Brauer greift nach der Wiesn-Macht Jetzt tobt der Bier-Krieg auf dem Oktoberfest

Zwischen zwei Münchner Brauereien brodelt es. Der Giesinger-Chef greift Hacker-Pschorr öffentlich an. Es geht um Wasser, Vorschriften – und den Traum vom eigenen Zelt auf dem Oktoberfest.
Das Münchener Oktoberfest endet mit einem lauten Streit. Natürlich geht es dabei ums Bier. Der Chef der Giesinger Brauerei, Steffen Marx, erhebt schwere Vorwürfe gegen Hacker-Pschorr. Der Traditionsbrauer soll für sein Wiesn-Bier Leitungswasser verwenden – und damit gegen die Vorschriften für Oktoberfestbier verstoßen haben. Hacker-Pschorr weist die Anschuldigungen entschieden zurück.
Alles fing am 4. September an. Damals stellte die Brauerei Hacker-Pschorr im Seehaus im Englischen Garten ihr Wiesn-Bier vor. Braumeister Maximilian Mirlach hatte das Publikum auf einen "Rundflug durch Oberbayern" geführt – und sprach über das Wasser, das "aus dem Mangfalltal" komme. Für die meisten klingt das harmlos, doch bei einem Zuhörer schrillten die Alarmglocken: Steffen Marx. Denn nach den Regeln des Oktoberfestes darf dort nur Bier mit Münchner Tiefbrunnenwasser gebraut werden.
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Marx hält die Aussage des Konkurrenten für einen klaren Regelbruch. "Wenn offizielle Wiesn-Biere mit Münchner Leitungswasser beziehungsweise mit Wasser gebraut werden, das nicht aus einem Tiefbrunnen stammt, verstößt das ganz klar gegen die Vorschriften", sagt er im Gespräch mit der lokalen Zeitung "TZ". "Genau genommen dürfte so ein hergestelltes Bier nicht auf der Wiesn verkauft werden."
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Hacker-Pschorr widerspricht den Vorwürfen
Marx beruft sich auf den Grundsatz "Münchner Wasser, Münchner Luft". Dieses Wasser könne ausschließlich aus Tiefbrunnen stammen – das Leitungswasser der Stadt aber werde unter anderem aus dem Mangfalltal gespeist.
Von Regelverstößen will man bei Hacker-Pschorr nichts wissen. Das "Einbrauen des Oktoberfestbieres" erfolge jedes Jahr "unter strengsten Vorgaben", betonte ein Sprecher der Brauerei. "Selbstverständlich wird unser Hacker-Pschorr Oktoberfestbier gemäß der EU-weit geschützten geografischen Angabe 'Oktoberfestbier‘ gebraut." Diese Verordnung schreibe ausdrücklich die Verwendung von Münchner Tiefengrundwasser aus der Tertiärschicht vor.
Zur Absicherung lasse man sich das Brauwasser "jährlich durch ein unabhängiges Institut prüfen und zertifizieren", so der Sprecher weiter. Dabei werde sowohl die Herkunft des Wassers als auch die Übereinstimmung mit den gebrauten Mengen kontrolliert. "Dieses Zertifikat erhalten wir Jahr für Jahr ohne Beanstandung."
Spitze gegen Bier-Kontrahenten
Wie konnte es dann zu der irritierenden Aussage kommen? Laut Hacker-Pschorr handelt es sich um ein Missverständnis. "Mit viel Fantasie kann diese Aussage so interpretiert werden, dass das Mangfallwasser, also Münchner Trinkwasser, zum Bierbrauen verwendet wurde", erklärte der Sprecher. Tatsächlich aber habe der Braumeister lediglich auf die geografische Herkunft des Münchner Wassers verwiesen – und nicht auf das verwendete Brauwasser selbst.
Süffisant fügte der Sprecher hinzu: "Für jemanden aus der Branche, der sich mit der Thematik länger auseinandersetzt, müssten die Gegebenheiten eigentlich sehr gut bekannt sein."
Machtkampf um Platz beim Oktoberfest
Der Streit zwischen Giesinger und Hacker-Pschorr ist kein Zufall. Schon länger bemüht sich die Giesinger Brauerei um einen Platz auf dem Oktoberfest. Um die Anforderungen für die Teilnahme zu erfüllen, ließ Marx eigens einen eigenen Tiefbrunnen bohren – ganz nach dem Vorbild der großen Münchner Brauereien. Bislang aber dürfen nur sechs Traditionshäuser ihr Bier auf der Wiesn ausschenken, darunter Hacker-Pschorr.
Marx hat ein klares Ziel. Er will mit Giesinger auf die Theresienwiese. Besonders ein Standort soll ihn reizen: das Areal der "Bräurosl", eins der beiden großen Hacker-Pschorr-Zelte. Der Wasserstreit bekommt damit eine zusätzliche Brisanz: Er ist auch ein Machtkampf um Ansehen und Einfluss in der Münchner Bierwelt.
- tz.de: "Oktoberfest: Wasser-Streit beim Wiesn-Bier – Giesinger greift Hacker-Pschorr an" (Deutsch)
- germany.representation.ec.europa.eu: "EU-Kommission genehmigt "Oktoberfestbier" als neue geschützte geografische Angabe" (Deutsch)




