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Vom Starkregen zur Flutkatastrophe – wie die Tragödie ihren Lauf nahm


Ein Jahr nach der Flut
Von Starkregen zum Hochwasser: Wie die Tragödie ihren Lauf nahm

Von dpa, afp, csi

Aktualisiert am 14.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Drohnen-Aufnahme zeigt die Verwüstung in der nordrhein-westfälischen Stadt Erftstadt. (Archivbild)Vergrößern des BildesEine Drohnenaufnahme zeigt die Verwüstung in der nordrhein-westfälischen Stadt Erftstadt. (Archivbild) (Quelle: David Young/dpa-bilder)
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Mehr als 180 Tote, Hunderte Verletzte und eine Schneise der Verwüstung: Wie die Flutkatastrophe innerhalb weniger Stunden für viele Menschen alles veränderte.

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 im Westen Deutschlands sterben allein in Rheinland-Pfalz mindestens 135 Menschen – 134 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Zwei Menschen werden noch immer vermisst. In Nordrhein-Westfalen kommen bei dem Hochwasser nach extremen Starkregenfällen 49 Menschen ums Leben; mit 180 Städten und Gemeinden ist fast die Hälfte der Kommunen betroffen. Eine Chronologie der Ereignisse:

11. Juli: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt am Vormittag vor extremem Starkregen mit bis zu 200 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb von 60 Stunden. Eine genaue Vorhersage, wo die riesigen Mengen niedergehen werden, ist nicht möglich.

14. Juli: Der Pegelstand der Ahr steigt. Der Kreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz ruft die zweithöchste Alarmstufe aus, 23 Minuten zuvor hatte das Landesumweltamt bereits die höchste Warnstufe ausgerufen. Der Landrat von Ahrweiler, Jürgen Pföhler, und der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz besuchen die Einsatzzentrale des Krisenstabs in der Kreisbehörde. Anschließend verlassen sie den Krisenstab und kehren nicht mehr zurück. Am späten Abend empfiehlt der Kreis Ahrweiler eine Evakuierung der Häuser in Gebieten an der Ahr. In NRW gehen an dem Tag zahlreiche Notrufe ein, Hänge rutschen weg. Immer mehr Kommunen sind betroffen, größere Evakuierungen beginnen. Die Stadt Hagen ruft den Katastrophenfall aus. Zwei Feuerwehrmänner ertrinken bei Einsätzen.

Die Zahl der Toten steigt

15. Juli: Im Ahrtal kommt es zu dramatischen Szenen, die Wassermassen reißen ganze Häuser mit, Menschen flüchten verzweifelt auf Dächer. Die Polizei spricht nachmittags von etwa 18 Toten im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler, die Zahl steigt. Auch in NRW verwandeln sich Flüsse und Bäche in reißende Ströme. Immer mehr Opfer werden entdeckt, am Abend geht man von mindesten 30 Toten aus. In vielen Orten sind Kommunikation und Trinkwasserversorgung unterbrochen. Internetzugänge und Telefonverbindungen funktionieren nur eingeschränkt, Feuerwehr und Verwaltung sind mancherorts nicht erreichbar. Teile des Bahnverkehrs werden eingestellt, viele Straßen gesperrt. In manchen Orten bricht die Stromversorgung zusammen. Das Leverkusener Klinikum wird geräumt. Die Bundeswehr hilft mit Panzern und Hubschraubern. Mehrere Kreise rufen den Katastrophenfall aus. Das Wasser steht zum Teil 14 Meter hoch.

16. Juli: Da viele überflutete Regionen nur schwer zu erreichen sind, dringen auch die Meldungen über die Todesfälle nur langsam nach außen, die Lage bleibt unübersichtlich. Stündlich werden mehr Opfer aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gemeldet. Am Freitagmittag sprechen die Regierungen beider Länder erstmals von hundert Toten, darunter auch zwölf Bewohner eines Behindertenwohnheims in Sinzig, die hilflos ertrinken. Mehr dazu lesen Sie hier. Hunderte Menschen sind verletzt, zahlreiche werden vermisst. In den darauffolgenden Tagen steigt die Zahl der Toten auf über 180. Die Wetterlage entspannt sich erst Tage später. Der Wiederaufbau der zerstörten Regionen, für den Bund und Länder 30 Milliarden Euro bereitstellen, wird noch Jahre in Anspruch nehmen.

Besuche von und Ermittlungen gegen Politiker

17. Juli: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) lacht während einer Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Erftstadt. Ein fataler Fehler, der als Mitgrund für seine spätere Niederlage als CDU-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl gilt.

20. Juli: Kanzlerin Merkel (CDU) zeigt sich tief erschüttert beim Besuch des Katastrophengebiets in Bad Münstereifel im Süden von NRW.

6. August: Die Staatsanwaltschaft Koblenz gibt bekannt, dass sie gegen Landrat Pföhler ermittle. Es geht um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen.

Die politische Aufarbeitung beginnt

1. Oktober: Die politische Aufarbeitung der Flutkatastrophe beginnt mit der ersten Sitzung des Landtagsuntersuchungsausschusses in Mainz. Das Gremium soll auch mögliches Behördenversagen aufdecken.

27. Oktober: Eine Enquete-Kommission des Landtags nimmt die Arbeit auf. Sie soll Gründe, Ablauf und Folgen des verheerenden Hochwassers analysieren und Empfehlungen für einen besseren Katastrophenschutz, aber auch für Anpassungen an den Klimawandel erarbeiten.

31. Oktober: Landrat Pföhler wird in den Ruhestand versetzt. Nach der Flutkatastrophe hatte er sich zunächst krankschreiben lassen und dann einen Antrag auf dauerhafte Dienstunfähigkeit gestellt. Einen Rücktritt hatte er abgelehnt.

11. April 2022: Die Grünen-Politikerin Anne Spiegel tritt als Bundesfamilienministerin zurück. Zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe war sie Umweltministerin in Rheinland-Pfalz. Sie stand unter anderem wegen eines längeren Familienurlaubs in der Kritik, den sie zehn Tage nach der Flut angetreten hatte, was erst Monate später bekannt wurde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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