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HomePolitikTagesanbruch

Tagesanbruch – Frauen bekommen weniger Rente: Zeit für Gerechtigkeit


Was heute wichtig ist
Es mangelt an Gerechtigkeit

  • Peter Schink
MeinungVon Peter Schink

Aktualisiert am 18.09.2019Lesedauer: 5 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Zeit für Kinder? Nur gegen Rentenabschläge.Vergrößern des Bildes
Zeit für Kinder? Nur gegen Rentenabschläge. (Quelle: imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages, heute in Stellvertretung für Florian Harms:

WAS WAR?

Es sind manchmal kleine Nachrichten, die beim näheren Hinsehen so klein nicht sind. Es geht um die Rente. Also um das Geld, das im Alter unser Einkommen sichert. Das auch ein Stück weit Belohnung für unsere Lebensleistung ist.

Forscher der Universitäten Mannheim und Tilburg veröffentlichten gestern eine Studie, die eine bekannte Ungerechtigkeit in Zahlen fasst: Frauen bekommen in Deutschland etwa ein Viertel weniger Rente als Männer. Oder anders ausgedrückt: Frauen, die mit 67 Jahren in Rente gehen wollen, haben monatlich 411 Euro weniger auf dem Konto. Die Hälfte der Gesellschaft.

Das ist an sich nicht neu. Neu ist, dass die Wissenschaftler herausgefunden haben, dass die Ungerechtigkeit erst im Alter von 30 bis 35 Jahren beginnt. Bis zu diesem Alter zahlen Männer und Frauen noch etwa gleich viel in die Rentenkasse ein.

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Und nach dieser Altersgrenze? Nach der Studie sind Kinder Hauptgrund für die Rentenungerechtigkeit. Denn viele Frauen verzichten zugunsten der Familie auf ihr Einkommen – gehen in Teilzeit und nehmen schlechter bezahlte Jobs an. Dann geht die Rentenschere auseinander.


Heißt? Die Grünen hatten gestern schnell eine einfache Forderung parat. Es sei vordringlich, die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben zu verbessern, sagte die frauenpolitische Sprecherin Ulle Schauws. Natürlich. Es fehlt es in vielen Firmen an Teilzeitmodellen, Kitas schließen (gerade im Westen) oft zu früh am Nachmittag und Kinder sind manches Mal ein Karrierekiller.

Aber die Forderung der Grünen trifft nicht den Punkt. Denn die Rentengerechtigkeit stellt der Staat her. Zeit für Familie muss uns allen das Geld der Rentenkasse wert sein.

Der Gesetzgeber sieht das übrigens genau so. Er trägt der kürzeren Lebensarbeitszeit von Eltern Rechnung, indem es für jedes Kind drei Rentenpunkte Bonus in der gesetzlichen Rente gibt. Umgerechnet derzeit 93 Euro. In der Regel kommen diese Punkte den Frauen zu Gute. Heißt: Die Rentenkasse versucht auszugleichen, dass Menschen mit Kindern weniger arbeiten. Nur fällt dieser Ausgleich zu gering aus – wie die Studie zeigt, deutlich zu gering.

Die Koalition konnte sich gerade einmal durchringen, die Rente für Mütter mit vor 1992 geborenen Kindern anzugleichen. Eine wirkliche Besserstellung von Eltern? Bislang Fehlanzeige. Es wird Zeit, diese Gerechtigkeitslücke endlich zu schließen.


WAS STEHT AN?

Gerechtigkeit ist ein Thema, das bei den Sondierungsgesprächen in Brandenburg und Sachsen im Raum steht, wie ein unsichtbarer Elefant. Es war das Thema der Landtagswahlen. In Potsdam will die SPD am heutigen Mittwoch abschließende Gespräche führen, am Donnerstagabend soll deren Landesvorstand ein Ergebnis diskutieren.

Klar ist: Die AfD soll nicht mitregieren. Da sind sich alle sondierenden Parteien einig. Zugleich will man die Sorgen der Menschen ernst nehmen. Die Grünen loben deshalb, man habe sehr "in die Tiefe" mit der SPD verhandelt. Doch zugleich ist bei den vielen Details noch nicht zu erkennen, wie man im Land das Wahlergebnis in politische Handlungen gießen will. Streitpunkte gibt es genug: Die SPD will ein Abschiebegefängnis durchsetzen, in der Lausitz geht es um die Laufzeit des Braunkohle-Abbaus, die Grünen wollen die Agrarwende forcieren. Und die Linke ist immer noch nicht sicher, ob sie nach ihrem Wahldesaster nicht in der Opposition besser aufgehoben wäre.

