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Weimer in Bedrängnis: Stahl der Staatsminister Weidels Texte?


Stahl sein Blatt Texte von Prominenten?
Staatsminister in Bedrängnis – Weidel schaltet Anwälte ein


Aktualisiert am 18.10.2025Lesedauer: 4 Min.
AfD-Chefin Alice Weidel: Der hessische Landesverband ihrer Partei steht unter "Verdacht einer gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichteten Bestrebung".Vergrößern des Bildes
AfD-Chefin Alice Weidel: Ein Blatt, dessen Verleger Wolfram Weimer war, führte sie als Autorin auf. (Quelle: photowerkstatt.de/imago-images-bilder)
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Ein Magazin, das zur Mediengruppe des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer gehört, soll Texte und Reden von Politikern kopiert haben. AfD-Chefin Alice Weidel hat ihre Anwälte eingeschaltet.

AfD-Chefin Alice Weidel prüft rechtliche Schritte gegen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer – wegen der Verletzung ihres Urheberrechts. Das Magazin "The European", das zur Weimer Media Group gehört, soll in den vergangenen Jahren Dutzende Texte und Reden von Weidel teilweise oder vollständig kopiert und auf den eigenen Seiten veröffentlicht haben. Dabei wurde der Anschein erweckt, Weidel sei Autorin des Blatts. Das berichtete zuerst der Blog "alexander-wallasch.de".

Ein Medienjurist prüfe den Fall gerade für Weidel, teilte ihr Sprecher Daniel Tapp t-online am Samstag mit. "Weder war Frau Weidel als Autorin für 'The European' aktiv, noch wurde sie um Erlaubnis gefragt, sie als Autorin mit den entsprechenden Texten auf der Plattform zu veröffentlichen." Es sei ein "sehr unredliches Vorgehen", sich auf diese Weise geistiges Eigentum anzueignen. "Die 'Weimer Media Group' wirbt mit dem Slogan 'Heimat für Qualitätsjournalismus' – daran lässt sich zumindest zweifeln", so Tapp weiter.

Auch der Papst und Merz sollen Autoren sein

Weidel ist nicht die einzige Prominente, die für das Blatt geschrieben haben soll: Auf der Autorenliste tauchen neben dem Papst und Brad Pitt online viele aktuelle wie ehemalige deutsche Spitzenpolitiker auf – darunter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Innenminister Alexander Dobrindt (CSU), Sahra Wagenknecht (BSW), Gregor Gysi (Linke), Robert Habeck und Annalena Baerbock (beide Grüne).

Das Innenministerium von Alexander Dobrindt teilte auf Anfrage von Alexander Wallasch nach einer eventuellen Vergütung durch "The European" mit: "Bundesinnenminister Dobrindt ist nicht als Autor für 'The European' tätig und (hat) daher auch keinerlei Honorar von dort erhalten." Das Portal "Nius" berichtete darüber zuerst, auch t-online liegt die Antwort vor. Eine Antwort auf eine Anfrage von t-online, ob Dobrindt vor seiner Zeit als Minister für das Blatt geschrieben hat, steht aus.

AfD fordert Aufklärung oder Rücktritt

"Ein Bundesbeauftragter für Kultur und Medien hat im Bereich des Presse- und Urheberrechts eine Vorbildfunktion zu erfüllen", kritisierte der kulturpolitische Sprecher der AfD im Bundestag, Götz Frömming, am Samstag. Er weist auf eine Rede von Weimer hin, in der der Staatsminister scharf den geistigen Vampirismus von Künstlicher Intelligenz beklagt.

"Der Vorwurf des geistigen Vampirismus fällt auf ihn selbst zurück", so Frömming. "Man kann wohl sagen, dass dies geradezu das Geschäftsmodell seines Magazins war." Inwieweit Weimer sich strafbar gemacht habe, müsse sich zeigen. "Sollte Herr Weimer die im Raum stehenden schweren Vorwürfe nicht schnell ausräumen können, muss er zurücktreten."

