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Nach Vortrag von Dagdelen | Erdogan-Unterstützer rufen zu IG-Metall-Austritt auf


Nach Vortrag von Dagdelen
Erdogan-Unterstützer rufen zu IG-Metall-Austritt auf

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 25.01.2018Lesedauer: 3 Min.
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Unmut über die IG Metall: Eine Auswahl von Wut-Postings, in denen Deutschtürken den Austritt aus der Gewerkschaft ankündigen.Vergrößern des Bildes
Unmut über die IG Metall: Eine Auswahl von Wut-Postings, in denen Deutschtürken den Austritt aus der Gewerkschaft ankündigen. (Quelle: Screenshot Facebook)

Weil die IG Metall die kurdischstämmige Abgeordnete Sevim Dagdelen eingeladen hat, laufen Erdogan-Anhänger Sturm. Sie organisieren eine Austrittskampagne.

Eigentlich ist die IG Metall mit Warnstreiks und Tarifkonflikt derzeit voll ausgelastet. Die Gewerkschaft findet sich nun aber auch mitten im hochgeputschten Streit um die türkische Offensive in der kurdisch dominierten Region Afrin in Syrien wieder. In sozialen Netzwerken hagelt es Kritik und Austrittsdrohungen, nachdem Funktionäre der deutschen Kleinpartei AD dazu aufgerufen haben. Die AD steht der türkischen Regierungspartei AKP von Recep Tayyip Erdogan nahe.

Auslöser ist, dass Sevim Dagdelen, Fraktionsvize der Linken im Bundestag, einen Vortrag "Für eine wirkliche Neuausrichtung der deutschen Türkei-Politik" halten durfte. Eingeladen hatte der von Kurden dominierte Ortsmigrantenausschuss in Salzgitter. Ein AD-Funktionär nennt die Kampagne gegen die Gewerkschaft in einem Tweet offen eine "politische Erziehungsmaßnahme".

Mehrere Musterschreiben für Austritte

Mehrere Deutschtürken haben Musterschreiben für einen Austritt bereitgestellt, in sozialen Netzwerken gibt es Dutzende Fotos von Austrittserklärungen. In der örtlichen IG-Metall-Geschäftsstelle stand das Telefon nach Informationen von t-online.de nicht still. Dort gingen auch beleidigende Anrufe ein. Auf der Facebook-Seite des Bundesvorstands wurden viele inhaltlich gleiche Postings gelöscht.

Die in Duisburg als Kind kurdischer Eltern geborene Dagdelen ist eine Reizfigur unter Deutschtürken. Sie ist entschiedene Erdogan-Kritikerin und hat das Buch "Der Fall Erdogan: Wie uns Merkel an einen Autokraten verkauft" geschrieben. Den Zorn von Teilen der Deutschtürken zog sie sich auch zu, als sie kürzlich im Bundestag die verbotene Flagge der Kurdenmiliz YPG zeigte, gegen die die Türkei die Offensive in Syrien gestartet hat. Dagdelen war dafür im Bundestag gerügt worden.

IG Metall: "Kritische Diskussionen aushalten"

Weil sie bei der IG Metall Salzgitter reden durfte, fahren Wortführer des Erdogan-Lagers deutschlandweit schweres Geschütz auf: Sie empfehlen den Austritt aus der Gewerkschaft, damit mit den Beiträgen "auch über Umwege keine terroristischen Vereinigungen unterstützt werden können", wie es in einer Erklärung heißt. IG-Metall-Mitglieder sollten sich "weder von ihr, noch dem Rest der deutschen PKK-Versteher zum Schweigen bringen lassen".

Woher der Vorwurf rührt, IG-Metall-Mitglieder sollten zum Schweigen gebracht werden, ist nicht ersichtlich. Offenbar sollen aber Dagdelen Auftrittsmöglichkeiten genommen werden. Nach Informationen unserer Redaktion hat die IG Metall jedoch eine Absage der Veranstaltung nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Eine Sprecherin erklärte auf Anfrage von t-online.de, in einer vielfältigen Gewerkschaft mit über zwei Millionen Mitgliedern spiegelten sich gesellschaftliche Debatten. "Dazu gehört, als demokratische Organisation auch kritische Diskussionen zu schwierigen Themen auszuhalten und respektvoll zu führen“.

Dagdelen stritt mit Gabriel über YPG

Die YPG hat viele Überschneidungen mit der auch in Deutschland verbotenen PKK, die türkische Regierung setzt sie mit der PKK gleich. YPG-Kämpfer haben aber mit Unterstützung des Westens maßgeblich dazu beigetragen, den IS in Syrien zurückzudrängen. Dagdelen hatte das Verbot der Fahne daher "heuchlerisch" genannt.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hatte sie vorgeworfen, er mache sich zum "Büttel" des türkischen Präsidenten Erdogan. In der Ankündigung ihres Vortrags beklagt sie auch, der Einfluss des türkischen Präsidenten und seiner AKP-Regierung reiche "längst bis nach Deutschland, wo sie Andersdenkende und Oppositionelle ausspionieren und verfolgen".

Dagdelen hat wegen Morddrohungen Personenschutz, der AD-Gründer Ramazan Akbas (Facebook-Selbstbeschreibung: "Verbaler Zerstörer") hat gerade geschrieben, er erhalte "Nullkommagarnix" an Drohungen. Die Partei gründete sich nach der Bundestagsresolution zum türkischen Völkermord an den Armeniern 2016. Bei der Bundestagswahl plakatierte die Partei Bilder von Erdogan mit einem türkischen Slogan und holte bundesweit 0,1 Prozent der Stimmen.

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