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Genua: Brücke knackt verdächtig – Bergungsarbeiten eingestellt


Brückeneinsturz in Genua
Brücke knackt verdächtig – Bergungsarbeiten eingestellt

Von t-online, js

Aktualisiert am 20.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Die eingestürzte Autobahnbrücke in Genua: Wegen verdächtiger Geräusche musste die Feuerwehr ihre Bergungsarbeiten einstellen.Vergrößern des BildesDie eingestürzte Autobahnbrücke in Genua: Wegen verdächtiger Geräusche musste die Feuerwehr ihre Bergungsarbeiten einstellen. (Quelle: dpa)
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Wie gefährlich sind die Überreste der eingestürzten Brücke in Genua? Beunruhigende Geräusche haben die Arbeit der Feuerwehr gestoppt. Gegen die Behörden gibt es neue Vorwürfe.

Aus Sicherheitsgründen haben Feuerwehrleute in Genua ihre Bergungsarbeiten unter einem der beiden Brückenreste vorläufig eingestellt. Der Rumpf, der über evakuierten Wohnhäusern verläuft, mache Geräusche, die sich von denen in den vergangenen Tagen unterschieden, sagte ein Feuerwehr-Sprecher. In der Nacht zum Montag hätten Anwohner ein Knacksen vernommen, berichteten italienische Medien.

Die Bewohner der Häuser dürften deshalb keine Gegenstände mehr aus ihren Wohnungen holen. Heute sollten die ersten betroffenen Familien neue Bleiben bekommen, kündigte der Regionalpräsident von Ligurien, Giovanni Toti, an. Bis zum 20. September sollten weitere 40 Wohnungen zur Verfügung stehen, bis Ende des Monats weitere 100. "Innerhalb von maximal acht Wochen gibt es ein Zuhause für alle", versprach er. Mehr als 500 Genuesen hatten ihre Wohnungen verlassen müssen.

Behörden wussten seit Monaten von rostenden Seilen

Nach einem Bericht wussten italienische Behörden seit Februar, dass Spannseile der eingestürzten Brücke in Genua rosten. Das Magazin "L'Espresso" berichtet von einem Treffen am 1. Februar. Damals kam eine siebenköpfige Kommission zusammen, um die Ergebnisse einer Untersuchung der Brücke zu diskutieren. Das Protokoll belegt, dass Mängel bekannt waren, lange bevor die Brücke einstürzte. Bei dem Unglück starben mindestens 43 Menschen.

Die Mitglieder der Kommission vertraten den privaten Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia, das nationale Infrastrukturministerium und die regionale Baubehörde. Sie lasen von zahlreichen Mängeln. Unter anderem von Rost an zwei Seilsträngen: sie seien zu 10 bis 20 Prozent verrostet. Seile, die entscheidend sind für die Stabilität der Brücke.

Keine Maßnahmen veranlasst

Die Kommission kam trotz einiger Kritik an einzelnen Verfahren zu dem Ergebnis, der Bericht sei methodisch in Ordnung. Das heißt auch: Die Mängel waren real. Die Mitglieder zeichneten mit ihrer Unterschrift, wie ein Auszug aus dem Protokoll zeigt, das "L'Espresso" veröffentlicht hat.

Aus dem Zeitungsbericht geht nicht hervor, für wie gefährlich die Prüfer den Rostbefall hielten. Aus dem Protokoll geht den Berichten zufolge nicht hervor, dass Maßnahmen empfohlen wurden. Klar ist aber: Nun sollten die entscheidenden Stellen von Mängeln wissen. Sie konnten außerdem wissen, dass der Architekt der Brücke, Riccardo Morandi, schon 1979 vor Rost an der Brücke gewarnt hatte. Das berichtet jetzt der Fernsehsender "RAI".

Die Behörden und der Autobahnbetreiber reagierten offenbar nicht auf die Erkenntnisse der Untersuchung. Die Seile wurden nicht verstärkt, der Verkehr wurde nicht eingeschränkt.

Gerissenes Seil möglicherweise Ursache für den Einsturz

Möglicherweise mit Folgen: Die Untersuchungskommission, die herausfinden soll, warum die Brücke zusammenbrach, hält es zumindest für möglich, dass ein gerissenes Tragseil die Ursache war. Zeugenaussagen deuteten darauf hin. Es sei eine ernst zu nehmende Hypothese, sagte Antonio Brencich, Professor für Stahlbetonbau an der Universität Genua, italienischen Medien.

Brencich ist nicht nur Mitglied der aktuellen Untersuchungskommission – er gehörte auch der Kommission an, die im Februar die Mängelliste begutachtete. In dieser Doppelrolle ist er nicht allein: Roberto Ferrazza, der Leiter der Untersuchungskommission, war im Februar ebenfalls anwesend. Beide haben das Protokoll unterschrieben, wie "L'Espresso" zeigt. Ferrazza habe mittlerweile angeboten, sich aus der Untersuchungskommission zurückzuziehen, schreibt die "Basler Zeitung" unter Berufung auf ungenannte italienische Medien.

Verwendete Quellen
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