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Vermögen in Deutschland: So ungleich ist die Verteilung


Vermögensverteilung
"Die Ergebnisse sind schockierend"


Aktualisiert am 14.10.2025Lesedauer: 3 Min.
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Euro-Scheine (Symbolbild): In Deutschland ist das Vermögen ungleich verteilt. (Quelle: Hendrik Schmidt/dpa/dpa-bilder)
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Die Vermögensungleichheit in Deutschland bleibt gravierend. Zehn Prozent der Bevölkerung besitzen mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens.

Es klingt nach einer gigantischen Zahl: Das Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland beläuft sich Stand Ende 2023 auf 20,4 Billionen Euro. Das geht aus von der Bundesregierung veröffentlichten Daten zurück. Es handelt sich dabei um die Summe aller Sach-, Geld und Gebrauchsvermögen abzüglich Verbindlichkeiten im Eigentum von privaten Haushalten und Organisationen ohne Erwerbszweck. Theoretisch heißt das: Im Durchschnitt besitzt jeder Haushalt in Deutschland ungefähr 500.000 Euro. Doch diese Zahl täuscht. Denn praktisch ist das nicht so, weil das Vermögen in Deutschland sehr ungleich verteilt ist.

Die zehn vermögendsten Prozent der Haushalte besitzen demnach mehr als die Hälfte des gesamten Nettovermögens, heißt es im Entwurf des Armuts- und Reichtumsberichts. Dieser wurde heute in einem nicht öffentlichen Symposium zwischen der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Bärbel Bas (SPD), und Fachleuten in Berlin diskutiert. Der Bericht zeigt auch, dass die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung nur etwa drei Prozent des Gesamtvermögens besäßen. Die Daten gehen auf Befragungen von Stichproben der Bevölkerung zurück.

Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung erscheint seit 2001 alle vier Jahre. Der Bericht 2025 ist damit der siebte Bericht dieser Art. Erstellt wird er von einem wissenschaftlichen Gutachtergremium aus 16 Forschenden, die aus unterschiedlichen Instituten kommen. Im Dezember soll der finale Bericht dann von der Bundesregierung verabschiedet werden. Der Entwurf wurde vergangene Woche veröffentlicht.

Vermögen geht oft auf Unternehmensbesitz zurück

"Nach wie vor sind Immobilien- und Unternehmensbesitz stark mit hohen Vermögen korreliert", heißt es in dem aktuellen Berichtsentwurf. So verfügten Haushalte von Selbstständigen mit durchschnittlich über einer Million Euro über die höchsten Vermögen. Etwa die Hälfte des Vermögens dieser Haushalte, die verstärkt im Süden Deutschlands zu finden seien, gehe direkt auf ihren Unternehmensbesitz zurück. Das Vermögen in Deutschland sei insgesamt sehr ungleich verteilt, allerdings habe sich die Ungleichheit leicht reduziert.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Timon Dzienus nennt diese Ungleichverteilung "Gift für unsere Gesellschaft". Die Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichts seien "schockierend", sagte Dzienus, der auch an dem Symposium teilnahm, zu t-online. "Es reicht nicht, Armut nur zu dokumentieren. Ich erwarte von der Bundesregierung, entschlossene Maßnahmen gegen die sich verschärfende Ungleichheit umzusetzen."

Seine Fraktionskollegin Karoline Otte kritisiert die Wissenslücke der Bundesregierung über die tatsächliche Ungleichverteilung. Sowohl in dem Berichtsentwurf als auch in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen, die Otte mitinitiiert hat, ist von fehlenden "Register- oder Verwaltungsdaten" die Rede. Daher könnten Informationen über die Ungleichverteilung nur aus Befragungen von Stichproben der Bevölkerung gewonnen werden, so die Bundesregierung.

Diese unterlägen allerdings Stichprobenschwankungen, sodass "die extremen Ränder der Verteilung nicht repräsentativ" abgebildet werden könnten. Konkret bedeutet das dem Armuts- und Reichtumsbericht zufolge: Da die Teilnahme an den genannten Befragungen freiwillig ist und sensible Daten erfragt werden, kommt es hier insbesondere beim Geldvermögen zu starken Untererfassungen.

"Milliardären geht es in Deutschland so gut wie nie"

Die Bundesregierung betont außerdem, dass bisher nicht systematisch erforscht sei, wie stark Reiche in Deutschland tatsächlich besteuert würden. Es heißt lediglich, dass die einkommensstärksten zehn Prozent der Steuerzahlenden bei der Einkommenssteuer einen Anteil von rund 57 Prozent erbringen würden, während die unteren 50 Prozent der Einkommensverteilung knapp sieben Prozent dazu beitragen würden.

Konkretere Angaben zum Vermögen der Reichsten in Deutschland kamen zuletzt vom "Manager Magazin". Laut frischen Schätzungen des Magazins gibt es aktuell 256 Milliardärinnen und Milliardäre in Deutschland. Das sei ein neuer Rekord. Grundlage der Schätzung sind Recherchen in Archiven und Registern sowie bei Vermögensverwaltern, Anwälten, Bankern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Rangliste selbst.

Otte moniert, dass das "Manager Magazin" mehr über die reichsten Deutschen wisse als die Bundesregierung. Das zeige, für wen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) Politik machten: "für die ganz oben, denen weiter Steuern gesenkt werden, statt für die Mitte, die immer mehr Lasten trägt." Milliardären und Überreichen gehe es in Deutschland "so gut wie nie", sagte Otte zu t-online.

Der Armuts- und Reichtumsbericht blickt auch auf die unterschiedliche Vermögensverteilung zwischen Ost und West. Auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gebe es "immer noch deutliche Unterschiede hinsichtlich des Vermögens zwischen den neuen und alten Bundesländern". Das habe historische Gründe: Erst mit der Wiedervereinigung konnten Menschen in den neuen Bundesländern unter marktwirtschaftlichen Bedingungen Vermögen bilden.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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