinrichtungen wie Kinos wieder öffnen. Wer sie besuchen will oder zum Friseur gehen möchte, macht vorher einen Schnelltest an einer der übers Stadtgebiet verteilten Stationen. Der Landesregierung in Stuttgart gefällt das so gut, dass sie Tübingen zur "Corona-Modellstadt" erklärt hat. Sie möchte so herausfinden, ob der massenhafte Einsatz von Schnelltests weitere Lockerungen möglich macht.

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Auch Rostock setzt auf Massentests. Seit Anfang März stellt die Stadt in Mecklenburg-Vorpommern jedem Schüler zwei Testkits pro Woche zur Verfügung. Den Rachenabstrich machen die Kinder und Jugendlichen allein oder mithilfe der Eltern zu Hause. Bei der Wiedereröffnung der Geschäfte setzt der parteilose Bürgermeister Claus Ruhe Madsen zudem auf eine App, die die Kontaktdatenerfassung von Kunden mit einem Knopfdruck erledigt.

Mehr Pragmatismus wagen!

Tübingen, Rostock aber auch andere Städte eröffneten sich Handlungsoptionen, weil sie vorgegebene Pfade verließen und Eigenverantwortung übernahmen. Tübingen etwa umging bei der Beschaffung der Schnelltests für die Heime den bürokratisch mühsamen Weg über den Bund und kaufte lieber auf eigene Rechnung beim DRK ein. Laut Oberbürgermeister Boris Palmer gewann die Stadt dadurch vier Wochen kostbare Zeit.

In Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern begann eine Schule schon im Mai 2020 damit, Tests an seine Schüler auszugeben, zwei Stück pro Woche. Andere Schulen wie die Don-Bosco-Schule in Rostock folgten dem Beispiel und widerlegten nebenbei den Vorbehalt, die Kinder und Jugendlichen sich selbst testen zu lassen, sei verantwortungslos.

Oft folgten dem beherzten Engagement bewundernde Worte. Nur ändern tat sich wenig. Die Musterbeispiele wanderten wie Kristallpokale in die Glasvitrine. Dabei sollten sie als Anlass dienen, dieser für alle neuen Herausforderung mit Pragmatismus zu begegnen und eingetretene, oft umständliche Pfade zu verlassen. Ansätze dafür gibt es zuhauf. Von Apps, die die Kontaktdatenerfassung im Restaurant vereinfachen, zu solchen, die einem sagen, wo es in der Stadt gerade vor Menschen wimmelt und wo nicht. Datenschutzfragen sind hier unbedingt zu klären. Aber Ansätze, über die es nachzudenken gilt, sind sie allemal.

Leute, bleibt vernünftig!

Bei all der berechtigten Kritik am Corona-Management: Ganz aus der Verantwortung kann sich auch der Einzelne nicht ziehen. Jeder kann dafür Sorge tragen, dass Infektionen in seinem Umfeld vermieden werden, dass er sich und andere schützt, damit Mitmenschen sich sicher fühlen. Also: weiter Abstand halten und die Kontakte reduzieren. Davon werden uns auch Impfungen und Schnelltests auf absehbare Zeit noch nicht befreien können.

Aber dieses Handeln wird belohnt werden: mit Möglichkeiten der Begegnung, mit der schrittweisen Öffnung von Geschäften, Sport und Kultur und mit der Rückgewinnung von Freiheiten. Dafür lohnt es sich doch, noch eine Zeit vernünftig zu bleiben.

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