Das ist bis hierhin ein völlig normaler politischer Prozess bei einer Koalitionsbildung. Irgendwann muss dann das Chaos der Verhandlungen einem klaren Ergebnis weichen. Ich wünsche Brandenburgs und Sachsens Sondierern, dass sie am Ende nicht nur alle Themen und Personalfragen abgearbeitet haben. Sondern genug Empathie mitbringen, um die Stimmung der Wahl in eine politische Vision für beide Bundesländer umzumünzen. Es braucht kreative und mutige Ideen, um möglichst viele Menschen im Land mitzunehmen.


Im Kanzleramt tagt das Kabinett. Das Programm verspricht zunächst nichts Ungewöhnliches, es geht um Themen wie Vergleichsmieten, Sozialbeiträge für Paketboten und digitale Krankmeldungen. Doch die Weltpolitik drängt auch auf die Agenda im Berliner Regierungsviertel. Auf Drängen der Union wird wohl beschlossen, den Anti-IS-Einsatz der Bundeswehr in Jordanien um weitere fünf Monate zu verlängern.

Zeitlich passend zum Kabinettsbeschluss besuchte am Dienstag der jordanische König Abdullah II. die Hauptstadt. Auf der anschließenden Pressekonferenz sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel gleich eine Vielzahl von Nahost-Themen an, die in den nächsten Wochen und Monaten noch wichtig werden. Erstens: Deutschland werde Jordanien weitergehend unterstützen, vor allem bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Zweitens: Deutschland hoffe weiterhin auf eine Zwei-Staaten-Lösung in Israel – eine Reaktion auf die Pläne von Israels Premier Benjamin Netanjahu, das Jordantal zu annektieren. Drittens: Waffenexporte nach Saudi-Arabien werde es nicht geben – womit sie entsprechenden Diskussionen in ihrer eigenen Partei ein Ende macht. Und viertens: Sie setze im Falle der Angriffe auf Saudi-Arabien auf eine diplomatische Lösung. "Auch wenn es im Moment sehr schwierig aussieht." An Deutlichkeit und klarer Kante mangelt es der Kanzlerin im Nahen Osten nicht. Gegen einen solchen diplomatischen Antritt wirken die die Tweets von US-Präsident Donald Trump wie ein hilfloses und wirres Geschwafel.


Eines scheint an diesem Morgen schon sicher: In Israel wird es eine schwierige Regierungsbildung geben. Der politische Block von Premierminister Benjamin Netanjahu hat seine Mehrheit verloren. Seine Gegner um Benny Gantz haben jedoch ebenfalls nicht die Mehrheit der Sitze in der Knesset gewonnen.

Nun werden also beide neue Koalitionspartner suchen müssen. Ausweg könnte eine Große Koalition sein. Gantz hatte wegen Korruptionsvorwürfen gegen Netanjahu eine Regierung unter seiner Beteiligung ausgeschlossen.

Das Ergebnis ist also völlig offen. Die vielen innenpolitischen Probleme des Landes dulden allerdings wenig Aufschub.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

Die Stellungnahmen des politischen Berlins zum Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien sind derzeit bemerkenswert klar. Mein Kollege Patrick Diekmann hat zusammengefasst, was an Aussagen am gestrigen Dienstag zu erhalten war. In den Fokus gerät vor allem die Rolle Deutschlands im UN-Sicherheitsrat.

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Große Anakondas im Wasser zu filmen, ist äußerst schwierig. Denn die Gewässer in den Tropen Südamerikas, in denen die größten Schlangen der Welt zu Hause sind, sind vorwiegend trüb. Doch in den Flüssen rund um die brasilianische Stadt Bonito herrschen ideale Bedingungen: klares Wasser und große Anakondas. Zwei Tauchern ist es gelungen, eine sieben Meter lange Anakonda zu filmen. Dabei entstanden spektakuläre Aufnahmen einer außergewöhnlichen Begegnung.


DIE GUTE NACHRICHT

Es ist wirklich so. Jetzt sogar erwiesenermaßen. Die Leserinnen und Leser von t-online.de sind unfassbar schlau. Bereits zum zweiten Mal trat gestern Quizkönig Sebastian Klussmann mit einem Quiz gegen t-online.de an. Und alle gemeinsam kommen bei 15 Fragen auf durchschnittlich 7,2 richtig beantwortete. Gratulation. Falls noch nicht geschehen, beantworten Sie das doch mal: Welche architektonische Stilrichtung hat auch im Nachkriegsdeutschland sichtbare Spuren hinterlassen?


WAS AMÜSIERT MICH?

Vorschläge für einen nachhaltigen Klimaschutz gibt es ja viele. Dieser wirkt.

Morgen schreibt Florian Harms an dieser Stelle. Bis dahin wünsche ich uns allen einen friedlichen Mittwoch.

Ihr

Peter Schink
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @peterschink

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