Die Lufthansa hat Probleme mit kontaminierter Kabinenluft in ihren Flugzeugen vom Typ Airbus A380 eingeräumt. Schon mehrmals musste die Fluggesellschaft Triebwerke wechseln, weil es zu Geruchs-Vorfällen in Cockpit oder Kabine gekommen war, erklärte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty der Zeitung "Welt am Sonntag".
"Speziell auf den Airbus A380 bezogen, befassen wir uns seit mehr als einem Jahr damit", sagte Lamberty. Lufthansa nehme das Problem "sehr ernst".
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass ein Airbus A319 der Lufthansa-Tochter Germanwings bei der Landung in Köln 2010 nur knapp einer Katastrophe entging, weil beide Piloten kontaminierte Kabinenluft einatmeten und Vergiftungserscheinungen zeigten. Beide verloren beinahe das Bewusstsein.
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Schmiermittel wirkt wie Nervengift
Bei einem schweren Zwischenfall Ende 2010 gelangten vermutlich giftige Öldämpfe ins Cockpit. Ursache könnte ein Enteisungsmittel sein. Ein Flugmediziner der Lufthansa stellte jedoch in einem Schreiben vom 7. Juli 2011 fest, dass es sich neben Enteisungsmittel auch um "vermutlich Rauchgas und TCP-Inhalation" gehandelt haben müsse.
TCP ist demnach ein Schmiermittelzusatz im Triebwerköl, der wie ein Nervengift wirken kann. Beim Einatmen entsprechender Dämpfe könnten kribbelnde Gliedmaßen und Einengung des Gesichtsfelds bis hin zum Bewusstseinsverlust auftreten.
Triebwerke teilweise schon modifiziert
Der Motorenhersteller Rolls-Royce habe auf Initiative der Lufthansa eine Modifikation für das Triebwerk entwickelt, die bereits bei einer ganzen Reihe von Triebwerken eingebaut worden sei. Der Sprecher wies darauf hin, dass dies "in der überwiegenden Mehrzahl" bei der routinemäßigen Wartung geschehen sei.
Beinahe-Katastrophe im Jahr 2010
Unterdessen hat die Lufthansa-Tochter Germanwings Vorwürfe zurückgewiesen, sie habe den - um ein Haar katastrophal verlaufenen - Zwischenfall mit dem Airbus A319 verharmlost. Noch am Abend des Vorfalls seien die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) und das Luftfahrtbundesamt umfassend informiert worden.
Weshalb die BFU damals weder Voice-Rekorder noch Datenschreiber sicherstellte und erst sehr viel später eine genaue Untersuchung veranlasste, entziehe sich seiner Kenntnis, sagte ein Sprecher. Die BFU klassifizierte den Zwischenfall in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht als "schwere Störung".
Piloten mussten ins Krankenhaus
Die Pilotenvereinigung Cockpit warf Germanwings dagegen Verharmlosung vor. Die Piloten hatten möglicherweise giftige Dämpfe aus dem Luftversorgungssystem eingeatmet und waren beide fast bewusstlos geworden. Nur mit einer Sauerstoffmaske konnte der Kapitän die Maschine mit rund 150 Menschen an Bord noch landen. Danach mussten aber beide Piloten ins Krankenhaus eingeliefert werden.