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Klimakrise: Mehr als 220 Fachmagazine appellieren an Politik


"Kein Impfstoff gegen die Klimakrise"
Mehr als 220 Magazine richten beispiellosen Appell an die Politik

Von dpa
06.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Waldbrand in Kalifornien: Die Gefahr von Extremwetterereignissen steigt durch die Klimakrise.Vergrößern des BildesWaldbrand in Kalifornien: Die Gefahr von Extremwetterereignissen steigt durch die Klimakrise. (Quelle: Noah Berger/AP/dpa)
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Wissenschaftliche Fachjournale wenden sich in einem gemeinsamen Artikel an Staats- und Regierungschefs in aller Welt. Der Ton ist deutlich: Im Kampf gegen die Klimakrise müsse jetzt gehandelt werden.

Mehr als 220 Fachmagazine zu Medizin und Gesundheit fordern die Staats- und Regierungschefs der Welt in einem gemeinsamen Leitartikel auf, den Klimanotstand ernstzunehmen und entsprechend zu handeln. Sofortmaßnahmen seien nötig, um die Klimakrise einzugrenzen, die Biodiversität wiederherzustellen und die öffentliche Gesundheit zu schützen. "Wir, die Herausgeber von Gesundheitsjournalen, fordern die Regierungen und andere Verantwortliche zum Handeln auf und dazu, das Jahr 2021 als dasjenige zu markieren, in dem die Welt endlich ihren Kurs ändert", heißt es in dem Leitartikel.

Der Aufruf erscheint im Vorfeld der UN-Generalversammlung, einer der letzten internationalen Tagungen vor der Weltklimakonferenz (COP26), die im November in Glasgow stattfindet. "Im Vorfeld dieser entscheidenden Treffen rufen wir – die Herausgeber von Gesundheitszeitschriften weltweit – zu Sofortmaßnahmen auf, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur unter 1,5 Grad zu halten, die Zerstörung der Natur zu stoppen und die Gesundheit zu schützen", heißt es in dem Leitartikel.

"Wir können nicht warten"

Der Appell wird unter anderem in renommierten Journalen wie "The Lancet", "The British Medical Journal" und "The New England Journal of Medicine" sowie dem "Chinese Science Bulletin" und "International Nursing Review" veröffentlicht. Schon lange machen Mediziner und Wissenschaftler darauf aufmerksam, dass Umweltzerstörung und globaler Temperaturanstieg gesundheitlichen Tribut fordern. Einer Studie zufolge, deren Ergebnisse im vergangenen Jahr in "The Lancet" veröffentlicht wurden, standen allein in Deutschland 2018 rund 20.200 Todesfälle bei über 65-Jährigen in Zusammenhang mit Hitze.

"Trotz der notwendigen Beschäftigung der Welt mit Covid-19 können wir nicht warten, bis die Pandemie vorüber ist, um die Emissionen rasch zu reduzieren", betonen die Autoren. Hitzebedingte Sterblichkeit, gesundheitliche Folgen zerstörerischer Wetterereignisse und die fortschreitende Vernichtung von für die menschliche Gesundheit wichtigen Ökosystemen seien nur einige der Auswirkungen, die aufgrund des Klimanotstands vermehrt beobachtet würden.

Folgen der Klimakrise ungerecht verteilt

Sie beträfen in unverhältnismäßiger Weise die Schwächsten, darunter Kinder und ältere Menschen, ethnische Minderheiten, ärmere Bevölkerungsgruppen und Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen. Darüber hinaus wirke sich der Klimanotstand auf Ernten weltweit und damit auf die Nahrungsmittelsicherheit aus.

In dem gemeinsamen Aufruf wird betont, dass die Folgen der Umweltkrise ungerecht verteilt seien. "Während Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen in der Vergangenheit weniger zum Klimawandel beigetragen haben, tragen sie eine übermäßige Last der negativen Auswirkungen, auch auf die Gesundheit", schreibt Lukoye Atwoli, Herausgeber des "East Africa Medical Journal". "Wir fordern daher gerechte Beiträge, bei denen die wohlhabenderen Länder der Welt mehr tun, um die Auswirkungen ihres Handelns auf das Klima auszugleichen, und zwar ab jetzt und auch in Zukunft."

"Risiken könnten jede Krankheit in den Schatten stellen"

Konkret müssten Industrienationen ihre Emissionen schneller senken "und zwar bis 2030 über die derzeit vorgeschlagenen Reduktionen hinaus und bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen", heißt es in dem Aufruf. Zudem sollten sich die wohlhabenderen Länder zu einer Erhöhung der Klimafinanzierung verpflichten sowie ihren entsprechenden ausstehenden Verpflichtungen nachkommen.

Die Anstrengungen, die schon jetzt unternommen würden, um Treibhausgase zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen, seien zwar lobenswert, aber nicht genug. Vor allem würden die gesundheitlichen Folgen des Klimanotstands nicht hinreichend berücksichtigt. "Die Risiken des Klimawandels könnten die einer jeden Krankheit in den Schatten stellen. Die Covid-19-Pandemie wird enden, aber es gibt keinen Impfstoff gegen die Klimakrise", kommentiert Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Umfassende Veränderungen nötig

Konkret fordert der Leitartikel die Regierungen auf, beispielsweise eine Neugestaltung der Verkehrssysteme, der Städte, der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung, der Märkte für Finanzinvestitionen und der Gesundheitssysteme zu unterstützen. "Dafür werden enorme Investitionen erforderlich sein, die weit über das hinausgehen, was irgendwo auf der Welt erwogen oder geleistet wird."

Solche Investitionen bewirkten deutliche positive Effekte für Gesundheit und Wirtschaft. "Dazu gehören hochwertige Arbeitsplätze, eine geringere Luftverschmutzung, mehr körperliche Bewegung sowie bessere Wohnverhältnisse und Ernährung." Allein die bessere Luftqualität würde demnach gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, die die globalen Kosten der Emissionsreduzierung leicht aufwiegen.

Der Leitartikel im Namen der Gesundheitsberufe wurde koordiniert und mitverfasst von der UK Health Alliance on Climate Change sowie von 17 Chefredakteurinnen und -redakteuren der beteiligten Redaktionen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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