Interview in Lokalmedium Bürgermeisterin Iris Stalzer spricht erstmals über Messerattacke

Iris Stalzer startet als Bürgermeisterin in Herdecke. Vorab gibt sie ihr erstes Interview nach einem Messerangriff. Kritik übt sie an einem hochrangigen Politiker in Berlin.
In der kommenden Woche wird die SPD-Kommunalpolitikerin Iris Stalzer als neue Bürgermeisterin der nordrhein-westfälischen Stadt Herdecke vereidigt. Anfang Oktober sorgte ein Messerangriff auf sie bundesweit für Schlagzeilen.
Als tatverdächtig gilt eines ihrer Kinder. Dennoch wird Stalzer ihr neues Amt antreten. "Ich habe viele Mails, viel Post bekommen mit Zuspruch und großer Freude, dass ich das mache, teilweise auch von außerhalb, um einfach ein Zeichen zu setzen, nicht aufzugeben", sagte die SPD-Politikerin der Zeitung "Westfalenpost".
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Das Interview ist Stalzers erste längere öffentliche Stellungnahme nach der Messerattacke. Sie äußerte sich darin weder zur Tat noch zu den familiären Umständen. "Die Kinder sind minderjährig und genießen noch einen besonderen Schutz", erklärte Stalzer knapp und bündig.
"Gesundheitlich geht es mir gut"
Die Juristin Stalzer, 57, hatte am 28. September die Stichwahl um das Bürgermeisteramt in der einstigen CDU-Hochburg Herdecke überraschend gewonnen. Unter noch nicht geklärten Umständen soll sie Anfang Oktober in ihrem Haus von ihrer Adoptivtochter niedergestochen worden sein. Gegen die 17-Jährige gibt es einen Haftbefehl. Stalzer sagte über ihren Zustand: "Gesundheitlich geht es mir gut. Was natürlich eine unfassbare Belastung ist, ist dieses Drumherum."
Kritik übte die Kommunalpolitikerin an den Medien. Sie habe "überhaupt nicht erwartet, dass ein solcher Medienrummel entstehen würde", sagte sie der "Westfalenpost". "Wenn ich höre, dass da irgendwelche Artikelchen bis in die New York Times und zu CNN geraten sind, muss ich sagen, bin ich sprachlos", so Stalzer.
Kritisch äußerte sie sich auch über Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der unmittelbar nach dem Angriff auf der Plattform X "von einer abscheulichen Tat" gesprochen hatte. "Ich will jetzt Herrn Merz keinen Vorwurf machen und mir ist auch klar, dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben. Aber sich binnen Minuten zu Dingen zu äußern, von denen man so wenig weiß und dann da eine Meinung zu zu haben, das finde ich extrem schwierig", sagte Stalzer und fügte hinzu: "Ich finde, da sind auch manche Menschen viel zu schnell am Handy."
Für ihr neues Amt an der Spitze der Stadt Herdecke sieht Stalzer keine Beeinträchtigung durch den Rummel um den Messerangriff. "Ich hoffe aber mal, dass ich mich richtig einschätze, wenn ich sage: So ganz schnell haut mich nichts um", erklärte sie im Gespräch mit der "Westfalenpost". Die SPD-Politikerin weiter: "Für manche mag das Leben ein Ponyhof sein, für die meisten ist es das nicht, das habe ich schon in meiner Bewerbungsrede vor der SPD im April gesagt."
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