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Tagesanbruch: Drohnenangriff in Saudi-Arabien – steigende Ölpreise?


Was heute wichtig ist
Die Nerven liegen blank

  • Peter Schink
MeinungVon Peter Schink

Aktualisiert am 16.09.2019Lesedauer: 5 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Drohnen-Angriff in Saudi-Arabien: Die brennende Raffinerie.Vergrößern des Bildes
Drohnen-Angriff in Saudi-Arabien: Die brennende Raffinerie. (Quelle: ap-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages, heute in Stellvertretung für Florian Harms:

WAS WAR?

Dem Aufsteiger Union Berlin wird ja nachgesagt, besonders engagierte Fans zu haben. Die demonstrierten am Samstag in ihrem Stadion, der Alten Försterei, mit einem ganz besonderen Banner: "Kein Stadionverbot fürs Geschlecht. Fan sein ist ein Menschenrecht. R.I.P. Sahar Khodayari!" Die Solidarität galt einer jungen Frau, die am Montag in Teheran gestorben war. Sie hatte sich selbst angezündet, weil sie wegen eines verbotenen Stadionbesuchs vor Gericht stand. Denn im Iran ist Frauen seit der Revolution im Jahr 1979 der Besuch von Männer-Fußballspielen verboten. Seit ihrem Tod wird dort nun wieder über dieses Verbot diskutiert. Vor allem junge Iraner werfen der Regierung vor, Schuld am Tod der 29-Jährigen zu sein.

Und dann ist da die große Weltpolitik. In Saudi-Arabien brennt seit Samstag die größte Ölraffinerie des Landes. Mehr als die Hälfte der Ölproduktion ist lahmgelegt, zwischen fünf bis sechs Prozent der weltweiten Kapazitäten fallen aus. Wenn am Montag die Börsen öffnen, erwarten Experten einen deutlichen Anstieg des Ölpreises, um fünf bis zehn Dollar pro Barrel. Und die Huthi-Rebellen im Jemen verkünden stolz, sie hätten den Anschlag mithilfe von zehn Drohnen ausgeführt.

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Ob der Militärschlag tatsächlich aus dem Jemen ausgeführt wurde, ist unklar. Die US-Regierung spricht von 19 Einschlägen: Es gebe Hinweise, dass die Geschosse aus west-nordwestlicher Richtung, also aus Richtung Iran, gekommen seien. Mit zehn Drohnen könne man einen solchen Angriff nicht ausführen. Der US-Präsident warnte nun, die USA seien zu einem Vergeltungsschlag bereit.

So oder so: Da spielt jemand nicht nur sprichwörtlich mit dem Feuer. Und die US-Regierung macht deutlich, wen sie für verantwortlich hält: US-Außenminister Mike Pompeo schrieb auf Twitter, "trotz aller Forderungen nach Deeskalation" habe der Iran einen "beispiellosen Angriff auf die weltweite Energieversorgung" ausgeführt.

Wiederholte Angriffe auf Schiffe in der Straße von Hormus, der Abschuss einer US-Drohne, Verstöße gegen das US-Embargo, wiederholte Angriffe auf saudische Ölanlagen. Jetzt der Angriff auf das Herz der saudischen Ölproduktion. Das war mehr als nur ein Nadelstich. Es ist ein Militärschlag mit enormen Auswirkungen. Die USA haben in der Vergangenheit schon weniger Gründe für einen Krieg benötigt.

Doch es gibt viele "aber": US-Präsident Donald Trump hat seinen Anhängern versprochen, US-Soldaten nach Hause zu holen. Innenpolitisch hat er keine Mehrheit für einen Krieg, außenpolitisch fehlen ihm ebenfalls die Verbündeten. Ihm bleibt die Drohung einer begrenzten militärischen Antwort. Die will er ja vor wenigen Wochen nur Minuten vorher abgesagt haben.

Recht viel mehr Drohung geht kaum. Bevor Worten dann irgendwann Taten folgen.

Was allerdings allen Seiten fehlt, ist ein Plan. Im Iran hat offenbar niemand ein Konzept, wie man das Land aus der Krise führen und die USA zur Aufgabe der Sanktionen bewegen kann. Die US-Regierung weiß nicht, wie sie auf die Provokationen reagieren soll. Und Initiativen wie die von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beim G7-Gipfel vor wenigen Wochen werden durch die Ereignisse überholt. Nicht einmal die angedachte EU-Agentur, die europäischen Unternehmen Geschäfte mit dem Iran trotz US-Sanktionen ermöglichen soll, ist bis jetzt aktiv geworden.