Vertrauter von Merz

Der parteilose Weimer gilt als Vertrauter von Friedrich Merz. Unter ihm wurde er zum Staatsminister und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ernannt. Auf dem Posten untersteht er direkt dem Kanzler.

Zuvor war Weimer Chefredakteur der "Welt", des "Focus" und des "Cicero". 2012 gründete er mit seiner Ehefrau die Weimer Media Group, die unter anderem "The European" verlegt. Als sich sein neuer Posten im April öffentlich abzeichnete, zog Weimer sich aus der Geschäftsführung der Weimer Media Group zurück. Alleinige Geschäftsführerin ist seither seine Frau Christiane Goetz-Weimer.

Fragen zu dem Fall wollte das Kulturstaatsministerium unter Weimer nicht beantworten. Eine Sprecherin teilte auch auf Anfrage von t-online am Samstag lediglich mit: "Bitte wenden Sie sich hierzu an die Weimer Media Group."

"The European" spricht von "gängiger Praxis"

Der "The European" wies die Vorwürfe in einer "Klarstellung" zurück. "Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei dem jeweiligen Chefredakteur", hieß es am Samstag als Antwort auf einen Fragenkatalog von t-online an die Weimer Media Group von dem Blatt. Chefredakteur von "The European" war zunächst der Autor und Theologe Alexander Görlach, ab 2016 der Publizist und Politiker Oswald Metzger (zunächst Mitglied der SPD, dann der Grünen, inzwischen CDU), ab 2017 außerdem der Publizist und Philosoph Stefan Groß-Lobkowicz.

"Die dokumentarische Publikation von Politikerreden geschieht immer honorarfrei und unter Angabe von Quellen", heißt es in der Stellungnahme weiter. So sei es auch mit "Äußerungen von Frau Weidel aus den Jahren 2017 bis Anfang 2021" geschehen. "Wenn es einzelne Fälle gegeben haben sollte, in denen die Quellenangabe unterblieb, bedauern wir dies."

"Texturen" aus den Jahren vor einem Relaunch bei der Plattform im Jahr 2021 seien "seinerzeit weitgehend gelöscht" worden. Man sei bei der Veröffentlichung von Verlautbarungen von Politikern "damals der gängigen Praxis führender Tageszeitungen und anderer Publikationen gefolgt, beispielsweise Redetexte unter Quellenangabe und mitsamt dem Namen des jeweiligen Politikers als Autor zu publizieren".

Mit Reden, Pressemitteilungen und anderen Äußerungen von Politikern so zu verfahren, war allerdings in der seriösen Medienlandschaft nie üblich.

Blatt nimmt vorerst alle Autorenprofile vom Netz

Zahlreiche Texte beim "The European" sind außerdem nach Bekanntwerden des Falls in den vergangenen Tagen vom Netz genommen worden. Unter anderem ist die Seite, die Überblick über alle Autoren gibt, nicht mehr erreichbar. Auch die Weidel zugeschriebenen Texte und andere Autorenprofile sind nicht mehr abrufbar. Warum?

Ansgar Graw, aktuell Herausgeber von "The European", erklärt auf Nachfrage, man habe zunächst die Veröffentlichungen von Weidel aus den Jahren 2017 bis 2020 gelöscht – nachdem Weidel erklärt habe, sie habe diese nie autorisiert. Weil danach weitere Namen genannt wurden, die Ähnliches angaben, seien "nun zunächst alle Autorenprofile von der Webseite genommen (worden), um die teilweise mehr als 15 Jahre zurückliegende Genese zu überprüfen".

Hinweis der Redaktion: Zunächst hieß es im Text, Alexander Wallasch und das Portal "Nius" hätten zuerst berichtet. Richtig ist, dass "Nius" die Recherche von Wallasch aufgriff. Die entsprechenden Stellen wurden geändert.
Die Stellungnahmen des "The European" und ihres Herausgebers Ansgar Graw auf Anfrage an die Weimer Media Group wurden nach Veröffentlichung des Textes ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Anfrage an Alice Weidel

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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