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Markus Lanz: Sendung endet bizarr – ob der Moderator damit zufrieden war?


"Markus Lanz" im ZDF
Bei einer Einblendung belehrt Trittin den Moderator

Eine TV-Kritik von Peter Luley

Aktualisiert am 25.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Jürgen Trittin (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Sendung äußerte sich der Grüne zum Ampel-Koalitionsvertrag.Vergrößern des Bildes
Jürgen Trittin (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Sendung äußerte sich der Grüne zum Ampel-Koalitionsvertrag. (Quelle: imago images)

Bei Markus Lanz ging es verspätet und verkürzt in wildem Ritt um den Ampel-Koalitionsvertrag, Personalspekulationen, Belarus, Stromtrassen sowie die Corona-Krise – und dann brachte der Moderator auch noch das Thema Kiffen.

Später und mit verkürzter Sendezeit musste er ran, doch Markus Lanz versuchte trotzdem hartnäckig, seinen Gästen Neues zum Koalitionsvertrag zu entlocken. "Kurz und intensiv, knackig" – das war sein Ziel. Der Alt-Grüne Jürgen Trittin, von Lanz als "DJ Dosenpfand" und "Elder Statesman" vorgestellt, wollte dann aber nicht kommentieren, ob Olaf Scholz und Christian Lindner zulasten der Grünen aneinandergerückt seien, und lobte stattdessen die vereinbarte Kinder-Grundsicherung und das Klimaschutz-Sofortprogramm.

"Man hat voneinander gelernt", pries auch er das viel beschworene gute Klima zwischen den Ampel-Koalitionären, die die Bereitschaft gezeigt hätten, "sich auf einen Prozess einzulassen". Das sei doch eine Plattitüde, monierte der Moderator und bekam Unterstützung von der Journalistin Eva Quadbeck, die den Partnern in spe "viel therapeutisches Vokabular" attestierte.

Die Gäste

  • Eva Quadbeck, Journalistin ("RedaktionsNetzwerk Deutschland")
  • Jürgen Trittin, Politiker (Die Grünen)
  • Ralf Stegner, Politiker (SPD)


SPD-Mann Ralf Stegner wiederum mochte oder konnte nicht sagen, ob nun, da seine Partei das Gesundheitsministerium übernimmt, der Corona-Talkshowkönig Karl Lauterbach zum Ressortchef befördert wird. "Da hält unser Kanzlerkandidat die Karten eng", erklärte der Bundestagsabgeordnete nur.

Einigkeit herrschte in der Beurteilung einer möglichen Außenministerin Annalena Baerbock: Er glaube, sie werde "das gut machen", sagte Stegner; auch Quadbeck traute ihr den Job zu und sah in der Personalie "ein internationales Signal" im Hinblick auf eine stärkere Betonung von Menschenrechtsfragen.

Als Lanz bei der Gelegenheit das Thema Belarus in die Diskussion warf, wartete Jürgen Trittin mit einem Vorschlag getreu dem Sendungsmotto "kurz und knackig" auf: "Die können einfach in der EU kein Kali mehr verkaufen, aus die Maus", forderte der Grüne Radikalsanktionen gegen das Lukaschenko-Regime.

Und auch die Lanz-Frage, ob Deutschland bald ein Land sein werde "mit fetten Stromtrassen von Nord nach Süd", beantwortete Trittin zunächst knapp: "Ja." Wobei der ehemalige Umweltminister noch ein paar Belehrungen für den Gastgeber hatte: Die im Studio-Hintergrund eingeblendeten überirdischen Strommasten seien "alte Technik", heute gehe es um moderne HGÜ-Technik, die meist unterirdisch verbaut werde und keinen Elektrosmog erzeuge; wichtig seien nun Planungsbeschleunigung und Entbürokratisierung.

So begeistert malte der Grüne das Wachstum aus, das Windenergie und Fotovoltaik generieren würden ("Wir entfesseln Investitionsmöglichkeiten"), dass sich Eva Quadbeck genötigt sah, darauf hinzuweisen, dass es "auch Zumutungen" geben werde.

Die Vize-Chefredakteurin des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" äußerte auch Kritik an der allzu diskreten Verhandlungsführung der Ampel-Koalitionäre: "Schon schwierig" habe sie es gefunden, dass die Öffentlichkeit an dem Prozess nicht habe teilnehmen können, man hätte doch mal einen Zwischenstand präsentieren können.

Ende der epidemischen Notlage ein Fehler?

Über die Frage einer guten Kommunikation ging es zum Thema Corona-Krise, denn hier hatte sich Markus Lanz an der Olaf-Scholz-Formulierung gestört, es gehe darum, "unser Land winterfest zu machen". Er vermisse bei dieser "Floskel" den großen Plan.

Während es Eva Quadbeck als Fehler sah, die epidemische Notlage für beendet erklärt zu haben, verteidigten Trittin und Stegner das Krisenmanagement der Ampel-Parteien. Scholz habe doch klar gesagt, dass die Impfpflicht für Pflegepersonal komme, das sei doch eine "konkrete Ansage" und "bisschen mehr als Winterreifen", wandte Trittin ein.

Außerdem habe er auch eine allgemeine Impfpflicht nicht ausgeschlossen, falls das nicht reiche. Und drittens böten die jetzt auf gesetzlicher Basis durch den Bundestag beschlossenen Regeln ein höheres Maß an Rechtssicherheit. Er räumte allerdings ein, dass "diese vierte Welle auch mit Impfen nicht mehr aufzuhalten sein wird". Trittin: "Wir reden, wenn wir über Impfen reden, über die Verhinderung einer fünften Welle." Daran werde sich die künftige Regierung messen lassen müssen.

"Warum ist Kiffen jetzt plötzlich so wichtig?"

Mit der Corona-Krise aber wollte Markus Lanz offensichtlich nicht aussteigen, und so brachte er kurz vor Schluss noch unvermittelt die von den Ampel-Koalitionären geplante Cannabis-Legalisierung aufs Tapet. "Warum ist Kiffen jetzt plötzlich so wichtig?", fragte er mit mühsam gebremster Erregung – und erinnerte mit dieser Themen-Verknüpfung an einen Tweet von Markus Söder ("Es ist unangemessen, die epidemische Notlage abzuschaffen und parallel Drogen zu legalisieren").

Das sei zwar nicht seine Absicht gewesen, erklärte der Moderator auf einen entsprechenden Hinweis Trittins, war aber auch durch beruhigende Einordnungen Ralf Stegners ("Prohibition hat noch nie funktioniert") oder Trittins ("Es geht um Jugendschutz, um kontrollierte Abgabe und kontrollierte Produktion") kaum noch einzufangen. Es war das bizarre Ende einer Sendung, mit deren Gesamtkonstruktion auch ihr stets ambitionierter Gesprächsleiter nicht ganz glücklich gewesen sein dürfte.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 24. November 2021
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