Durch den Angriff vom Samstag könnte sich US-Präsident Trump zum Handeln genötigt sehen. Die Nerven liegen blank, auf allen Seiten. Das ist das größte Risiko für eine Eskalation am Persischen Golf.


WAS STEHT AN?

Die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt geht noch bis zum 22. September weiter. Eine quälend lange Woche noch. So schlecht wie in diesem Jahr ging es der Automobilmesse noch nie. Der Präsident des Automobilverbandes tritt zum Ausstellungsbeginn zurück, Umweltaktivisten blockieren die Eingänge, der Frankfurter Oberbürgermeister hält seine traditionelle Rede nicht, VW soll auch die Euro-6-Diesel manipuliert haben, Audi werden Zwangsgelder angedroht.

Für einen Abgesang auf die deutsche Automobilbranche ist kein Platz. Bitte nicht vergessen: Hier arbeiten rund 800.000 von insgesamt knapp 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland. Also rund zwei Prozent der arbeitenden Bevölkerung. Hat die Automobilindustrie einen Schnupfen, bekommt ganz Deutschland eine Erkältung. Auf der IAA spürt man den stürmischen Wind, der der Branche entgegenweht.


Da würden gute Rahmenbedingungen helfen, um den Wandel zu bewerkstelligen. Die könnte die Bundesregierung am Freitag schaffen, wenn sie die Ergebnisse des Klimakabinetts präsentiert. Durchgesickert sind am Wochenende reichlich viele Details, darunter: eine Millionen E-Ladesäulen bis 2025, Steuervorteile für E-Auto-Besitzer, höhere Kaufprämien für E-Autos, Fördergelder für die Wasserstoff-Forschung. Ob es am Ende reicht, dass die deutsche Automobilbranche zurück in die Spur kommt? Ich habe da so meine Zweifel. Rahmenbedingungen sind das eine. Den fehlenden Innovationswillen der vergangenen Jahre wird das nicht ausgleichen.


Kaum zu helfen ist auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson. Der trifft in Luxemburg EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zum Mittagessen, um ... ach ja, Nachbesserungen beim Brexit zu erreichen. Für 15:15 Uhr ist eine Pressekonferenz angesetzt. Ich bin mir fast sicher, es wird nicht viel Substanzielles zu berichten geben.


Mehr Details will am Vormittag die Deutsche Bahn zu einem neuen Großprojekt veröffentlichen. Die will einen Fernbahnhof unter dem Frankfurter Hauptbahnhof bauen, um das bestehende Schienennetz zu entlasten. Wer das Chaos kennt, das der alte Sackbahnhof verursacht, wird die Idee prinzipiell gut finden. Und dann sofort an Stuttgart 21 denken. Möge die Bahn diesmal mehr Fingerspitzengefühl haben.


WAS LESEN?

460 Tonnen Blei sind nach Recherchen der New York Times beim Brand der Pariser Kathedrale Notre Dame freigesetzt worden. Niemand hat die Bevölkerung gewarnt, keiner hat bislang die Folgen für die Bevölkerung untersucht. Selbst die Säuberungsarbeiten kamen viel zu spät. Die Spätfolgen sind kaum abzusehen, berichten die Autoren.

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Erinnern Sie sich noch an Kobane? Die Stadt im Norden Syriens wurde zum Symbol im Kampf gegen den Islamischen Staat. Heute hat die Welt Kobane vergessen. Mein Kollege David Ruch hat einen Arzt und Sozialarbeiter aus Mainz interviewt, der versucht, in der kurdischen Stadt zu helfen.

Die Globalisierung treibt uns alle um. Chinas Bedarf an Eseln hat in Afrika zu einer für viele Menschen bedrohlichen Situation geführt. Ihre Existenz ist bedroht, weil der Esel-Diebstahl um sich greift. Die Kollegen der NZZ haben eine unfassbare Geschichte aufgeschrieben.


DIE GUTE NACHRICHT

Als Feyenoord Rotterdam am Wochenende gegen ADO Den Haag spielte, gab es in der zwölften Minute einen besonderen Angriff. Nicht zum ersten Mal. Ziel waren die jungen Patienten eines benachbarten Kinderkrankenhauses. Sehen Sie selbst.


WAS AMÜSIERT MICH?

Haben Sie am Freitagmittag als einer der ersten das neue iPhone vorbestellt? Nicht? Sie finden, es ist das Geld nicht wert? Sowieso nicht innovativ? Irgendwie sieht es ja auch etwas merkwürdig aus.

Morgen schreibt mein Kollege Florian Wichert an dieser Stelle. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen guten Wochenstart.

Ihr

Peter Schink
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @peterschink

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