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Tagesanbruch: Kampf gegen das Coronavirus – die Großstädte entscheiden


Was heute wichtig ist
Hier entscheidet sich der Kampf gegen das Virus

MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 09.10.2020Lesedauer: 8 Min.
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Die Museumsinsel in Berlin.Vergrößern des Bildes
Die Museumsinsel in Berlin. (Quelle: T-Online-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages – heute von mir als Stellvertreter von Florian Harms:

WAS WAR?

Für gewöhnlich tobt hier der Tourismus.

Berlin Mitte. Museumsinsel. Der Berliner Dom. Zwei Straßen weiter: der Antik- und Buchmarkt, der am Wochenende zum Schlendern und Stöbern einlädt. Das wunderbare asiatische Restaurant "Jolly", bei dem Sie eine Pekingente für drei bis vier Personen ohne Vorbestellung bekommen. Die Spree. Das berühmte Pergamon-Museum. Und gegenüber: ein gelbes Mehrfamilienhaus am Kupfergraben, das rund um die Uhr von Polizisten bewacht wird.

Hier in dem gelben Altbau wohnt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem Ehemann Joachim Sauer.

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Das Problem: Heute tobt hier nicht mehr der Tourismus, sondern das Coronavirus.

Seit gestern Abend ist ganz Berlin Risikogebiet. Die 7-Tage-Inzidenz der Hauptstadt beträgt laut aktuellem Corona-Lagebericht der Berliner Gesundheitsverwaltung 52,8. Die Grenze von 50 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche wurde damit überschritten. 498 neue bestätigte Corona-Fälle allein am gestrigen Donnerstag: Das ist der stärkste Anstieg seit Beginn der Pandemie.

Kanzlerin Merkel wohnt nicht nur mitten im Risikogebiet – sie rückt auch wieder in den Mittelpunkt des Geschehens.


WAS STEHT AN?

Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie berät die Kanzlerin heute ab 12.30 Uhr mit den Verantwortlichen der elf größten deutschen Städte über die Lage. Also nicht wie gewöhnlich mit den Ministerpräsidenten der Länder. An der heutigen Videokonferenz werden die Oberbürgermeister und Bürgermeister von Berlin, Hamburg, Bremen, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Leipzig und Stuttgart teilnehmen.

Warum?

Weil sich immer deutlicher abzeichnet, dass hier der Kampf gegen Corona entschieden wird. Hier in den Großstädten, wo viele Menschen auf engem Raum wohnen. Wo es Cafés und Bars gibt. Wo viele Menschen zusammenkommen. Und wo es genug Leute gibt, die sich nicht vom gemeinsamen Feiern, Trinken oder zumindest Zusammenkommen abhalten lassen.

In Berlin werden der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Virologe Christian Drosten zunächst um 9.30 Uhr auf einer Pressekonferenz die Situation bewerten. Wie in Frankfurt gilt auch in Berlin ab Samstag eine Sperrstunde. Restaurants, Kneipen und Bars müssen zwischen 23 und 6 Uhr schließen. Dann ist Schluss mit lustig.

Nachdem insbesondere zu Beginn der Pandemie kleinere Orte wie Heinsberg oder Gütersloh für Ausbrüche standen, haben sich die Probleme längst in die Großstädte verlagert. Ein Phänomen, das im europäischen Ausland noch viel deutlicher wird.

  • In Madrid gibt es wöchentlich mehr als 700 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohnern – der mit Abstand höchste Wert in der EU.
  • Paris vermeldet 270 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
  • Erst gestern Abend hat die Zahl neu gemeldeter Corona-Fälle in Österreich erstmals die Spitzenwerte aus der Hochphase der Pandemie im Frühjahr überstiegen. Auch hier fallen von 1.209 Neuinfektionen binnen 24 Stunden allein 613 auf die Hauptstadt Wien.

Was tun also gegen rasant ansteigende Infektionszahlen und Inzidenz-Werte in den Großstädten?

Einen Weg zur Eindämmung hat unser Reporter Patrick Mayer in München skizziert. Mit strenger Maskenpflicht zum Teil auch auf öffentlichen Plätzen, mit Bußgeldern, patrouillierenden Polizisten, Kontrollen und Alkoholverbot. Selbst ein Polizeihubschrauber kam über der Isarvorstadt zum Einsatz. Sogenannte USK-Einheiten, also Spezialkräfte der bayerischen Polizei mit Sonderaufgaben (Unterstützungskommando) in Vollmontur und Mannschaftsstärke räumten die Party-Hotspots am Baldeplatz an der Isar und am Gärtnerplatz. Auch wenn es Ärger mit Umweltschützern gibt und der Kampf gegen das Virus auch in München seine Tücken hat – zumindest genießt er Priorität.

