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Thailand: In Höhle gefangene Jugendliche – Was die Rettung so schwierig macht


Höhlendrama in Thailand
Retter kämpfen gegen sechs lebensbedrohliche Probleme

dpa, Katja Räther

Aktualisiert am 06.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Ein in der Höhle gefangener Junge: Die Rettung der Fußball-Mannschaft gestaltet sich äußert schwierig.Vergrößern des BildesEin in der Höhle gefangener Junge: Die Rettung der Fußball-Mannschaft gestaltet sich äußert schwierig. (Quelle: dpa-bilder)
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Viel Wasser, wenig Luft: Wie das Höhlendrama von Thailand ausgeht, ist offen. Nicht nur der Regen macht die Rettung der eingeschlossenen Jungen schwierig.

Seit zwei Wochen sitzen 13 Menschen in einer Höhle im Norden Thailands fest. Seit vier Tagen haben die 12 Jungen und ihr Fußball-Trainer zumindest Kontakt zur Außenwelt. Ihre Befreiung aus dem teils überschwemmten Inneren des Berges an der Grenze zu Myanmar erweist sich aber als überaus kompliziert. Die Gründe:

1) Der Regen: Die Jugendfußballer wurden bei ihrem Höhlenausflug am 23. Juni wohl von einer Sturzflut überrascht – und flüchteten sich vor den Wassermassen immer tiefer ins Innere. Mitten im Monsun, der in dieser Region von Juni bis Oktober dauert, erschweren immer neue Regenfälle die Rettung der Gruppe. Je mehr Wasser in die Höhle strömt, desto schlechter wird wegen aufgewirbelter Ablagerungen die Sicht für die Taucher, die die eingeschlossene Gruppe derzeit mit dem Nötigsten versorgen. Ein Taucher überlebte am Freitag den Einsatz nicht.

Das von Rettungskräften und Behörden derzeit bevorzugte Szenario sieht vor, dass die Kinder in Begleitung von Rettungstauchern durch den überfluteten Teil der Höhle herausschwimmen. Aber auch dieses Manöver würde bei weiteren Regenfällen durch die schlechte Sicht unter Wasser massiv behindert.

2) Der Wasserstand: Seit Tagen pumpen Einsatzkräfte Wasser aus der Höhle – zunächst, um die Vermissten überhaupt zu finden. Dann, um sie vor weiter steigenden Pegeln zu schützen. Vor allem in Medien wird die Möglichkeit diskutiert, die Höhle mit Hilfe der Pumpen so weit auszutrocknen, dass die Jungen sie zu Fuß verlassen könnten. Angesichts der Wassermassen erscheint diese Lösung derzeit aber unwahrscheinlich. Die erwarteten weiteren Regenfälle der kommenden Tage werden die Situation eher noch verschärfen.


3) Die Atemluft: Die Luft wird dünn für die Jugendlichen und ihren Coach. Ein Armeegeneral berichtet, der Sauerstoffgehalt in der Kammer liege aktuell bei rund 15 Prozent – sonst sind es etwa 20 Prozent. Deshalb soll nun Sauerstoff zu den Eingeschlossenen gepumpt werden. Die Leitung müsste 4,7 Kilometer lang sein, um vom Höhleneingang bis zur Kammer zu reichen. Wie lange die Jungen noch ohne zusätzlichen Sauerstoff ausharren können, bleibt offen.

4) Die Tiefe: Die Rettungskräfte haben sich in dem bergigen Gelände über der Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non auf die Suche nach möglichen weiteren Ausgängen gemacht. Erkundet wird auch die Möglichkeit, einen Rettungsschacht zu den Gestrandeten zu bohren – technisch eine große Herausforderung, denn auf Hunderten von Metern müsste durch Stein gebohrt werden. Mit einer Ausdehnung von etwa zehn Kilometern zählt die Höhle in der Grenzregion Chiang Rai zu den längsten des Landes. Wegen ihrer schwer zugänglichen Lage ist sie wenig erforscht und wird vor allem von Einheimischen aufgesucht.

5) Die Fitness: Die Erfolgsaussichten der Rettungsaktion sind auch von der körperlichen Verfassung der Jugendlichen abhängig. Der Weg von ihrem Zufluchtsort bis zum Höhleneingang führt durch dunkle, teils überflutete Gänge und dauert rund fünf Stunden. Die meisten können bisher nicht schwimmen – ihr Überleben könnte aber davon abhängen, den Weg durch die Wassermassen aus eigener Kraft zu schaffen. Zwar bekommen sie jetzt Tauchunterricht, zudem würden sie von Rettungstauchern begleitet – aber der Weg bleibt eine Herausforderung.

6) Die Psyche: Grundsätzlich ist in der abgeschlossenen Höhle mit klaustrophobischen Reaktionen und existenziellen Todesängsten zu rechnen. Die jungen Fußballer hatten nichts zu essen, waren nass und unterkühlt. Zudem hatten sie tagelang keinen Kontakt nach draußen und wissen noch immer nicht, wie lange die lebensbedrohliche Situation dauern wird. "Der Kontakt zur Außenwelt war ein ganz entscheidender Lebensmotor", sagt der Berliner Psychologie-Professor Peter Walschburger. Seitdem sei die Hoffnung auf Rettung gewachsen, auch wenn weitere Gefahren warten.

Walschburger bewertet es positiv, dass sich die Jungen in einer Entwicklungsphase befänden, in der die Unternehmungslust maximal ausgeprägt sei. Dem Trainer falle die natürliche Führungsrolle für den Zusammenhalt in der Mannschaft zu. "Aber auch unter den Jugendlichen dürften sich Hierarchien herausbilden, in denen Einzelne den Lebenswillen der Gruppe stärken und das Überleben organisieren", sagt Walschburger. So fördere etwa auch das Training für einen möglichen Tauchgang den Zusammenhalt. "Ich bin zuversichtlich, dass da eine Heldengeschichte rauskommt."

Verwendete Quellen
  • dpa
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