Einblicke durchs Fenster Söder gestikuliert wild im Kanzleramt

Nach langen Verhandlungen im Kanzleramt verkündeten Union und SPD Einigungen bei einigen Streitthemen. Ein durchs Fenster aufgenommenes Video zeigt, dass heftig diskutiert wurde.
Mehr als acht Stunden saßen die Spitzen von Union und SPD in der Nacht auf Donnerstag im Kanzleramt zusammen. Am Ende wurden Einigungen bei zentralen Streitthemen, unter anderem beim Bürgergeld, verkündet.
Kanzler Friedrich Merz teilte mit, man habe in "wirklich ausgesprochen guter Atmosphäre" diskutiert, um wichtige Reformen auf den Weg zu bringen. CSU-Chef Markus Söder dagegen nannte es eine "Marathonsitzung" in "ernster" Stimmung. An einigen Stellen herrscht weiter Uneinigkeit in der Koalition.
- Koalitionsausschuss: Scharfe Kritik aus der Union: "Irrsinn"
- Bürgergeld & Verbrenner-Aus: Das sagt die Regierung nicht
Dass es bei der Sitzung nicht nur ruhig zuging, zeigt nun auch ein Video. Das veröffentlichte der ZDF-Journalist Andreas Kynast auf X. Die Aufnahme entstand von außen – durch das Fenster ins Besprechungszimmer des Kanzleramtes. In dem Clip ist zu sehen, wie der CSU-Chef Söder wild gestikulierend zu den anderen Teilnehmern am Tisch spricht. Söder ist dabei sichtlich aufgebracht.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Was genau in dem Moment in der Runde diskutiert wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise könnte es sich um einen bislang ungelösten Streitpunkt gehandelt haben: Die Partner konnten sich in der Nacht nicht auf eine gemeinsame Linie zum geplanten EU-Verbrenner-Aus einigen.
Die Union will das Verbot der Zulassung neuer Verbrenner-Fahrzeuge auf dem EU-Markt ab 2035 kippen. Merz bekräftigte auf der Pressekonferenz danach, er wolle auf europäischer Ebene eine Änderung der bisherigen Regelung erreichen. Die SPD will dagegen weiter an den Klimazielen festhalten.
Autogipfel bringt keine Lösung
Besonders Söder hatte im Vorfeld Kritik daran geäußert: "Das starre und strikte Aus des Verbrenners ab 2035 ist aus unserer Sicht der falsche Weg. Das kann so nicht bleiben. Wir brauchen da mehr Möglichkeiten", so Söder. Aber zu glauben, dass 2035 alles elektrisch fahren könne, das sei nicht realistisch. "Es braucht hier einfach eine klare Freiheit der Technologie anstatt eine starre Vorgabe von Ideologie."
In der nächtlichen Sitzung soll Söder laut einem Bericht der "Bild" dann vor allem mit SPD-Fraktionschef Matthias Miersch aneinander geraten sein. Auch der Autogipfel am Donnerstag im Kanzleramt brachte keine Einigung. Bundesfinanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) signalisierte danach Bereitschaft zu flexibleren Vorgaben. Miersch und Umweltminister Carsten Schneider wollen den Berichten zufolge an dem Zulassungsverbot für Verbrenner ab 2035 festhalten.
- Mit Material von dpa