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Wetter in Deutschland: Nicht nur die Hitzewelle bedroht die Republik


Nicht nur die Hitzewelle bedroht Deutschland


Aktualisiert am 20.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Die Elbefähre "Amt Neuhaus": Wegen des niedrigen Wasserstands liegen die Uferbereiche im Trockenen.Vergrößern des Bildes
Die Elbefähre "Amt Neuhaus": Wegen des niedrigen Wasserstands liegen die Uferbereiche im Trockenen. (Quelle: Jens Büttner/dpa)

Europa und Deutschland ächzen unter der Hitzewelle. Doch dass überall Wälder brennen, liegt an einem anderen Phänomen. Es zieht zahlreiche Probleme nach sich.

Es sind angsteinflößende Bilder: Ein Reporter fährt mit seinem Auto durch den Nordwesten Portugals und filmt dabei. Links und rechts lodern die Flammen, dunkle Rauchschwaden bedecken die Straße, es ist kaum mehr etwas zu erkennen. Schließlich schafft er es durch das Inferno.

Nicht nur in Portugal, auch in Spanien, Frankreich und Italien wüten derzeit Waldbrände. Feuerwehren fürchten solche großflächigen Brände auch in Deutschland, besonders in trockenen Regionen.

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Monatelange Dürre

Diese dramatische Lage ist keine direkte Folge der Hitzewellen, dahinter liegt ein anderes Problem: die lang anhaltende Dürre. Die Böden und Pflanzen sind in vielen Teilen Südeuropas ausgetrocknet. Kommt menschliches Fehlverhalten dazu, wie etwa achtlos weggeworfene Zigaretten, kann schnell ein Feuer ausbrechen. Je stärker der Wind, desto rasanter breitet es sich aus.

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Das Dürre-Problem ist in Europa weitverbreitet: Laut einem Bericht der EU-Kommission ist ein Großteil des Gebiets des Staatenbundes bedroht. Ende Juni galt in rund 46 Prozent eine Dürre-Warnstufe, in elf Prozent sogar eine Alarmstufe.

Waldbrände sind nur eine der Konsequenzen, wenn auch die plakativste. Müssen ganze Ortschaften evakuiert werden, wie zuletzt an der kroatischen Küste oder in Südfrankreich, dann macht das weltweit Schlagzeilen. Doch die Dürre bringt auch andere schwere Folgen mit sich – für die Bevölkerung, die Landwirtschaft und die Energiegewinnung.

Behörden reduzieren Zugang zu Trinkwasser

Besonders dramatisch ist die Lage derzeit in Norditalien. Die Region leidet unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren. Grund ist hier der trockene Winter: Es hat zu wenig geregnet, im Frühjahr fiel die Schneeschmelze in den italienischen Alpen daher wenig üppig aus. Daraus speisen sich aber die großen Flüsse wie der Po, der nun nahezu ausgetrocknet ist. Die Lage ist dort so dramatisch, dass bereits Wasser mit Lastwagen dorthin transportiert wird.

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Die Folgen: Die Regierung hat in fünf Regionen den Notstand ausgerufen – hier leben 42 Prozent der Italiener. In der Stadt Verona darf Leitungswasser tagsüber nur zur Nahrungsaufnahme, Körperhygiene und zum Putzen genutzt werden. Im Garten den Rasen zu sprengen, Schwimmbäder aufzufüllen oder Autos zu putzen, ist hingegen verboten. In Mailand werden Springbrunnen nicht mehr befüllt.

In einigen südfranzösischen Orten gingen die Behörden noch weiter. Zwischenzeitlich durfte hier noch nicht einmal zum Zähneputzen Leitungswasser gebraucht werden. Die Behörden verteilten stattdessen Wasser in Flaschen.

"Große Einbußen" ohne Regen

Die Dürre verursacht auch Probleme bei der Energieversorgung. Die Wasserwerke im bergigen Norden Italiens produzieren in diesem Jahr weniger, normalerweise sorgen sie für ein Fünftel des Stroms des gesamten Landes.

Und auch die Landwirtschaft leidet. Laut dem Bericht der EU-Kommission müssen sich zahlreiche Staaten auf Ernteausfälle einstellen. Besonders stark trifft das wohl Frankreich, Rumänien, Spanien, Portugal und Italien.

