EU-Parlamentspräsident Martin Schulz rechnet laut dem "Spiegel" nicht mehr damit, Kanzlerkandidat der SPD zu werden. Das habe er noch vor Weihnachten gegenüber Genossen zu erkennen gegeben. Damit läuft jetzt alles auf Parteichef Sigmar Gabriel zu.
In den vergangenen Wochen hatte es in der SPD nach Informationen des Nachrichtenmagazins von verschiedener Seite Versuche gegeben, Schulz zu überreden, seine Kandidatur öffentlich zu erklären – und so einen Mitgliederentscheid über den Posten herbeizuführen.
Gabriel, der ebenfalls über eine Kandidatur nachdenkt, hatte angekündigt, dass es bei mehreren Bewerbern eine Urwahl geben solle.
Kampfkandidatur schreckt Schulz ab
Zwar sei es in der Partei ein offenes Geheimnis, dass Schulz gern Kanzlerkandidat werden würde. Allerdings schrecke er davor zurück, gegen Gabriel anzutreten, schreibt der "Spiegel".
Zuletzt hatten sich mehrere Spitzengenossen für Gabriel ausgesprochen, unter anderem die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr schleswig-holsteinischer Kollege Torsten Albig. Am Donnerstag sprach sich auch der im sogenannten Seeheimer Kreis zusammengeschlossene rechte SPD-Flügel für Gabriel aus.
Klärung bis Ende Januar
"Wir brauchen als Kanzlerkandidaten eine Kämpfernatur wie Gabriel, der die Unterschiede zwischen SPD und Union klar herausarbeitet", sagte Seeheimer-Sprecher Johannes Kahrs. "Deshalb bin ich dafür, dass er antritt", argumentierte Kahrs gegenüber dem Berliner "Tagesspiegel".
Die Zeitung hatte zuvor berichtet, die SPD-Führung wolle am 10. Januar bei einem vertraulichen Treffen in Nordrhein-Westfalen die Kandidatenfrage klären. Bei einer Klausur am 29. Januar soll sich der SPD-Vorstand dann mit der Personalentscheidung befassen.
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SPD schmiert ab, Merkel legt zu
Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die SPD derzeit nur noch bei 20 Prozent. Der am Mittwoch veröffentlichte "Stern-RTL-Wahltrend" ergab zudem, dass Merkel bei der Kanzlerpräferenz an Zustimmung gewann. Wenn der Regierungschef direkt gewählt würde, käme sie aktuell auf 52 Prozent, zwei Punkte mehr als in der Vorwoche. Für Gabriel würden sich demnach nur 13 Prozent entscheiden.