AfD-Spitze über Luftraumverletzungen Kritik an Russland? Weidel und Chrupalla widersprechen sich

Russlands jüngste Luftraumverletzungen haben Differenzen zwischen den beiden AfD-Spitzen aufgezeigt. Weidel und Chrupalla sendeten sehr unterschiedliche Botschaften.
AfD-Chefin Alice Weidel hat nach Vorfällen im Nato-Luftraum mit für ihre Partei ungewöhnlich deutlichen Worten Russland zur Deeskalation aufgerufen. In der Bewertung der Luftraumverletzungen wurden zudem Differenzen zwischen ihr und ihrem Co-Chef Tino Chrupalla deutlich.
Russland hat zuletzt mit Luftraumverletzungen EU und Nato in hohe Alarmbereitschaft versetzt. Bei einem russischen Luftangriff auf die Ukraine drangen in der Nacht auf den 10. September eine große Zahl von Drohnen in den Luftraum Polens. Die polnische Luftwaffe und andere Nato-Verbündete schossen erstmals einige der Flugkörper ab. Auch Rumänien registrierte eine russische Drohne. Am vergangenen Freitag drangen dann drei russische Kampfjets etwa zwölf Minuten lang in den Luftraum Estlands ein.
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Weidel fordert klare Deeskalation
Sollte herauskommen, dass man es mit Luftraumverletzungen von russischer Seite zu tun habe, könne sie nur davor warnen, sagte Weidel auf Nachfrage vor Journalisten in Berlin. "Ich glaube, dass auch Russland dazu aufgerufen ist, sich deeskalierend zu verhalten und nicht noch zusätzlich den Nato-Luftraum zu verletzen und die Luftabwehrsysteme zu testen."
Sie warnte, dies hätte das Potenzial zu weiteren Eskalationen und würde auch das Verhältnis zwischen Russland und den USA nach den Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump nachhaltig beschädigen. "Irgendwo muss sich Putin auch irgendwann bewegen und davon haben wir leider bislang zu wenig gesehen." Man solle die Geduld von Trump nicht auf die Probe stellen und ihn nicht in seinen Friedensbemühungen das Gesicht verlieren lassen.
Chrupalla zweifelt an Bedrohung
Co-Vorsitzender Tino Chrupalla äußerte sich deutlich anders. Er relativierte die Bedrohung und stellte die Tragweite der Vorfälle in Frage. Man müsse sich anschauen, was 14 Tage nach den sogenannten Drohnenüberflügen noch übrig sei, sagte er. Viele Berichte beruhten auf "ungenauen Nachrichten und Faktenlagen". Er sprach von "Drohnen, die aus Styropor und Sperrholz zusammengeschustert waren", deren Reichweite bezweifelt werden müsse.
Bei dem Vorfall über Estland sei nicht mal klar, zu welchen Teilen dieser Luftraum gehöre. Man sehe eine Eskalation, die nicht gut sei für Europa. Die Europäer sollten sich an den Verhandlungstisch setzen um "endlich mit Russland ins Gespräch zu kommen".
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp