Ärger mit Trump programmiert Bundeswehr will kaum Waffen in den USA beschaffen

Rund 80 Milliarden Euro will die Bundeswehr allein bis Ende kommenden Jahres in neue Waffensysteme stecken. Nur ein Bruchteil fließt in die USA.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) fasste es vorige Woche im Bundestag so zusammen: "Wir stellen entscheidende politische Weichen." Allein im Haushalt für das Jahr 2025 sind laut Pistorius 86,5 Milliarden Euro für die Bundeswehr veranschlagt, davon allein 24,1 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen des Bundes. Bis Ende kommenden Jahres sollen rund 80 Milliarden Euro in neue Rüstungsprojekte fließen.
Unterlagen für den Haushaltsausschuss des Bundestages, die dem Magazin "politico" vorliegen, zeigen: Nur knapp acht Prozent der Aufträge fließen an Unternehmen in den USA. Zum Vergleich: Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI lag der europäische Durchschnitt für Waffenkäufe in den USA in den Jahren 2020 bis 2024 bei rund 64 Prozent.
Das dürfte US-Präsident Donald Trump missfallen. Er hatte beim Nato-Gipfel im Juni in Den Haag Beschaffungen in den USA mit der Sicherheit Europas verknüpft.
- FCAS: Europas neuer Kampfjet steht auf der Kippe
- Pistorius' Wunschliste: Die wichtigsten Rüstungsprojekte der Bundeswehr
Pistorius: "Wir müssen bereit sein"
Pistorius will nicht nur Kasernen modernisieren. Mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die jüngsten Zwischenfällen im Luftraum über Estland und Dänemark rückt auch die Ostsee in den Blick. "Wir müssen wachsam sein und wir müssen bereit sein. Nicht nur an der Ostflanke der Nato, sondern auch an ihrer wichtigen Nordflanke", sagte Pistorius zuletzt bei einem Besuch in Dänemark und kündigte neue Investitionen in die Marine an.
Der Militärexperte Oliver Moody warnt in seinem neuen Buch "Konfliktzone Ostsee. Die Zukunft Europas": "Bis 1989 reichte die sowjetische Einflusssphäre über die südliche Ostseeküste hinaus bis an die Mündung der Trave bei Lübeck. Immer wieder machte Putin deutlich, dass er so viel wie möglich davon wiederherstellen möchte, notfalls mit Gewalt." Angesichts dessen geht der größte Einzelauftrag im kommenden Jahr mit rund 26 Milliarden Euro an Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) für das Fregatten-Programm F-127.
Raketen für Seeaufklärer Poseidon und Patriot-System
US-Unternehmen profitieren zwar von der Beschaffung des Seeaufklärers Poseidon von Boeing. Insgesamt acht dieser Flugzeuge will die Bundeswehr kaufen. Von Beschaffung "im Rekordtempo" spricht die Bundeswehr selbstbewusst. Doch sind im kommenden Jahr nur 150 Millionen Euro für die Beschaffung von MK54 Torpedos von Boeing für den Marineflieger vorgesehen.
Rund 5,1 Milliarden Euro sind für den Kauf von Lenkflugkörpern für das Flugabwehrsystem Patriot beim US-Hersteller Raytheon Technologies vorgesehen. Die Bundeswehr füllt damit im Wesentlichen Bestände an Raketen wieder auf, die sie an die Ukraine weitergereicht hat. Allerdings dürfte ein Großteil der Wertschöpfungskette in Deutschland liegen. So baut der Rüstungshersteller MBDA im bayerischen Schrobenhausen die Patriot-Produktion in Deutschland auf.
Zwischen 2021 und 2024 kaufte die Bundeswehr nach Angaben der US-Regierung in den USA Waffen und Munition im Wert von rund 34 Milliarden Dollar. Allein 2024 sind demnach Rüstungskäufe in den USA in Höhe von 17 Milliarden Euro getätigt worden.
Trump hatte nach dem Zoll-Deal mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erklärt, die EU-Staaten würden "erhebliche Mengen an US-Militärausrüstung" kaufen. Zumindest der deutsche Beitrag fällt nun deutlich niedriger aus.
Allerdings laufen auch die Rüstungsprojekte der Bundeswehr in Europa nicht problemlos. So hakt es gewaltig beim deutsch-französisch-spanischen Kampfjet-Projekt FCAS (Future Combat Air System), weil sich die drei Staaten nicht auf eine gemeinsame Entscheidungsstruktur verständigen können.
- politico.com: Germany’s €80B rearmament plan sidelines US weapons
- Oliver Moody: Konfliktzone Ostsee. Die Zukunft Europas. Klett-Cotta. 2025. (Leseprobe)
- bundesregierung.de: Rede des Bundesministers der Verteidigung, Boris Pistorius
- bmvg.de: Pistorius in Kopenhagen: Stärkung der deutsch-dänischen Zusammenarbeit
- media.defense.gov: Historical Sales Book
- whitehouse.gov: Fact Sheet: The United States and European Union Reach Massive Trade Deal