Sind Sperrstunden und Alkoholverbot also der Schlüssel, um die Lage in den Großstädten in den Griff zu bekommen? Auf der einen Seite treffen die Regeln womöglich mit den ohnehin gebeutelten Bar- und Café-Betreibern die Falschen. Wer trinkfreudig ist, braucht nicht zwangsläufig eine Bar – oder trifft sich eben früher. Das Virus verbreitet sich schließlich nicht nur nachts, wie meine Kollegin Camilla Kohrs kommentiert. Auf der anderen Seite schränkt eine Sperrstunde die Möglichkeiten für größere Zusammenkünfte doch ein.

Oder hilft nur eine Beschränkung bei privaten Feiern? SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach würde diese auf maximal 25 Leute begrenzen. Mehr Personen an einem Fleck? "Das sollte aus meiner Sicht nicht nur eine Empfehlung, sondern ein ganz klares Verbot sein und das müsste auch kontrolliert und bestraft werden", sagte er im Interview mit Camilla Kohrs. Von dem Hin und Her der Bundesländer beim Beherbergungsverbot hält er nichts. "Zum Teil zählt Neukölln als einzelner Bezirk, zum Teil Berlin als ganze Stadt. Wenn man aus einem Hotspot in Bayern kommt, zählt das bei einer Übernachtung in Bayern nicht als Hotspot. Das ist absurd und eine ideale Vorbereitung für die ZDF-Heute-Show", so Lauterbach.

Kanzlerin Merkel möchte sich laut Regierungssprecher heute bei den Bürgermeistern erst mal "über die Corona-Lage und die vor Ort eingeleiteten Maßnahmen informieren". Das klingt zunächst passiv, ergibt aber Sinn.

Nachdem die Kanzlerin insbesondere zu Beginn der Pandemie als Krisenmanagerin prominent in Erscheinung getreten ist und allein mit ihrer Fernsehansprache Sicherheit und Vertrauen vermittelt hat, ist sie in den vergangenen Monaten zwar grundsätzlich präsent geblieben, aber doch ohne große Inszenierung oder besonders scharfe Ansagen ausgekommen.

Während sich insbesondere die möglichen Bewerber auf die Kanzlerkandidatur der Union, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und das bayerische Landesoberhaupt Markus Söder, vor jede Kamera stellen und gern deutlich werden, operiert Angela Merkel oftmals im Hintergrund. Sie weiß: Wenn die Zahlen weiter ansteigen, gibt es noch einen Joker – eine erneute Ansprache der Kanzlerin an die Bevölkerung, um an die Vernunft zu appellieren. Ähnlich wie es ihr im März zu Beginn von Pandemie und Lockdown gelang. Dafür braucht es allerdings den richtigen Zeitpunkt. Kommt eine Ansprache zu früh, verpufft sie möglicherweise.

Der Kampf gegen Corona, die zweite Welle und einen möglichen Lockdown: Er wird eben hier entschieden. In den Großstädten. Und in Berlin Mitte, wo die Kanzlerin wohnt und sich ihr Pulver an einigen Stellen vielleicht auch aufspart – um zur rechten Zeit einen Akzent setzen zu können.


Er ist die renommierteste politische Auszeichnung der Erde – und diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950 000 Euro) dotiert: der Friedensnobelpreis. Heute um 11 Uhr wird das norwegische Nobelkomitee in Oslo den Gewinner bekannt geben. Ein gut gehütetes Geheimnis zum einen – und zum anderen immer mal wieder eine Überraschung.

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So wie im vergangenen Jahr, als Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed gewann und für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt wurde.

Diesmal im Rennen: 318 nominierte Kandidaten, darunter 211 Persönlichkeiten und 107 Organisationen. Wettanbieter zählen unter anderen die Weltgesundheitsorganisation WHO und Klimaaktivistin Greta Thunberg zu den Favoriten. Experten mutmaßen, dass der Preis diesmal auch an Journalistenorganisationen oder an junge Aktivisten etwa in Hongkong gehen könnte.


Der Bundesrat will ab 9.30 Uhr über eine Reform der Kfz-Steuer und eine Milliardenspritze des Bundes für Krankenhäuser abstimmen. Die höhere Steuer für Autos mit hohem Spritverbrauch ab 2021 soll die Bürger dazu bringen, sparsamere Wagen zu kaufen.


Genau vor einem Jahr war der rechtsterroristische Anschlag in Halle – am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Um 12.01 Uhr fielen damals die ersten Schüsse. Deshalb wird heute mit Veranstaltungen, Gebeten und Kränzen der Opfer gedacht. Dazu werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erwartet. Ab 12.01 Uhr hält die Stadt für drei Minuten inne.


In Berlin, Brandenburg und Bayern gibt es erneut massive Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr. Die Gewerkschaft Verdi hat zu Warnstreiks aufgerufen.


