Forscher: "Müllsuppe" Mittelmeer in 40 Jahren tot
Mission "Mittelmeer in Gefahr": Französische Forscher wollen die rund 290 Milliarden Mikro-Abfallteile, die im Meer schwimmen, jetzt genauer unter die Lupe nehmen. Es sei höchste Zeit zum Handeln: "Wenn die Verschmutzung im gegenwärtigen Tempo weitergeht, ist das Mittelmeer in 30 bis 40 Jahren tot."
Die Wissenschaftler werden Ende Juli mit einem Segelboot drei Wochen lang unterwegs sein - in einem Gebiet zwischen dem ligurischen Meer vor der italienischen Küste und der französischen Côte d'Azur.
Unterstützt von freiwilligen Helfern werden sie regelmäßig Wasserproben entnehmen. Damit könne der Anteil von Müll-Teilchen pro Quadratmeter gemessen werden, erläutert Expeditionschef Bruno Dumontet.
Meeresströmung verteilt Dreck
Helfen soll dabei auch die Auswertung von Satellitenbildern, mit deren Hilfe Meeresströmungen analysiert werden, die den Müll im Meer verteilen. Die Strömungen spielten aber auch eine große Rolle.
So werde der Müll fortgeschwemmt und löse sich im Laufe der Zeit in winzige Teilchen auf. Diese landeten in der Lebensmittelkette - und damit etwa über Fisch auf unseren Tellern. "Letztlich essen wir unsere eigenen Mülltüten auf", meint Gabriel Gorsky vom Meeres-Observatorium im südfranzösischen Villefranche-sur-Mer, das die Mission koordiniert.
Mittelmeer ist eine "Müllsuppe"
Bei zwei ähnlichen Einsätzen hatten Wissenschaftler in den Jahren 2010 und 2011 bereits herausgefunden, dass die "Müllsuppe" im Mittelmeer insgesamt konzentrierter ist als in Atlantik und Pazifik.
Nach der neuen Mission wollen sie nun eine Karte über die Müllbelastung des Mittelmeers erstellen. Sie soll beispielsweise den Kommunen an der Küste ein effizienteres Vorgehen gegen die zunehmende Verschmutzung ermöglichen.
Besonders stark sei die Verschmutzung naturgemäß in der Nähe größerer Städte oder bei Flussmündungen, erläutert Gorsky. Das gelte auch für die südlichen Mittelmeerküsten, sagte Expeditionschef Dumontet, der erst kürzlich in Algerien war.
Im Golf von Bejaia etwa hätten die Fischer je zur Hälfte Fische und Müll in ihren Netzen. Die Aktion "Mittelmeer in Gefahr" hat daher ein Ausbildungsprogramm für die südlichen Anrainerstaaten initiiert.