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Omikron-Welle | Virologe Christian Drosten warnt vor zu früher Durchseuchung


Rekordwerte wegen Omikron-Welle
Drosten warnt vor zu früher Durchseuchung

Von t-online, afp, dpa, lw

Aktualisiert am 14.01.2022Lesedauer: 4 Min.
Christian Drosten, Der Virologe ordnet in der Bundespressekonferenz die Gefahr durch Omikron ein.Vergrößern des BildesChristian Drosten, Der Virologe ordnet in der Bundespressekonferenz die Gefahr durch Omikron ein. (Quelle: dpa-bilder)
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Wie bekämpft Deutschland die Omikron-Welle? Virologe Drosten und Gesundheitsminister Lauterbach sind sich einig: Es soll nicht Ziel sein, dass sich alle mit dem Virus infizieren. Sie setzen auf eine andere Maßnahme.

Die Infektionszahlen in Deutschland schreiben derzeit täglich Rekorde: Mehr als 92.000 Fälle meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 470. Der Pandemietreiber: Omikron. Der Virologe Christian Drosten hat angesichts dessen vor einer zu frühen Durchseuchung in Deutschland gewarnt.

Die Virusvariante sei zwar nach derzeitigem Kenntnisstand milder im Verlauf, weil es aber zu viele Fälle seien, werde dieser Gewinn "wieder ausgelöscht", sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Freitag in Berlin. Noch gebe es deutlich zu viele ungeimpfte Menschen in Deutschland, besonders auch in der Gruppe der über 60-Jährigen. Viele Menschen hätten zudem noch keine Auffrischungsimpfung erhalten, die aber das wirkungsvollste Mittel im Kampf gegen Omikron sei, so Drosten.

"Da sind wir ein bisschen im Blindflug"

Der Virologe sprach von mehreren "schwierigen Doppelbotschaften" in der derzeitigen Diskussion. So gelte als sicher, dass das Virus selbst die Immunität der Bevölkerung immer wieder "updaten" und irgendwann "laufen" müsse. "Wir wissen aber im Moment nicht, ob wir uns das in Deutschland leisten können angesichts der Impflücken", warnte Drosten. "Da sind wir ein bisschen im Blindflug."

Er gehe davon aus, dass die endemische Lage bis Jahresende weitgehend erreicht sei. Der Virologe stellte in Aussicht, dass gegen die Omikron-Variante wahrscheinlich noch einmal bei der Impfung nachgesteuert werden müsse. "Es wird eine angepasste Impfung geben müssen, und wir werden möglicherweise dann ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron versehen müssen." Drosten bekräftigte seinen Appell an Ungeimpfte, sich dringend immunisieren zu lassen.

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Auch Lauterbach gegen Durchseuchung

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach sich gegen eine Durchseuchung zum jetzigen Zeitpunkt aus. "Ich gehe überhaupt nicht davon aus, dass sich hier jeder infiziert", sagte der SPD-Politiker bei der Pressekonferenz mit Virologe Drosten und RKI-Chef Lothar Wieler. Das Ganze sei nicht vorbei mit der Omikron-Welle. "Die Zahl der Opfer, die wir dann beklagen müssten, ist ungewiss. Und sicher auch zu hoch."

Lauterbach rechnet mit noch stärker steigenden Corona-Infektionszahlen, setzt aber auf eine Eindämmung durch weitere Alltagsbeschränkungen und mehr Impfungen. Die Strategie sei, die Omikron-Welle zu verlangsamen und zu strecken und in dieser Zeit so viele Menschen wie möglich mit Auffrischungsimpfungen zu boostern.

Sonderproblem in Deutschland

Die Pandemie komme in Deutschland nun "in schwieriges Fahrwasser". Es müssten mehr Menschen mit Infektionen versorgt werden, Krankenhäuser würden stärker belastet werden. Zugleich zeigten die schon geltenden Beschränkungen Wirkung – etwa mit einer längeren Verdopplungszeit der Infektionszahlen. Hinzu kämen nun noch verschärfte Zugangsregeln auch für Geimpfte und Genesene, mit zusätzlichen Tests (2G plus) in der Gastronomie.

Das Ziel sei jetzt, "aus der sonst zu erwartenden steilen Wand der Infektionszahlen möglichst einen Hügel zu machen oder dass die Wand nicht so hoch ist", sagte Lauterbach. Es sei aber ein Sonderproblem in Deutschland, dass es in der besonders gefährdeten Gruppe älterer Menschen viele Ungeimpfte gebe.

"Die Fallzahlen sind so hoch wie nie"

"Die Omikron-Welle türmt sich weiter auf und das mit einer Dynamik, wie wir sie in der Pandemie noch nicht gesehen haben", sagte RKI-Chef Wieler. Omikron dominiere das Infektionsgeschehen. "Die Fallzahlen sind so hoch wie nie und sie werden auch weiter steigen." Es gebe derzeit circa 800.000 aktive Fälle. Einer von hundert Menschen in Deutschland sei im Moment infiziert. Die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle werde wieder steigen. Man trete in eine neue Phase der Pandemie ein. "Die reinen Fallzahlen werden weniger entscheidend sein", so Wieler. Mit steigender Inzidenz werde die Untererfassung größer.

Lauterbach sieht trotz des Infektionsgeschehens vorerst keinen Anlass für zusätzliche Verschärfungen von Alltagsbeschränkungen. Aus seiner Sicht sei zur jetzigen Zeit "das richtige Maßnahmenpaket am Platz", sagte der Gesundheitsminister. Sollten die Fallzahlen aber noch deutlich steigen und eine Überlastung der medizinischen Versorgung zu erwarten sein, müsse auch mit anderen Maßnahmen gegengesteuert werden. "An dem Punkt sind wir nicht." Nötig seien aber Kontrollen und flächendeckende Umsetzung bestehender Beschränkungen.

Quasi-Totimpfstoff kommt im Februar

Der Minister erläuterte, dass sich die Kapazitäten für PCR-Labortests der "Volllast" näherten. Mangel gebe es derzeit nicht. Mit Blick auf Freitestungen aus der Quarantäne habe er nun veranlasst, dass es für Gesundheitspersonal einen Vorrang bei der PCR-Test-Auswertung in den Laboren gebe. RKI-Chef Wieler, machte deutlich, dass im Fall einer hundertprozentigen Omikron-Welle nicht mehr so wichtig sei, die genaue Virusvariante zu überprüfen. Der Testeinsatz ändere sich generell kontinuierlich, Fachleute wüssten, wie man damit umgehe. Wenn eine Kapazitätsgrenze erreicht sei, dann fokussiere man den Einsatz.

Der Impfstoff von Novavax wird Lauterbach zufolge am 21. Februar in Deutschland verfügbar sein. Die Firma habe am Donnerstag zunächst die Lieferung von 1,75 Millionen Impfdosen zugesagt, weitere 3,25 Millionen seien gekauft. "Ich kann nicht sagen, wann sie geliefert werden." Er hoffe aber, dass dies noch im Februar der Fall sein werde, so der Minister.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz am 14. Januar 2022
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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