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CDU in Lübeck: Merz, Spahn, Kramp-Karrenbauer – Sieger des Schaurennens klar


Rennen um den CDU-Vorsitz
Der Harte, die Zarte – und Jens Spahn

Von Marc von Lüpke

Aktualisiert am 16.11.2018Lesedauer: 4 Min.
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Lübeck: Auf der ersten CDU-Regionalkonferenz stellten sich Friedrich Merz Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn (v. l.)den Fragen von CDU-Mitgliedern.Vergrößern des Bildes
Lübeck: Auf der ersten CDU-Regionalkonferenz stellten sich Friedrich Merz Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn (v. l.)den Fragen von CDU-Mitgliedern. (Quelle: dpa-bilder)

Die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz haben sich auf einer ersten Regionalkonferenz der Basis gestellt. Sie wollen unterschiedlich sein, müssen es sogar. Sind es aber kaum.

Der Sieger des Schaurennens in Lübeck ist klar. Zumindest wenn man die Herzlichkeit des Applauses bei der ersten Regionalkonferenz der CDU zum Maßstab nimmt. Es ist nicht Friedrich Merz, der verlorene Sohn. Auch nicht der amtierende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Ebenso wenig Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Generalsekretärin der Christdemokraten ein eher ausgleichendes Wesen innehat. Nein, es ist Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Wobei die CDU-Regionalkonferenz in der Hansestadt für ihn ein Heimspiel ist. Und er gar nicht für den CDU-Vorsitz kandidiert.

Das Bewerberfeld

Den Kampf um die Spitze der letzten deutschen Volkspartei tragen Kramp-Karrenbauer (56), Merz (63) und Spahn (38) unter sich aus. Wobei Kampf zu viel gesagt ist, zumindest an diesem Abend in Lübeck. Die Kandidaten wollen sich voneinander unterscheiden, es wäre sogar empfehlenswert, um die Wahl ihres Favoriten für die CDU-Mitglieder einfacher zu machen. Optisch zumindest sind die drei Aspiranten auch sehr unterschiedlich. Aber inhaltlich? Kaum. Innere und äußere Sicherheit, Digitalisierung und autonomes Fahren, die Beziehungen zu den USA und China: Wirklich unterscheidbar sind die Positionen der Kandidaten nicht geworden.

So gingen sie auch sehr vorsichtig miteinander um, Kritik und oder gar eine verbale Attacke innerhalb des Bewerberfeldes? Nicht wirklich. Nur einmal wurde Jens Spahn deutlich: Als die Rede darauf kam, wie Angela Merkel 2015 bei der CSU heftig für ihre Flüchtlingspolitik kritisiert wurde, entfuhr Spahn doch eine Spitze gegen Merz. Spahn hätte sich gewünscht, den damals in der Wirtschaft tätigen Merz, "da dabei gehabt" zu haben. Sonst aber herrschte wenig Zwietracht. Was wahrscheinlich auch der Stimmung abträglich gewesen wäre, zumindest die Parteimitglieder in Lübeck strahlten deutlich das Verlangen nach einer konstruktiven Debatte aus.

Der Beginn

Drei Stunden waren für die mit 800 Teilnehmern gut besuchte Regionalkonferenz angesetzt, bei der anfänglichen Vorstellung erhielt Friedrich Merz den größten Applaus, sogar unterbrochen von dem einen oder anderen Jubelpfiff. Was vielleicht auch an seiner Rückkehr auf die politische Bühne lag. Kramp-Karrenbauer folgte auf Platz zwei in der Gunst der Anwesenden. Gesundheitsminister Spahn erfreute sich hingegen eines zwar anhaltenden, aber doch vergleichsweise kurzen Applauses. Dazu sei bemerkt, dass der Auftritt im norddeutschen Lübeck weder für den Münsterländer Spahn, den Sauerländer Merz noch die Saarländerin Kramp-Karrenbauer ein Heimspiel war.