Musik-Legende und Ex-Beatle John Lennon wäre am heutigen Freitag 80 Jahre alt geworden. Tatsächlich wurde der gebürtige Liverpooler nur 40, nachdem er am 8. Dezember 1980 vor seinem Wohngebäude am New Yorker Central Park erschossen wurde. Zu seinen Ehren soll heute die Spitze des New Yorker Empire State Buildings blau leuchten. In der Nacht war bereits ein Friedenszeichen an dem Gebäude zu sehen. Falls Sie jetzt auch John Lennons größten Erfolg "Imagine" im Ohr haben, können Sie ihn hier hören.


Sein Vater ist mit sieben Titeln bis heute der Rekordweltmeister der Formel 1. Eine Motorsportlegende, die sich seit ihrem schlimmen Skiunfall vor knapp sieben Jahren jenseits der Öffentlichkeit mit schweren Kopfverletzungen in der Reha befindet. Heute um 11 Uhr geht für Mick Schumacher im ersten Freien Training zum Rennen auf dem Nürburgring ein Traum in Erfüllung. Er feiert sein Formel-1-Debüt an einem Grand-Prix-Wochenende und steuert in der ersten eineinhalbstündigen Einheit in der Eifel einen Alfa Romeo. Mick Schumacher ist der Führende in der Formel 2 und bekommt das Cockpit des Italieners Antonio Giovinazzi. Er hofft auf seine Formel-1-Beförderung und ist ein Kandidat für einen festen Platz bei Alfa Romeo im Jahr 2021.

Die spannende Frage: Passt Mick in die riesigen Fußstapfen seines Vaters? Der frühere Mercedes-Sportchef Norbert Haug kennt beide und hat bei RTL gesagt: "Es ist viel zu früh, um von Titeln in der Formel 1 zu sprechen – aber wenn ich heute eine Einschätzung machen sollte: Ich traue ihm eine große Karriere in der Formel 1 zu." Das klingt zumindest mal vielversprechend.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

Noch immer sind nicht alle Warnzeichen bekannt, die auf eine Infektion mit dem Coronavirus hindeuten – und das ist ein Problem. Bei älteren und chronisch kranken Menschen nimmt eine Infektion häufiger einen schweren Verlauf, weshalb eine frühe Diagnose eigentlich umso wichtiger ist. Aber wie, wenn die Warnzeichen nicht zu identifizieren sind? Immerhin: Eine Studie aus Großbritannien zeigt nun, dass bei gebrechlichen, alten Menschen auch ein oft übersehenes Symptom auftreten kann. Welches das ist, das erklärt meine Kollegin Melanie Weiner hier.


Es ist nur eine Liste. Doch sie könnte für einige Unruhe in Burschenschaften sorgen. Denn diese Liste zählt Hitlergrüße und Angriffe, antisemitische Literatur und Beleidigungen auf. Machenschaften, die auf Burschenschaften zurückgehen. In mindestens 19 Fällen haben deutsche Polizeibehörden in den vergangenen fünf Jahren aufgrund rechter Straftaten gegen Mitglieder ermittelt, wie meine Kollegen Jonas Müller-Töwe und Lars Wienand berichten. Mehrere Burschenschaften werden namentlich erwähnt, manche sogar mehrfach.


Es ist eine vernünftige Entscheidung, das kommende TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden virtuell abzuhalten, schreibt unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold. Schließlich hat der US-Präsident das Coronavirus. Das Weiße Haus liefert keine verlässlichen Informationen, wann und wie schwer sich Trump infiziert hat. Nicht einverstanden damit ist Trump selbst, der den Termin zunächst absagte – und jetzt erneut auf eine Debatte in Anwesenheit der Kandidaten drängt. Virtuell wolle er nicht. Und das hat natürlich einen Grund.


Das Laubhüttenfest ist ein freudiges. Synagogen sind erfüllt mit Geselligkeit, Musik und Gesang. Doch Freud und Leid liegen bekanntlich eng beieinander, wie unsere Kolumnistin Lamya Kaddor schreibt. Denn zu diesem Fest schockierte vor wenigen Tagen eine schlimme Gewalttat die jüdische Gemeinde in Deutschland: Vor einer Hamburger Synagoge wurde ein junger Mann von einem Angreifer mit Hakenkreuz-Zettel in der Hosentasche attackiert. Mit einem Spaten. Die Debatte um Antisemitismus in Deutschland ist neu entfacht und unsere Kolumnistin erklärt, wie man damit am besten umgeht. Sie sagt: "Das geistige Umfeld für Attentäter muss ausgetrocknet werden."


WAS AMÜSIERT MICH?

Falsch verstanden?

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag. Morgen lesen und hören Sie meinen Kollegen Peter Schink im Tagesanbruch am Wochenende mit Marc Krüger.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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