Dem Bericht zufolge sorgt der Niederschlagmangel auch in Deutschland dafür, dass das Sommergetreide schlechter wächst. Die Europäische Dürrebeobachtungsstelle klassifiziert große Teile der Bundesrepublik in Orange: "Warnung: Bodenfeuchtigkeitsdefizit". Einige sind sogar rot, in diesen Regionen leidet die Vegetation bereits erheblich.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, zeigte sich in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" alarmiert: Bei der Getreideernte habe das Wetter bereits Spuren hinterlassen. Feldfrüchte wie Mais oder Kartoffeln, bei denen die Ernte noch anstehe, würden ebenfalls "unter den hohen Temperaturen leiden". Sollte es in nächster Zeit nicht regnen, werde es "zu großen Einbußen kommen".

Böden teils bis in die Tiefe ausgetrocknet

Welche Auswirkungen zu wenig Niederschlag hat, ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. Experten schauen sich deswegen nicht nur an, wie viel weniger es regnet, sondern auch, wie es um die Bodenfeuchte bestellt ist. Ein Sandboden etwa speichert viel weniger Wasser als ein Lössboden. Zweiterer trocknet also langsamer aus.

Alarmierend ist eine weitere Entwicklung. Vor allem im Osten, in der Mitte und Teilen des Südens Deutschlands messen Experten des Dürremonitors am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) eine außergewöhnliche Dürre im Gesamtboden. Auch in tieferen Schichten ist der Boden viel zu trocken – und zwar schon seit 2018, wie der Leiter des Dürremonitors, Andreas Marx, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Sommer in den Jahren 2018 und 2019 waren besonders trocken, in einigen Regionen Deutschlands kam dazwischen zudem ein vergleichsweise trockener Winter hinzu.

"Es ist verkehrt zu denken, das bleibe jetzt immer so"

Der Klimaforscher warnt allerdings davor, die Lage zu dramatisieren. Eine Dürre sei genauso ein extremes Ereignis wie ein Hochwasser. Nur sei ein Hochwasser nach einigen Tagen wieder vorüber, während eine Dürre jahrelang anhalten könne. "Es ist verkehrt zu denken, das bleibe jetzt immer so", sagte Marx. Anders als in den Mittelmeerstaaten werde in Deutschland die Wasserverfügbarkeit langfristig nicht abnehmen.

Eine echte Entspannung für die Dürre-Regionen dürfte es aber erst im Winter geben: "Um eine Dürre im Gesamtboden aufzulösen, braucht man etwa ein halbes Jahr mit guten Voraussetzungen: wenig Frost, kontinuierliche Niederschläge und keine Hitzewelle im Frühjahr." Und es müssten Lösungen gefunden werden, wie das Wasser übers Jahr verteilt werden könne – etwa indem man es im Winter für trockenere Sommer speichere, forderte Marx.

Bußgelder für Rasensprengen

Immer deutlicher fordern Experten Klimaanpassungen wie diese. Umweltschützer dringen zum Beispiel auf einen schnelleren Waldumbau, hier lesen Sie mehr dazu. Denn besonders Kieferwälder sind feueranfällig, bei den jüngsten Bränden in Südeuropa war zu lesen, dass harzreiche Nadelbäume förmlich explodierten. Mischwälder hingegen sind resistenter, Brände breiten sich hier nicht so schnell aus.

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Einige Regionen stellen sich zudem auf Wasserknappheit ein. Vereinzelt haben Städte und Kommunen wie zum Beispiel Potsdam bereits verboten, Wasser aus Flüssen und Seen abzupumpen. Und in der brandenburgischen Gemeinde Panketal darf ab August zu bestimmten Zeiten der Garten nicht mehr bewässert werden.

Bei Missachtung können Bußgelder verhängt werden, Wiederholungstätern drohe sogar eine Strafe "bis in den vierstelligen Bereich", sagte Bürgermeister Maximilian Wonke dem rbb. Eine langfristige Lösung sei das aber nicht. Statt nur zu regulieren, müssten Lösungen gefunden werden, um den Wasserverbrauch dauerhaft zu senken.

Verwendete Quellen
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