Trotzdem begeisterten alle drei Kandidaten mit ihren Reden den Saal. Den Anfang machte Kramp-Karrenbauer, die Reihenfolge wurde per Los ermittelt, die Redezeit auf zehn Minuten begrenzt. Die Generalsekretärin der CDU fand aufmunternde Worte, sprach von Zukunft, Herausforderungen und neuer Stärke, die die Partei finden müsse. Kramp-Karrenbauer leidet allerdings unter dem Handicap, dass sie stark von Angela Merkel gefördert worden ist. Nun darf sie weder als untreu noch als zu Merkel-nah gelten. Mit der Forderung die Flüchtlingskrise von 2015, ihren Ablauf und Folgen, genau zu bewerten, kam sie dieser Anforderung nach. Kramp-Karrenbauer argumentierte mit Gefühl und Versöhnlichkeit, ließ durchblicken, dass sie einen Kurs der Mitte fahren wolle.

Der nachfolgende Friedrich Merz zeigte sich bestens gelaunt. "Es macht richtig Spaß, wieder dabei zu sein", ließ er die Zuhörer wissen. Viele CDU-Mitglieder im Saal nahmen es lächelnd zu Kenntnis. Während Kramp-Karrenbauer konziliant auftrat, ist Merz ein Freund klarer Worte: "Die AfD zu halbieren", ist sein Ziel. Später am Abend erinnert er seine Parteifreunde an bessere Zeiten. 40 Prozent der Wählerstimmen, solche Wahlergebnisse will er wieder für die CDU holen. Einem befürchteten Rechtsruck unter seiner Führung erteilt Merz eine Absage, als Volkspartei werde die CDU "nicht nach links und nicht nach rechts" verschoben.

Jens Spahn ist der mit Abstand jüngste in der Bewerberrunde, was er seine Konkurrenz subtil wissen ließ. War sein Empfang zu Beginn der Veranstaltung noch etwas verhaltener, so macht er mit seiner Rede Boden gut. Spahn will weniger Streit in der Partei, dafür mehr Debatte, die allerdings zu Ergebnissen führen müsse. Wie Merz arbeitet sich auch Spahn an der AfD ab. Es liege in der Hand der CDU die Rechtspopulisten auch wieder verschwinden zu lassen. Im Vergleich zum sehr direkt auftretenden Merz und der eher versöhnlichen Kramp-Karrenbauer, befindet sich Spahn irgendwo in der Mitte. Was vielleicht erklärt, warum er beim anschließenden Applaus am schlechtesten abschnitt.

Gewinner nach Punkten

Den längsten Applaus erhielt Friedrich Merz, gefolgt von Kramp-Karrenbauer. Andere Journalisten sahen hingegen die Generalsekretärin vorn. Egal, es folgte schließlich noch die Fragerunde. Und dort spürte man sie, die vielfach beschworene Aufbruchstimmung in der CDU nach fast 20 Jahren Angela Merkel an der Spitze der Partei. Die Basis fragte und fragte, alle drei Aspiranten antworteten. Mehr oder weniger gleichförmig in ihrem Aussagegehalt. Aber darum ging es an diesem Abend auch nicht. Die oft als Kanzlerwahlverein titulierte CDU kehrt zurück zu einem inhaltlichen Diskurs. Der von Spahn, Merz und Kramp-Karrenbauer eingeforderte und versprochene Meinungsbildungsprozess in der Politik wurde so zumindest erahnbar.

Die Gretchenfrage

Lange wurde um den heißen Brei herum geredet, dann kam die alles entscheidende Frage: Wie halten es die drei potentiellen CDU-Chefs mit der Kanzlerschaft? Schließlich liegt die Frage nahe, wenn Angela Merkel diesen Posten freiwillig oder gezwungen in der näheren Zukunft aufgeben wird.


In die Falle, aus dem CDU-Vorsitz automatisch das Vorrecht auf die Kanzlerschaftskandidatur abzuleiten, beging keiner der drei. Die beste Antwort lieferte Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Partei verdiene es, dass sich ihr Vorsitz in erster Linie um sie kümmere.

Das Fazit

So ähnlich sich Merz, Spahn und Kramp-Karrenbauer auch waren, so groß ist das Bedürfnis nach Harmonie in der Partei. Wer auch immer den CDU-Vorsitz einnehmen wird, Daniel Günther stellte bereits zu Beginn der Veranstaltung klar: "Wir brauchen euch am Ende alle drei in verantwortungsvollen Positionen." Tosender Applaus folgte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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